Missionare senden - was bedeutet das?

 

Weltmission entspringt unmittelbar dem Wesen und Willen Gottes. Der lebendige Gott führt sie aber nicht allein aus. Er hat damit seine Gemeinde beauftragt. Sie ist das von Gott gewählte Instrument der Weltmission (Eph. 3,9f, 1.Petr. 2,9). Gott ergreift die Initiative und beruft Mitarbeiter, und diese Berufung wird von einer Gemeinde durch die Aussendung des Missionars bestätigt. Darum heißen Missionare auf Griechisch "Apostel", d.h. Gesandter.

Andererseits arbeiteten Missionare schon in biblischen Zeiten im Missionseinsatz sehr selbständig: alle strategischen und personellen Entscheidungen werden im Team vor Ort getroffen (Apg. 13,13; 16,1?3; 16,16ff, 17,14f 18,5+18ff, Rö. 15,24) und nicht von der Heimatgemeinde. Bereits damals wurde eine sorgfältige Arbeitsteilung zwischen Missionarsteam und sendender Gemeinde praktiziert.

Welche spezifische Aufgabe fällt dann der sendenden Gemeinde zu? Im Neuen Testament wird dies vor allein durch das griechische Wort "propempo " ausgedrückt, das im allgemeinen mit "begleiten" übersetzt wird. Wörtlich heißt es zunächst "weiterleiten", "auf den Weg bringen". und in dieser ursprünglichen Bedeutung wird es in Apg. 15,3; 20,38 und 21.,5 gebraucht. Dieses buchstäbliche Mitgehen, Begleiten ist mit Schweiß, Mühe und Zeitaufwand verbunden ? zumal in der Hitze des Tages im Orient. Herz und Hingabe sind gefordert, um die geistliche Gemeinschaft zu leben.

In weiten Teilen Afrikas ist es noch heute gute Sitte, dass der Hausherr seinen Gast nach einem Besuch abends nach Hause begleitet ? es könnte ja ein wildes Tier oder böse Menschen auf dein Weg lauern ? , um anschließend den Rückweg alleine anzutreten. Er nimmt das Risiko und die Mühen auf sich, um so seine Wertschätzung für den Besucher zum Ausdruck zu bringen. So dürfen auch wir neu lernen, uns persönlich für eine(n) Missionarin) zu engagiert ihr Leben und ihren Dienst zu investieren und die Unterstützung nicht nur auf das Gebet oder einen Geldschein zu begrenzen.

Erst wenn das wörtliche Mitgehen nicht möglich ist., gilt die erweiterte Bedeutung: "zur (Weiter?)Reise ausstatten mit Lebensmitteln, Geld, durch Stellung von Begleitern, Beschaffung von Fahrgelegenheit usw. ", wie propempo im , Wörterbuch zum Neuen Testament' von W. Bauer erklärt wird. Auf diese Weise kann der Sendende wenigstens durch materielle. persönliche und logistische Unterstützung alles Mögliche zur Weiterfahrt des Missionars beitragen. Von da ist es nur noch ein kleiner Schritt, dass dieses griechische Wort zum theologischen Fachbegriff für das Aussenden und Unterstützen von Missionaren wurde (C. H. Dodd).

In eindrucksvoller Weise kommt diese Bedeutung im 3. Johannesbrief zum Ausdruck, Dieses biblische Buch ist komplett ein Empfehlungsschreiben für durchreisende Missionare, die Gajus und seine Gemeinde aufnehmen und unterstützen sollen: "Es ist gut und richtig, dass du ihnen [den Reisepredigern, Missionaren] alles gibst, was sie für ihre Weiterreise benötigen (propempo) und wie es ihnen als Diener Gottes zusteht, denn sie wagen diese Reisen, um die Botschaft von Jesus Christus zu verkündigen~ und wollen auf keinen Fall von Nichtchristen etwas für ihren Lebensunterhalt annehmen. Darum ist es unsere Aufgabe, diese Männer zu unterstützen. So helfen wir mit, dass Gottes Wahrheit weitergetragen wird" (3. Joh. 6?8 nach: Hoffnung für alle). In diesem engagierten Aufruf wird die enge Verbindung zwischen gesandtem Missionar und seinen Unterstützern deutlich.

  • Die Unterstützung wird von Missionsfreunden erwartet ("Du handelst treu V. 5, "Es ist gut und richtig ..." V. 6). Sie ist kein außergewöhnliches Extra, sondern gehört zum Wesen und der Bestimmung der Gemeinde.

  • Die Unterstützung soll zudem "würdig vor Gott" (V. 6) sein, d. h. großzügig bemessen, der Ehre Gottes entsprechend Missionare sollen nicht nur das Lebensnotwendige erhalten, sondern umfassend ausgestattet werden.

  • Unterstützung wird aber nur von Gläubigen erwartet (V. 7). Nichtchristen sollen nicht um Opfer gebeten werden, denn sie könnten die Motive von Missionaren missverstehen.

