Sektiererische Störer

- Die Gruppe um Horst Schaffranek -
("Sein wunderbares Leben heute")


Wie sie auftreten

Zunächst mischen sie sich als harmlose Tagesgäste unter die Teilnehmer, dann versuchen sie sich über Gesprächsrunden und Diskussionen fromm getarnt in Szene zu setzen.

Sie sind zunächst freundlich und ruhig, doch dann lassen sie im Einzelgespräch oft die Maske fallen und können leicht bösartig und aggressiv werden. Über Hausverbote und Grundstücksverweise setzen sie sich sowieso hinweg und sehnen sich fanatisch danach, daß energische Schritte getan oder die Polizei geholt wird.

Im Jahr 1996 scheuten sie sich nicht, in Krelingen nach der Predigt den hochbetagten Pastor Paul Deitenbeck aus Lüdenscheid tätlich zu bedrängen und ihn als "Satansdiener" beschimpfen.

Diese irregeleiteten Leute gingen in diesem Jahr sogar so weit, daß sie junge Menschen aus der psychischen Rehabilitationsarbeit in Krelingen aufforderten, sich mit ihnen in Verbindung zu setzen, wenn sie "hier raus wollten". Sie gaben ihnen entsprechende Telefonnummern.


Wer ist hier gemeint?

Es sind die bundesweit ca. 100 - 200 Anhängern der Gruppe, die sich nach einer Schriftenreihe Schaffraneks "Sein wunderbares Leben" nennt. Leiter dieser Gemeinschaft ist der frühere freikirchliche Pastors Horst Schaffranek, der dann aber als freier Evangelist tätig wurde. Er wurde 1923 geboren und wohnt heute in Rickenbach bei Bad Säckingen.

Die Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen bescheinigt dieser Gruppe "eindeutig sektiererische Züge". Sie nutzen seit etwa fünf Jahren vor allem Gottesdienste und Vorträge im pietistischen Raum, um "Gerichtspredigten" über die Spaltung der Christenheit zu halten. Ihrer Überzeugung nach müssen die Konfessionen überwunden und sich am jeweiligen Ort alle Christen zu einer großen Gemeinde zusammenfinden. Schaffranek lehrt, dass es an einem Ort nur eine Gemeinde geben dürfe, und dass jede Zertrennung der Ortsgemeinde Ungehorsam gegen Gott sei. Es geht darum, die völlige Verderbtheit des Menschen zu erkennen und die alte Natur abzutöten. Durch Christi Opfer geschieht das angeblich nicht, wenn nicht eigene Mühe hinzutritt.

Der Tatbestand der Sektiererei ist besonders durch die kaderhafte Formierung und autoritäre Führung der Gruppe durch ihren Führer erfüllt. Die Hörigkeit der Sektenmitglieder ist extrem. Dazu kommt eine willkürliche und absolut gesetzte Verzerrung von Bibeltexten so wie die totale Verurteilung aller Kirchen und christlicher Gruppen, verbunden mit einem krankhaften Sendungsbewußtsein und Eifer. Die Anhänger führen Missionseinsätze in ganz Deutschland und im Ausland durch.

In der Zwischenzeit gibt es eine Polizeiakte über die Sekte. Vorsicht ist unbedingt geboten. Es kann dies aber keine Vorsicht sein, die gewähren läßt und Nachsicht übt.


Quelle: IDEA Spektrum Nr. 49/1997



Störer des Wortes


Ihr Auftreten

Deutscher Evangelischer Kirchentag in Stuttgart 1999. Abschlußgottesdienst im Gottlieb-Daimler-Stadion. Die Ehrengäste auf der Tribüne bereiten sich gerade auf den Empfang des Abendmahls vor, als sich junge Leute mit einem Transparent vor ihnen aufbauen: "Das Abendmahl aus dem Stoff von Sodom und Gomorra." Es sind Anhänger von Horst Schaffranek, dem in Südbaden angesiedelten Leiter des Missionswerks "Sein wunderbares Leben heute", die provozieren. Bei Walter Schmidt gelingt ihnen das auch. Der Beauftragte für Religions- und Weltanschauungsfragen der württembergischen Landeskirche läßt Brot und Traubensaft stehen, um das Plakat zu entfernen. Schon eine Viertelstunde zuvor hat er zusammen mit Oberkirchenrat Heiner Kienzlen zum ersten Mal eingegriffen und Störer mit Hilfe von Ordnungskräften zur Seite gedrängt. Die Demonstranten behaupten bei dieser zweiten Störung, Kirchentagspräsidentin Barbara Rinke habe die Aktion genehmigt - was sich als Lüge herausstellt. Schmidt läßt sich von Drohungen, man werde ihn anzeigen, nicht erschüttern.

