Wie geschieht Veränderung?


"Sie haben sich gar nicht verändert!" Eine solche Äußerung ist meistens als Kompliment gedacht. Auf unser Äußeres bezogen, ist sie das auch sicherlich. Aber wie sieht das im Blick auf unser Inneres aus? Wer sich da nicht mehr verändert, hat der in Wahrheit nicht aufgehört zu leben? Schnell ist ein "vollmundiges" »Ja!« gesprochen bzw. zu hören und doch stellt sich zugleich die Frage:

Verändern wir uns wirklich?

Natürlich verändern wir uns! Wer wollte das bestreiten? Lebenslang begleitet uns der Prozess des Älterwerdens. Hinzu kommen ungezählte Erfahrungen, Erlebnisse, Begegnungen und m.u. auch Schicksalsschläge, die nicht spurlos an uns vor-übergehen. Bei genauem Hinsehen werden wir jedoch zugeben müssen, dass diese Art von Veränderung mehr etwas Passives ist und weniger mit bewusster Lebensgestaltung oder einem Verändertwerden zu tun hat.

Das Sprichwort: "Das Bäumchen biegt sich, der Baum nicht!" deutet an, dass der Volksmund eher skeptisch die Vorstellung beurteilt, als würden wir Menschen uns im Laufe des Lebens positiv verändern.

Ist unser Leben also einem Lavastrom zu vergleichen, der sich, je weiter er sich von seinem Ursprungsort entfernt, immer mehr abkühlt, bis er schließlich zu totem Gestein erstarrt? Das Ende wäre dann der berüchtigte Altersstarrsinn. Eine trostlose Perspektive wäre das. Ist das unser Verhängnis?

Veränderung ist schwer, aber nicht unmöglich

Fast sieht es so aus, wenn man hier und da die Feststellung zu hören bekommt: "Ich werde mich nie ändern. Ich bin nun mal so." Solche und ähnliche Bemerkungen deuten auf eine schöpfungsmäßige Gesetzmäßigkeit hin, die wir uns im alltäglichen Leben nur sehr selten bewusst machen. Unsere ganze Art und Weise wie wir leben, ist von Gewohn-heiten bestimmt. Alles, was wir oftgenug wiederholen, wird uns mit der Zeit zur Gewohnheit, d.h. es ist uns in Fleisch und Blut übergegangen. Sich an etwas zu gewöhnen, ist also - zunächst einmal wertneutral - eine wunderbare Fähigkeit, die uns unser Schöpfer gegeben hat. Wenn wir nun aber etwas verändern wollen (sollen) in unserem Denken, in unserer Haltung oder in unserem bisherigen Ver-haltensmuster, so fällt uns das nicht gerade leicht. Denn mit "eingeschliffenen" Gewohnheiten zu brechen ist deshalb so schwer, weil sie so bequem sind und ohne unser bewusstes Dazutun ablaufen. Jede Veränderung, die von Dauer sein soll, kommt nur zu-stande, wenn man "infolge der Gewöhnung" (Hebräer 5,14) zu einem »Geübten« wird (vgl. auch 2.Petrus 2,14).

Alle Denk- und Verhaltensmuster, die einer Veränderung be-dürfen, sind so wie alles andere "Eingeübte" in unserem Leben zu einem festen Teil unserer selbst geworden. In den verschiedenen Lebenssituationen verhalten wir uns automatisch und ohne darüber groß nachzudenken so, wie wir es gewohnt sind. Jede Veränderung jedoch wirkt allem unbewussten "Automatismus", dem Eingeschliffenes anhaftet, entgegen. Gewöhnlich braucht ein Mensch mindestens drei Wochen, bis er sich an etwas Neues gewöhnt hat. Wer nicht bereit ist, diesen durchaus mühevollen Weg der Ausdauer zu gehen, wird auch keine dauerhafte Frucht ernten. Weitermachen, trotz mancher Misserfolge und Rückschläge, bis die erstrebte Veränderung Teil des neuen Lebens wird, ist ein entscheidender Schlüssel. Das die Bibel mit großem Nachdruck wert auf das eigene Bemühen legt, dürfen wir nicht missverstehen. All unsere An-strengungen wurzeln letztlich in der Gnade.