  • Die Unterstützung wird nicht nur auf Missionare beschränkt, die in der Gemeinde aufgewachsen sind; es sollen auch bisher noch nicht bekannte Missionare (xenos = Fremde. V. 5) unterstützt werden.

  • Sie bezieht sich auch nicht nur auf den einen entsandten Missionar(in), sondern auf eine Gruppe (V. 5) und immer wieder neue Personen (V. 6). Wir dürfen am Leben und Dienst von vielen Missionaren beteiligt sein.

  • Gajus soll sie sogar an des Apostels Statt aufnehmen (V. 9), d. h. mit der Ehre, herzlichen Verbundenheit und Fürsorglichkeit, mit der Gajus den geschätzten Apostel aufnehmen würde.

  • Es ist auch nicht nur ein Spezialauftrag an den "Missionsbeauftragten" Gajus. Das Wort "aufnehmen", hypolambano (V. 8) heißt wörtlich "unter die Arme greifen", und das bedarf der koordinierten Zusammenarbeit mehrerer Personen. Auch die folgenden Verse (9f) machen, deutlich, wie sich jeder einzelne daran beteiligen soll. Mission ist der gemeinsame Auftrag, Dienst der ganzen Gemeinde.

  • So steht auch das Personalpronomen "wir" (V. 8) im griechischen Grundtext stark betont: "Wir sind verpflichtet, diese Botschafter Jesu zu unterstützen, " Darum laßt uns nicht auf andere schielen, die mehr haben oder es besser könnten. Es ist unser Auftrag.

  • Es ist das Vorrecht der Gemeinde Jesu, "Gehilfe der Wahrheit" und Mitarbeiter der Missionare zu sein, Partnerschaft zu üben, teilzuhaben an Gottes weltweitem Wirken.

  • Diese Bedeutung des Wortes propempo finden mir auch in Tit. 3, 13 f. "Zenas, den Rechtsgelehrten, und Apollos rüste gut aus zur Reise (propempo), damit ihnen nichts fehlt. Laß aber die Unseren lernen, sich hervorzutun mit guten Werken, wo sie nötig sind, damit sie kein fruchtloses Leben führen." Ausrüsten mit allem, was Missionare brauchen, nicht nur mit einigem wenigem. und es soll mit Eifer geschehen. d. h. eilig und eifrig. Fritz Rienecker legt das Wort aus: "...dass Du Dir Mühe gebest, alles was dazu helfen kann, zu versorgen". Sich Mühe geben. Phantasie und Kreativität walten lassen ? alles nur Erdenkliche dazu beitragen, dass ihnen heute und morgen nichts fehlt. Dies ist nicht nur der Auftrag an Titus selbst, sondern er soll "die Unseren", d. h. die ganze Gemeinde lehren und anleiten, mit Hand anzulegen und zu helfen, wo es nötig ist. So finden sie als Gemeinde ein fruchtbares, erfülltes Leben und werden ihrer Bestimmung gerecht.

    In seinem Kommentar zum Titusbrief (Hänssler-Verlag) formuliert Fritz Grünzweig: "Hier wird deutlich, dass zur Fruchtbarkeit der Gemeinde auch heute gehört, Missionare in Fern und Nah mit Fürbitte und entsprechender Versorgung zu 'tragen'. Wer nicht selber ausreisen kann, soll auf diese Weise mithelfen." In unserem Faltblatt "100 kreative Ideen Weltmission zu fördern" sind zahlreiche Möglichkeiten vorgestellt, wie wir von zu Hause aus wesentlich am Dienst unseres entsandten Missionars beteiligt sein können.

    So entspricht die Aussendung des Missionars durch eine Gemeinde und die finanzielle und persönliche Unterstützung durch einen Freundeskreis der biblischen Lehre und dein gelebten Beispiel im Neuen Testament. Die Gemeinde Jesu - und nicht ein Missionswerk - trägt die geistliche Verantwortung für Weltmission und ist mit der persönlichen und finanziellen Versorgung der Missionare beauftragt. Diese Verantwortung kann nicht an ein Missionswerk delegiert werden. In der konkreten Ausführung ihres Missionsauftrags und der Betreuung ihrer Missionare kann sich eine Gemeinde sehr wohl der Erfahrung von Missionswerken bedienen. Hier liegt eine wichtige Aufgabe für Missionswerke. So sollen Gemeinde und Missionswerk neu lernen, sich dem klaren Auftrag zu stellen und die biblischen Grundlagen der Mission in unseren Gemeinden zu lehren. Missionar und sendende Gemeinde brauchen Gottvertrauen und Glaubensmut, um miteinander zu wachsen, neue Verbindlichkeit zu lernen und Erfahrungen mit unserem treuen Herrn zu machen.

    Dadurch erhalten wir wesentlichen Anteil am Dienst des Missionars. So praktizieren wir miteinander "propempo", gelebte Partnerschaft und Verbindlichkeit, haben Teil am Leben der Missionare und an Gottes weltweitem Wirken zur Verherrlichung Seines Namens.

    Copyright (C) 2001 by Dr. Detlef Blöcher



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    Letzte Änderung: 30.01.2017
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