Es war nicht die einzige Veranstaltung, die Schaffraneks Anhänger bei diesem Kirchentag gestört haben, aber die mit der meisten Breitenwirkung, denn der Gottesdienst wurde im Fernsehen übertragen. Ob in Hallen auf dem Killesberg, im Zentrum für Familie und Partnerschaft in Feuerbach bei Gottesdiensten in der Stadt, bei einer Abendmahlsfeier mit Altlandesbischof Theo Sorg - überall tauchten die Plakate auf, bezeichneten Kirche und Kirchentag, als "Babylon" und drohten allen Teilnehmern mit fürchterlichen Gottesgerichten.

Aufforderungen, den Saal zu verlassen folgten sie fast nie; erst die Drohung mit Polizei oder ein sanfter Rausschmiß durch Ordnungskräfte brachte sie zur Räson.

Und das ist die Erfahrung seit über zehn Jahren: Bei "ProChrist", bei "Christival" Jugendtreffen oder Zusammenkünften der Deutschen Evangelischen Allianz - immer versuchen Schaffraneks Leute die Versammlung aufzumischen. Sie erweisen sich nicht als Hörer, sondern als Störer des biblischen Worts. Selbst bei der Beerdigung von Heinrich Kemmner, dem Gründer Lind Leiter des Geistlichen Rüstzentrum Krelingen, steckten sie 1993 ihre Flugblätter unter die Scheibenwischer an den Autos der Trauergäste.


Was ist Schaffraneks Botschaft?

Er behauptet, daß es in jedem Ort nur eine einzige christliche Gemeinde eben darf. Konfessionen sind ihm ein Greuel, und auch die Zusammenführung von Christen durch die Evangelische Allianz oder Kirchen durch den Weltkirchenrat lehnt er ab, weil damit die Eigenständigkeit der Konfessionen noch nicht überwunden werde. Wer sich dem Prinzip der Ortsgemeinde nicht unterwirft, muß sich laut Schaffranek Sorgen um sein Heil machen. "Nicht du bist erwählt, die Gemeinde ist erwählt. Bist du in die Gemeinde hineingekommen, darin gehört dir persönlich auch die Erwählung; sonst gehört sie dir nicht", schreibt er in einer seiner zahlreichen Broschüren, die seine Jünger massenhaft verteilen.

Mit seiner Predigt gegen die Zersplitterung der Christenheit trifft Schaffranek ins Herz vieler Evangelikaler, die sich auch nach Einheit sehnen. Und der Prediger leg seine Finger noch in weitere Wunden der Kirche. Tendenzen zur Religionsvermischung, Entwertung der Ehe oder Ablehnung biblischer Lehren durch theologische Fakultäten sind für ihn ein Indiz, daß in den Kirchen das "Sündenbabel" herrscht.


Skurrile, unbiblische Lehren

Wer allerdings tiefer in Schaffraneks theologische Welt einsteigt, entdeckt skurrile Vorstellungen und Ideen, die mit Buchstaben und Geist der Bibel nicht mehr in Einklang zu bringen sind. Darauf weist der Theologe Matthias Rüther (Usingen) in einer Untersuchung hin. So behauptet Schaffranek, die Zertrennung der Christenheit sei letztlich ein Hindernis für die erwartete Wiederkunft Christi. "Er wird nicht kommen. So eine kaputte Braut wird er nicht heiraten", spekuliert er. An anderer Stelle noch drastischer: "Denn so eine zerrupfte, eitrige alte Schrulle, wie sie es heute ist, wird nicht die Braut des Lammes sein - unmöglich, ganz unmöglich." Auch bei der Sicht des Menschen wartet Schaffranek mit außergewöhnlichen "Erkenntnissen" auf: "Für nichts anderes schuf Gott einen Menschen, damit er werde wie Gott ... Du kannst auf dieser Erde Gott werden." Damit verbindet der Prediger den Gedanken, daß ein Mensch als Christ sündlos leben könne. Rüther urteilt, daß Schaffranek den Boden der Heiligen Schrift verlassen hat: "Man gewinnt den Eindruck, daß Schaffranek die Bibel als eine Offenbarung zweiter Klasse gegenüber dem direkten Reden und Führen des Heiligen Geistes betrachtet. Die Lehre von der Ortsgemeinde hat er nach eigenen Angaben ebenfalls durch direkte Offenbarung Gottes vermittelt bekommen."


Horst Schaffranek

Weggefährten von Horst Schaffranek weisen daraufhin, daß dieser nicht immer von obskuren Lehren beherrscht war. In Schlesien wurde er 1923 in ein katholisches Elternhaus geboren. Nach russischer Kriegsgefangenschaft und einer kaufmännischen Ausbildung besuchte er ein Predigerseminar. Der Freien evangelischen Gemeinde in Stuttgart diente er 1954 als Pastor. Er galt als Prediger mit einer faszinierenden Ausstrahlung. Bis Mitte der 70er Jahre genoß er in evangelikalen Kreisen auch Anerkennung. Doch mit der Lehre von der Ortsgemeinde entwickelte sich der verheiratete Vater von sieben Kindern immer mehr zum Sonderling, der eine kleine Herde Getreuer im südbadischen Rickenbach bei Bad Säckingen um sich scharte. Ein weiteres Zentrum ist in Lemgo bei Bielefeld entstanden.


