Urchristliche Glossolalie - Zungenrede - Sprachenrede

Urchristliche Glossolalie

 

von Dr. Eckhard J. Schnabel


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1.       Die Unterschiede in der Beschreibung des Phänomens der Glossolalie bei Lukas (Apg 2,1-13; 10,46; 19,6) und Paulus (1Kor 12-14) dürfen nicht überbewertet werden; ihr Verständnis von  λαλειν ετεραις γλωσσαις bzw. εν γλωσση / εν ταις γλωσσαις λαλειν schließt sich nicht gegenseitig aus.[1]

1.1         Folgende Unterschiede bestehen:
(1) In Apg sind die
γλωσσαι verständlich, in 1Kor sind sie unverständlich, wenn sie nicht übersetzt werden.
(2) In Apg 2 sind sie ein Zeichen der ersten Ausgießung des Heiligen Geistes, d.h. einer Anfangserfahrung; in 1Kor sind sie Teil der kontinuierlichen geistlichen Erfahrung einzelner Christen und der Gemeinde.
(3) In Apg ist die Glossolalie immer die Erfahrung einer Gruppe, in 1Kor beschränkt Paulus ihren Wert auf den individuellen Gebrauch und besteht auf Übersetzung in der gottesdienstlichen Versammlung.

1.2     Das Argument, die lukanische Interpretation der Glossolalie (mindestens an Pfingsten) im Sinne ungelernter Fremdsprachen sei sekundär und unhistorisch (E. Haenchen), ist nicht haltbar:
(1) Ein »ekstatischer Ausbruch« ist eher für die zuhörende Menschenmenge zu konstatieren als für die Apostel (Apg 2,7
εξισταντο). »Ekstase« ist eher die Reaktion auf ein außergewöhnliches Phänomen als die Ursache für ein solches.
(2)
Der Ausdruck εξτασις kommt in Apg 10,10; 11,5 im Blick auf Petrus und in 22,17 im Blick auf Paulus vor, wird jedoch an keiner Stelle für den Status eines inspirierten Redners gebraucht.

1.3     Der einzige Unterschied zwischen Lukas und Paulus besteht darin, daß Lukas Hörer postuliert, die die Sprachen kennen (Apg 2,4.6.8.11: parallele Verwendung von λειεν ετεραις γλωσσαις und διαλεκτος ), und Paulus ein spezifisches Charisma der Interpretation bzw. Übersetzung  fordert (1Kor 12,10.30; 14,5.13.26.27.28: ερμηνεια bzw. διερμηνευειν).

1.4     Manchmal hat die Tatsache Verwirrung gestiftet, daß Lukas (anders als Paulus) die Glossolalie als Teil der umfassenderen Kategorie der Prophetie versteht: vgl. die Berufung auf Joel (Apg 2,17.18) und den Inhalt der Rede der Jünger (Apg 2,11; vgl. 10,46). Das lukanische Material (vgl. noch Lk 1,41-42.67; 22,25-32; Apg 4,31; 19,6) macht wahrscheinlich, daß Lukas inspirierte Rede allgemein als Werk des Heiligen Geistes betrachtet und er in Apg 2 »Prophetie« als Oberbegriff verwendet, unter den er unterschiedliche Phänomene inspirierter Rede subsumiert.

1.5     Die unterschiedliche »Lokalisierung« der Glossolalie ist kein Widerspruch: Wenn sie für Lukas die Anfangserfahrung einer Gruppe von Christen ist, sagt Paulus nichts, was diese Sicht unmöglich macht, er behandelt dieses Thema nicht. Und ob Lukas die Glossolalie als fortwährende Praxis einzelner Christen gekannt hat oder nicht, muß dahingestellt bleiben.

1.6     Zur Terminologie: Die lukanische Terminologie (ετερογλωσσας λελειν) ist wahrscheinlich primär, die paulinischen und markinischen Formen sind wohl erst später aufgekommen. Stellen in der LXX wie Ps 118/119,172; Zef 3,9; Ps 36,30; Sir 51,22, in denen γλωσσα eine poetische, halb-metaphorische Bedeutung besitzt, sind möglicherweise der Hintergrund für die urchristliche Terminologie.[2]

 

2.       Die Problematik des Ausdrucks »Ekstase« macht es unmöglich, zwischen »ekstatischer Glossolalie« und »nicht-ekstatischer Prophetie« zu unterscheiden, mindestens nicht bei Paulus.

