Bleiben die Kirchen jetzt das Wichtigste schuldig?

Seit langem ist nicht mehr so viel von Gott und der Endzeit die Rede gewesen.

von Helmut Matthies



„8.45 – Die Minute, in der die Welt zusammenbrach“. So titelte das große deutsche Zeitgeist-Magazin „Max“ und drückte damit aus, was weltweit gedacht wird. Seit der friedlichen Revolution 1989, als der Eiserne Vorhang und mit ihm gleich mehrere Diktaturen zerbrachen, wurde nicht mehr derart eine völlig neue Zeit heraufbeschworen wie in diesen Tagen. Große Tageszeitungen schrieben gar von der Endzeit, vom Ende der Oberflächlichkeit, der Spaßgesellschaft, der Sicherheit. Seit langem ist nicht mehr so viel von Gebet und Gott die Rede, sind die Gottesdienste so stark besucht. Das Entsetzen war so groß, daß selbst Deutschlands Massenblatt „Bild“, das ansonsten die Gebote Gottes vielfach mit Füßen tritt, titelte: „Großer Gott, steh uns bei!“



Was die Bibel prophezeit hat

Doch haben die Kirchen die Chance genutzt, nun auch zur Umkehr zu Gott und zu seinen Geboten zu rufen? In zahllosen Stellungnahmen war viel von Entsetzen und Betroffenheit die Rede – genauso wie bei Politikern. Doch hätte die Bibelkenntnis nicht auch noch zu anderen Voten führen müssen? Jesus sagt doch eindeutig (Matthäus 24): „Ihr werdet hören von Kriegen und Kriegsgeschrei; seht zu und erschreckt nicht, denn es muß so geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da.“ Paulus schreibt, daß das Böse immer mehr zunehmen werde (2. Timotheus 3). Wundern wir uns, wenn nun eintrifft, was die Bibel verheißt? Und was ist zu tun in allem? Das ganze Neue Testament ist durchzogen von der Aufforderung: Tut Buße! Kehrt um! Glaubt an das Evangelium! Denn sonst kommt ihr genauso um! Davon war bisher wenig zu lesen und zu hören. Bleiben die Kirchen den zu Recht verängstigten Bürgern die entscheidende Wegweisung schuldig? Denn wenn die jetzige Betroffenheit wirklich zu einer Sinnesänderung führen soll, dann kann dies nur durch eine Hinkehr zu dem Gott erfolgen, der in Jesus Mensch wurde.

Der Bußruf hat einen klaren Adressaten. Die millionenfach gelesene Tageslosung der Herrnhuter Brüdergemeine am Tag des Infernos (11. September) lautete: „So sollst du nun wissen, daß der Herr, dein Gott, allein Gott ist.“ Seine Barmherzigkeit gilt denen, „die ihn lieben und seine Gebote halten“. Gott allein. Der Ratsvorsitzende der EKD hat in seiner im Fernsehen übertragenen Predigt gesagt, daß sich Christen, Juden und Moslems an vielen Orten versammeln, um bei „Gottes Namen Zuflucht zu suchen“. Doch ist Allah tatsächlich identisch mit dem Vater Jesu Christi? Kann man von „Gottes Namen“ für Christen, Juden und Moslems in gleicher Weise sprechen, wenn im Koran behauptet wird, Jesus sei überhaupt nicht gekreuzigt worden? Das heißt: Die Erlösung, das Heil, auf das sich christlicher Glaube gründet, hätte dann überhaupt nicht stattgefunden? Islam und Christentum trennt das Entscheidende.



Ein Bußruf – auch an die USA, Israel und Deutschland

Die Losung am Tag der Weltkatastrophe ist ein Bußruf an uns alle, allein auf den Gott der Bibel, den Vater Jesu Christi, zu vertrauen, ja zu ihm umzukehren, wenn sein Bild vermischt wurde mit anderen „Göttern“. Ein Bußruf auch, Gottes Gebote zu halten. Denn nur dann gilt uns seine Barmherzigkeit. Ein Bußruf auch an die USA. Der Anschlag galt einem Symbol der Globalisierung, die in Wahrheit eine „globale Amerikanisierung“ ist (Peter Scholl-Latour). Ist Amerika noch empfänglich für die Überheblichkeit, die seiner Politik besonders in Ländern der Dritten Welt vorgeworfen wird? Wer fragt, woher der unvorstellbare Haß gegen die USA rührt?



Gott kann auch ganz anders sein

Ein Bußruf auch an Israel. War es unbedingt nötig, am Tag nach dem Terrorakt mitten im Schock militärisch gegen die Palästinenser vorzugehen? Ein Bußruf auch an Deutschland. Die Gründe liefert der Blick in jede Tageszeitung. Und auch das sollte uns die neue Lage lehren: Im Neuen Testament ist nicht nur vom „lieben Gott“ die Rede, sondern auch davon, daß es „schrecklich ist, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen“ (Hebr. 10,31). Die alle Welt aufrüttelnde Katastrophe in den USA – möglicherweise ist sie ein letztes Signal, zu Gott umzukehren.

© Helmut Matthies

Quelle: IDEA-Spektrum Nr. 38, 19. September 2001, S. 3



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