Sektenhafte Züge


Mitglieder

Schaffraneks Grüppchen trägt sektenhafte Züge. Es ist eine geschlossene Gesellschaft, zu der nicht einmal die Eltern von Mitgliedern Zutritt haben. Recht und Gesetz interessiert die Wohngemeinschaft nicht. So haben die Mitglieder ohne Genehmigung Häuser gebaut, die im November 1995 von der Polizei gewaltsam geräumt werden mußten, bevor sie abgerissen wurden. Einen Tag später brannte das Rathaus von Bad Säckingen. Ein Lastwagen der Gruppe blockierte die Feuerwehrzufahrt und auffällig viele Mitglieder waren zur Brandzeit in Rathausnähe. Mehrere Schaffranek-Anhänger wurden vorübergehend festgenommen. Laut den Ermittlungen waren sie aber nicht an der Brandstiftung beteiligt. Inzwischen sind illegal neue Gebäude auf dem Areal der Gruppe errichtet worden.


Ehemalige Mitglieder

Sektenhaft ist auch der Umgang mit Ehemaligen. Wenn jemand die Schaffranek-Gemeinschaft verläßt, wird er massiv unter Druck gesetzt. Ein ehemaliger Mitarbeiter berichtet gegenüber IDEA, wie er telefonisch und durch Haustürbesuche auch noch nach Jahren bedrängt worden sei. Dabei hätten die ungebetenen Besucher sogar illegal ein Tonband mitlaufen lassen, um Gesprächsprotokolle anlegen zu können. Erst durch die herbeigerufene Polizei sei er an dieses Band gekommen. Die Analyse des Ex-Mitglieds: Auf ungefestigte Persönlichkeiten wirke Schaffraneks Botschaft wie eine "Gehirnwäsche". Das radikale Glaubensverständnis sei verbunden mit einem Elitedenken, das zudem keine Kritik an Chef Schaffranek dulde. "Es herrscht ein gewisses Papsttum."


Auftauchen trotz Hausverbot

Die Deutsche Evangelische Allianz ist mehrfach Opfer der Truppe geworden. Im Allianzhaus im thüringischen Bad Blankenburg haben Schaffraneks Leute Hausverbot. Doch das ignorieren sie. Immer wie der schleusen sie sich sogar in nicht öffentliehe Veranstaltungen ein, um sich nach und nach zu erkennen zu geben, zu stören, mit dem Gericht Gottes zu drohen. Allianz Generalsekretär Hartmut Steeb (Stuttgart) hat mehrfach Horst Schaffranek schriftlich um ein Gespräch gesucht, doch der hat nie geantwortet.

Für Journalisten ist der Leiter von "Sein wunderbares Leben heute" ohnehin nicht zu sprechen. Ans Telefon der Lebensgemeinschaft geht Pressesprecher Andreas Hartinger. Er läßt wissen, daß man sich an Schaffranek allenfalls schriftlich wenden könne. Auf die Frage, warum sich die Gruppe über Hausverbote und andere Regeln des gesellschaftlichen Zusammenlebens hinwegsetzt, antwortet er: "Wenn ein Schiff untergeht, dann kann man sicherlich nicht jede Ordnung einhalten, um die Menschen zu retten." Hartinger empfindet es als "Ungerechtigkeit", daß die Gemeinschaft als Sekte bezeichnet wird. Man sehe durchaus nicht nur in den eigenen Reihen das Heil, sondern auch bei Pietisten. Doch müßten diese einen "Aufstand" in ihrer Kirche machen, anstatt innerhalb der alten Formen wirken zu wollen. Die Gruppe um Schaffranek kommt laut Hartinger in Wohnungen zu Gebet und Bibelstudium zusammen, hat aber sonntags keine Gottesdienste, denn die "Missionare" seien eigenständig und wollten kein "Sitzpublikum" sein. Über die Zahl der Mitglieder oder Mitarbeiter des Missionswerks macht er keine Angaben.

Quelle: IDEA Spektrum Nr. 30/1999



Weitere kritischen Informationen (jeweils kurze Infos):

Kritik an der Gruppe um Horst Schaffranek © M. Bechhaus

Sekten mit christlichem Hintergrund © Sekten Sachsen



| zum Textbeginn |


Copyright (C) 2002 by EFG Berlin Hohenstaufenstraße
Alle Rechte vorbehalten.
Dieses Papier ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch bestimmt.
URL: http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/texte/sekte_horst_schaffranek.html
Ins Netz gesetzt am 31.5.2002; letzte Änderung: 31.05.2013

Home | Links | Downloads | Webmaster