2.1     Das Wort »Ekstase« wird von Neutestamentlern meist in einem vagen und undifferenzierten Sinn verwendet, zumal der griechische Ausdruck εξτατικονς  bzw. εξτασις eine andere Bedeutung hat als das moderne Äquivalent - das naiv-volkstümlich im Sinn von »abnormalem Geisteszustand, religiöse Verzückung oder Raserei« oder einfach »inspiriert«, oder religionsgeschichtlich bzw. psychologisch im Sinn von »außergewöhnlichen Bewußtseinszuständen, vorübergehende Trennung des menschlichen Selbst vom Leib, Ausnahmezustände in trancehafter Form oder in Gestalt unbeherrschter Erregung« definiert werden kann.[3]

2.2     Relevant für die Bedeutung von εξτασις in der jüdischen Tradition ist vor allem Philo, der verschiedene Bedeutungsnuancen bezeugt. Eine vierfache Begriffsbestimmung finden wir in Her 249-265 (zu Gen 15,12):[4]
(a) Negative Wertung der heidnischen Mantik;
(b) heftige Bestürzung, etwa über Außergewöhnliches;
(c) Ruhe des Geistes;
(d) gottvolle Ergriffenheit und Begeisterung, die den Weisen und Gerechten auszeichnet und in der göttliches Pneuma an die Stelle des menschlichen Nous tritt.

2.3     W. Grudem schlägt einen vierfachen Test vor, der eine inspirierte Äußerung als »ekstatisch« erkennbar macht:[5]
(1) Wurde die Äußerung dem Redenden gegen seinen Willen aufgezwungen?
(2) Verlor der Redende die Selbstkontrolle, oder kam es zu unkontrollierten Körperverrenkungen?
(3) Sagte er Dinge, die er selbst nicht verstand?
(4) Erlebte er einen auf seine Umgebung bezogenen Wahrnehmungsverlust?

          Nach diesen Kriterien wäre die Glossolalie wegen (3) als »ekstatisch« zu bezeichnen, nach Paulus dürften die anderen drei Punkte jedoch nicht zutreffen.

2.4     D. Aune unterscheidet in Aufnahme anthropologischer Kategorien zwischen »possession trance«, die von externen Mächten verursacht wird, und »vision trance«, wo die Gründe für Visionserfahrungen und Erlebnisse der Trennung des Selbst vom Leib andere sind; beide Kategorien kennen kontrollierte und unkontrollierte Zustände.[6] Der Begriff der »Besessenheit«, der zur Erklärung von Schamanismus und spiritistischen Medien herangezogen wird, ist allerdings zur Erklärung vorchristlicher griechischer und hellenistischer Phänomene problematisch.[7]

2.5     Aus der Tatsache, daß man sowohl bei »Besessenheit« als auch bei »Vision« von kontrollierten und unkontrollierten Erfahrungen spricht, ergibt sich jedenfalls, daß es nicht gerechtfertigt ist, »ekstatische Glossolalie« als unkontrolliertes und »nicht-ekstatische Prophetie« als kontrolliertes Phänomen zu betrachten. Nach 1Kor 14 sollen sowohl die Prophetie als auch die Glossolalie praktisch identischen Kontrollen unterworfen werden.

 

3.       Die religionsgeschichtliche Ableitung von den »ekstatischen« Äußerungen der Pythia in Delphi oder von Praktiken der Kulte des Dionysus oder der Kybele[8] ist für die Erklärung der urchristlichen Glossolalie nicht relevant, genausowenig wie Phänomene hellenistischer Popularreligion, die in den Zauberpapyri, in der Vorstellung himmlischer Sprachen, in gnostischen Texten oder in der montanistischen Prophetie sichtbar werden.[9]

3.1     Beweise für ekstatische Verzückung oder Raserei der Priesterin in Delphi sind mager; sie beschränken sich im wesentlichen auf zwei Stellen bei Plutarch (Moralia 759b.763a), denen derselbe Autor an anderer Stelle widerspricht (Moralia 437d). Es gibt keine Belege, daß ihr »Offenbarungsreden« ein inkohärentes Lallen war; belegt werden kann im Gegenteil, daß Pythia (mindestens in der klassischen Zeit) selbst die Orakel in Versform produzierte (z.B. Plutarch, Moralia 396f; über 40 Belege bei Herodot). Wenn berichtet wird, daß Orakel der Pythia von Dritten in Versform wiedergegeben wurden, dann handelt es sich nicht um »Übersetzungen« von inartikuliertem Gestammel, sondern um Übertragungen von ursprünglich in Prosaform gesprochenen Orakeln in Versform (Plutarch, Moralia 397 c. 407b; Strabo 9.3.5). Diese »Poetisierung« wurde nicht von den προφεται unternommen, sondern von Dichtern, von denen in den Quellen keine Inspiriertheit behauptet wird. Das heißt: wenn das delphische Orakel als »inspiriert« (εντθεος), »ekstatisch« (εξτατικοσ) oder »mantisch« (μαντικη) beschrieben wurde, beinhaltete dies für die antiken Beobachter nicht notwendigerweise den Verlust des Bewußtseins oder fehlende linguistische Kohärenz.[10]

3.2     Die einzigen substantiellen Parallelen zur urchristlichen Glossolalie sind zwei jüdische apokalyptische Texte: bei TestHiob 48-51 muß allerdings mit einer christlichen (oder gnostischen) Revision gerechnet werden, und im Fall von ApkZef 8 (wo das Beten des Sehers mit den Engeln kein eindeutig »charismatisches« Phänomen ist) ist die Datierung ebenfalls problematisch (wahrscheinlich nachchristlichen Ursprungs).

