Der biblische Text und seine Überlieferung
- Biblische Manuskripte (Papyri, Kodizes)

Funde aus vergangenen Zeiten [ 1 ]



Der Papyrus Nash - 2. Mose & 5. Mose (1902/3) Datierung: 100 - 50 v.Chr.
Der Papyrus Nash - ca. 2 Jh. v.Chr.

Foto: http://abcsoffaith.com


Vier Fragmente, die zusammen den Papyrus Nash bilden, waren bis 1947 die ältesten Textzeugen für das Alte Testament.

W.L.Nash, Sekretär der Gesellschaft für biblische Archäologie, erwarb den Papyrus von einem ägyptischen Antiquitätenhändler, der angab, den Fund in Fajum gemacht zu haben.

Der Papyrus ist seit 1902/3 bekannt und wurde auf die Zeit 100 v.Chr. (Cross) bis 50 v.Chr. (Albright) datiert.

Der Text - der der masoretischen Tradition sehr nahe steht - gibt die Verse von 2.Mose 20,2-17 und 5.Mose 6,4-9 wieder, das heißt den Dekalog und das "Schema-Israel". Beim "Schema Israel" (=Höre Israel) handelt es sich um den sogenannten Katechismus des Judentums, da Gott sein Volk auffordert, die verordneten Gesetze, Gebote und Rechte zu lernen und zu tun.

Der Papyrus-Nash bietet eine interessante Textüberlieferung, denn er ist Zeuge für die Umkehrung zweier Gebote: "Du sollst nicht ehebrechen" steht vor "Du sollst nicht töten".

Das Papyrus-Blatt wurde der Cambridge University Library geschenkt.

Weitere Infos siehe Der Papyrus Nash
Der Papyrus Fouad - 5.Mose 31,28-32,7 Datierung: 2./1. Jh. v.Chr.
Der Papyrus Fouad

Foto: Oscar Paret, Die Bibel - ihre Überlieferung in Druck und Schrift, Stuttgart: 1950


Der älteste Papyrus mit einem Text der Septuaginta ist der Papyrus Fouad. Besonders bemerkenswert ist die Tatsache, daß in dem Text statt der Namens KYRIOS (HERR) das Tetragrammaton steht.

Der Papyrus ist im Besitz der Kairoer Papyrussammlung Fouad.

Literatur:
W.G. Waddell, The Tetragrammaton in the LXX, Journal of Theologial Studies XLV, 1944, S. 158-161
Die Funde in den Höhlen von Qumran (1947) -
Jesajarolle (1Q Jesa)
Datierung: 150 v.Chr. - 100 n.Chr.
Höhle von Qumran (4Q)

Die Höhle 4 von Qumran. Hier wurden besonders viele Fragmente alter Rollen gefunden.

Foto: www.bibleplaces.com
Mit freundlicher Genehmigung


Jesajarolle 1QJesa

In der Höhle 1 fanden drei Beduinenjungen die eine wertvolle Jesajarolle.

Die Rolle ist 27 cm breit und 7,26 m lang und enthält den gesamten Jesajatext.

Foto: http://www.santamelania.it
Mit freundlicher Genehmigung


Tempelrolle

1956 fanden Beduinen in Höhle 11 die sog. Tempelrolle. Sie wurde jedoch von dem Antiquitätenhändler Kando unsachgemäß gelagert. Fast die ganze obere Hälfte verklebte und verrottete im Laufe der Jahre.

1967 kam Israel durch den 6-Tage-Krieg in den Besitz dieser Schriftrolle. Für die Entzifferung und Bearbeitung der 8 Meter langen Rolle benötigt Professor Yigael Yadin zehn Jahre. Er gab ihr den Namen »Tempelrolle«, da ein Großteil ihres Textes detaillierte Instruktionen zum Bau des idealen Tempels in Jerusalem enthält.

Die Tempelrolle enthält u.a. einen Kommentar zu 5. Mose 21,22ff

Foto: Internet - verschollene Seite

Im Winter 1946/47 entdeckten drei junge arabische Beduine in den Höhlen von Qumran (Bild links oben) in der Nähe des Toten Meeres einen Krug mit etlichen ledernen Manuskripten, die aus der Zeit von Jesus stammten. Die Schriften gehörten den Essenern.

Die Essener waren eine streng konservative jüdische Sekte, die sich in der Wüste Juda niedergelassen hatten, in der Nähe von Qumran. Im Jahr 68 n.Chr, wurde die Siedlung von der 10. römischen Legion unter Vespasian geschleift. Die Essener wurden vermutlich niedergemacht oder in die Sklaverei verkauft. Qumran wurde zu einem römischer Militärposten.