Veränderung ist Herzenssache

Veränderungen werden auf kurz oder lang nach außen sichtbar. Sie beinhalten aber mehr, als nur Äußerlichkeiten. Veränderung ist Herzenssache. Während ich diese Zeilen schreibe, kommt in mir die Frage auf: Was erreicht von dem Vielen, was wir hören bzw. lesen nicht nur unseren Kopf, sondern unser Herz? Denn wovon wir innerlich nicht "beseelt" sind, das wird nicht mit uns gehen, uns nicht begleiten, um uns letztlich zu be-wegen, zu verändern. Was aber »geht uns zu Herzen« (Lukas 2,51), trifft uns wie ein »Stich durchs Herz« (Apostelgeschichte 2,37)?

Gottes Geist nimmt sich unseres Herzens an...

So, wie unser kreatürliches, irdisches Dasein dem schöpferischen Wirken des Geistes Gottes entspringt (Jesaja 42,5; Hiob 34,13-15), so ist der Heilige Geist auch der, der »in Christus« eine »neue Kreatur« schafft und sie »Christus ähnlicher« formt und gestaltet (2.Korinther 5,17).

...auch und gerade in Zeiten der Krisen, Umbrüche und Aufbrüche

Aber das alles ergibt sich nicht etwa von selbst. Wohl kaum lassen sich Geistgewirkte Lebensveränderungen mit der stetigen Bewegung eines dahinfliessenden Stromes vergleichen.

Es sind oftmals die Krisenzeiten und Umbrüche unseres Lebens, in denen es zu solch einem neuem Veränderunsprozess kommen muss. dabei berühren Veränderungen fast immer alle Lebensbe- reiche und Funktionen. Die Diagnose Krebs – um ein dras-tisches Beispiel zu wählen - beeinflusst nicht nur meinen Körper, sondern auch meine Beziehungen zu Gott und zu anderen Menschen. Gottes Geist bewirkt, dass mich eine Botschaft von ihm – vielleicht mitten hinein in besondere Zeiten meines Lebens - plötzlich erreicht, packt und verändert, obwohl ich den Inhalt dessen, was da jetzt von ihm her zu mir redet (= mir zu Herzen geht), längst kenne.

Mit jeder Veränderung beginnt immer ein Stück »Neues«. Etwas Neues zu lernen, bedeutet in gewisser Form fast immer eine Krise – und umgekehrt sind Krisenzeiten zutiefst dazu da, dass der Herr mit uns weiterkommt. Jede Veränderung, jeder Neuanfang beginnt mit dem Hergeben, Loslassen und Verlassen.

...will uns in die Stille führen

Wir leben in einer Welt, in der es in vielfacher Weise um uns herum immer laut und hektisch zugehen wird. Angesichts dieser Tatsache sind wir durch Gottes Wort gut beraten, wenn wir aus »Lärm« und »Hektik« nicht einfach nur Krisen und Umbrüche "über uns ergehen lassen", sondern dahin uns aufmachen, wohin der Geist Gottes uns führen will - in die Stille.

Wiederholt lesen wir in den Evangelien, dass der Herr sich an einen einsamen Ort zurückzog (Markus 1,35.45; Lukas 4,42; 5,16). In Markus 1,12 heißt es sogar: "Und sogleich treibt ihn der Geist in die Wüste hinaus". Die Wüste ist der Ort der Einsamkeit und des Loslassen. Dazu gehört der räumliche Ab-stand vom Alltagsgeschehen und den Alltagsverpflichtungen. Dieser äußerliche Abstand verhilft zum inneren. Aus solchem Abstandnehmen gewinnen wir die Sicht und die Herzensbereit-schaft für Veränderungen, die in unserem Leben dran sind. Wir müssen darum kämpfen, in unserem Leben, in unserer Termin-planung solche Zeiten der äußeren Abkehr und inneren Einkehr einzuplanen.

Der schöpferische Ruf des Geistes in den Krisen und Brüchen, in den Bedrängnissen und Aufbrüchen des Lebens ist ein Ruf in die Freiheit. Es ist jene Freiheit, in der wir zu dem werden, wozu wir von Gott berufen sind. Nicht weniger als die Kraft des Heiligen Geistes ist notwendig, um unter seiner Führung und seinem Beistand eine Lebens-weise einzuüben, die Christi Art und Wesen entspricht.

Alle Gerechtigkeit, alle wahre Frömmigkeit sind Gottes Werk und Frucht seines Geistes (Galater 5,22; Philipper 2,13).

© Bernd Kaltenbach

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Ins Netz gesetzt am 20.05.2003; letzte Änderung: 29.05.2013

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