In den nächsten 10 Jahren wurde man weiter in Höhlen fündig.

Von allen Funden waren besonders die 2 Kopien des Buches Jesaja wertvoll. Insgesamt wurden Fragmente von fast allen biblischen Büchern entdeckt. Nur das Buch Esther wurde bisher nicht gefunden.

Vor diesen sensationellen Funden stammte das älteste noch erhaltene biblische Buch aus der Zeit um 1000 n.Chr. Die Jesajarollen aus Qumran stammen aber aus der Zeit zwischen 150 v.Chr. und 100 n.Chr.

Prof. Hunzinger, der erste deutsche Gelehrte, der die Qumranschriften im Original bearteitet hat, urteilte über die Qualität dieser alten Texte: "Die Texte von Qumran bestätigen überraschender Weise die Zuverlässigkeit der Überlieferung des heberäischen Textes."

Der Text gehört zu derselben Handschriften-Familie wie der Masoreten-Text (MT). Nur vereinzelt bevorzugt sie eine Septuaginta-Lesart (LXX - Übersetzung der hebräischen Bibel aus der Zeit um 250 v.Chr. ). G.L. Archer weist darauf hin, daß die beiden Jesajakopien beweisen, das die 95% des Textes Wort für Wort mit unserem heutigen hebräischen Text übereinstimmt. Die restlichen 5% sind schlicht Abschreibefehler oder eine unterschiedliche Rechtschreibung. Somit bestätigen die Qumrantexte eine überwältigende Bestätigung des masoretischen Textes.

Die Rollen vom Toten Meer sind heute im Besitz des Staates Israel. )
Codex Vaticanus (Abbildung Mt 1,1ff) Datierung: ca. 350 n.Chr.
Codex Vaticanus, ca. 350 n.Chr.

Foto: Wieland Willker

Seit 1481 ist im Vatikan eine äußerst wertvolle Handschrift nachzuweisen, der "Codex Vaticanus". Er ist auf Pergament geschrieben und die Blätter sind 27x27 cm groß. Der Text ist dreispaltig zu je 42 Zeilen angeordnet.

Die Vollbibel enthält den Text der Septuaginta (617 Blätter). Es fehlen 31 Blätter am Anfang und 10 Blätter vom Psalter.

Vom Neuen Testament sind noch 142 von ursprünglich 162 Blättern erhalten. Es fehlt der Schluß ab Hebräerbrief 9,15 mit 1. und 2. Timotheusbrief, Titus- und Philemonbrief und der Offenbarung.

1533 erfuhr Erasmus von Rotterdam von dieser Handschrift.

Durch Napoleon wurde sie vorübergehend nach Paris entführt.

Im 17. bis 19. Jh. wurde der Text mehrfach, aber recht mangelhaft bearbeitet.

Im Jahr 1866 wurde der Kodex 14 Tage lang für je 3 Stunden Konstantin Tischendorf zur Durchsicht freigegeben.

Seit 1889 ließ Papst Leo XIII. den neutestamentlichen Teil in photographischen Faksimile veröffentlichen.
Codex Sinaiticus (א) Datierung: ca. 350 n.Chr.
Codex Sinaiticus, ca. 350 n.Chr.

Foto: Wikipedia

Der Codex Sinaiticus ist eine Vollbibel, die aus ca. 720 Blättern bestanden haben muß.

Der Text ist in vier Kolumnen zu je 48 Zeilen pro Seite angeordnet, im Format etwa 38 x 34,3 cm, wobei jede Seite 43 x 38 cm groß ist.

Das Material besteht aus feinem Pergament.

1844 und 1859 entdeckt ihn Tischendorf im Katharinenkloster auf dem Sinai.

1862 veröffentlicht Tischendorf eine Faxsimileausgabe in Leipzig.

Der Codex ist heute in London (British Library) ausgestellt. Er besteht heute aus 393 Blättern, von sich denen 43 in Leipzig befinden und 3 in Leningrad.

11 Blätter aus dem Pentateuch und 1 Blatt aus dem Hirten des Hermas wurden 1975 im Katharinenkloster neu gefunden.

Das gesamte Neue Testament ist erhalten, und mit ihm auch der "Brief des Barnabas" und der "Hirte des Hermas".

Vom Alten Testament sind erhalten: Genesis 23,19-24,46; Numeri 5,26-7,20; 1. Chronik; Hiob, Psalmen, Sprüche, Prediger, Hoheslied, Jesaja, Jeremia bis Klagelieder 2,20; Joel bis Maleachi. Aus den Apokryphen Weisheit und Sirach.


[ 1 ] Diese Seite wird nach und nach ergänzt.



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Ins Netz gesetzt am 23.06.2006; letzte Änderung: 22.04.2015
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