3.3     Für Philo vollzieht sich Inspiration nicht unter Ausschaltung menschlicher Vernunft, sondern »als ihre Indienststellung und Begnadung mit über die Möglichkeiten empirischer und rationaler Erkenntniswege hinausführender Erkenntnis«; deshalb muß seine ekstatische Terminologie als Interpretament weisheitlich motivierter Polemik gegen menschliche Eigenmächtigkeit verstanden werden.[11]

3.4     Während die hellenistische Welt mehrere verwandte, wenn auch unterschiedliche Traditionen von inspirierter oder charismatischer Rede kannte und diese gewisse Parallelen mit der urchristlichen Glossolalie aufweist, sind die Unterschiede so gravierend, daß man von einer substantiellen Verschiedenheit der Phänomene reden muß. Urchristliche Glossolalie ist ihrem Wesen nach Offenbarung und Lobpreis, nicht Invokation; sie kommuniziert Information, ist nicht unartikuliertes Gestammel; sie ist spontan, nicht ritualisiert oder formelhaft; sie vollzieht sich in normalem menschlichem Reden, nicht in verzückter oder rasender Ekstase; ihre »Inspiriertheit« verleiht ihr keine überlegende Autorität für andere Formen urchristlichen Glaubens und Lebens, sie ist der Ortsgemeinde und dem Evangelium untergeordnet. Das heißt: die urchristliche Glossolalie war offenkundig ein religionsgeschichtliches Novum.

 

4.       Das Wesen der Glossolalie ist für Lukas und für Paulus die übernatürliche Fähigkeit, in nicht gelernten menschlichen Sprachen (und möglicherweise in Sprachen des Himmels oder der Engel) zu reden.[12]

4.1     Das Phänomen der Glossolalie wurde unterschiedlich interpretiert: Glossolalie ist die wunderhafte Fähigkeit,
(1) ungelernte menschliche Sprachen,
(2) die Sprache des Himmels oder der Engel,
(3) ungelernte Fremdsprachen kombiniert mit der Sprache der Engel,
(4) in sub- oder prälinguistischen Äußerungen oder einer kodierten (nicht-linguistischen) Sprechweise zu reden.

4.2     Die vierte Alternative ist nicht plausibel.

          (1) Die Auffassung, die Glossolalie sei sub-linguistischer Lärm, wird mit 1Kor 13,1c.11; 14,2 begründet, ist jedoch angesichts der Bedeutung von γλωσσα und des mit diesem Wort verbundenen Ausdrucks ερμενευειν nicht überzeugend: es geht nicht um die »Erklärung« des Phänomens als solchem, sondern um die »Übersetzung« von unverständlichen Äußerungen in verständliche.

          (2) Die Interpretation der Glossolalie als kodierte, nicht-linguistische Sprechweise wird von D. Carson vertreten: Wenn man den Code kennt, kann man den Satz verstehen.[13] C. Forbes hält diese Erklärung für eine plausible Spekulation für das 20. Jh., bezweifelt aber, daß Paulus im 1. Jh. ohne theoretische linguistische Kenntnisse in der Lage gewesen wäre, sprachliche Äußerungen mit kognitivem Inhalt, aber ohne erkennbare linguistische Struktur, von echten menschlichen (Fremd-) Sprachen zu unterscheiden.[14]

4.3     Mehrere Argumente sprechen dafür, die korinthische Glossolalie wie das Phänomen in Apg 2 als Xenolalia, d.h. als Sprechen von ungelernten Fremdsprachen zu interpretieren.[15]

          (1) Das Wort γλωσσα kann im Kontext menschlichen Redens kaum eine andere Bedeutung als »Sprache« haben.

          (2) Die parallele Gabe des ερμενευειν hat im Kontext von γλοσση λελειν am natürlichsten die Bedeutung »übersetzen« (oder allgemeiner »interpretieren«).

          (3) Die Aussage in 13,1: εαν ταις γλωσσαις των ανθτροπω λαλω και των ανγελλωον  unterstreicht dieses Verständnis: γλοσσαι των ανθρωπων sind menschliche (Fremd-) Sprachen.

          (4) Die Aussage in 14,11 bestätigt dies: »Wenn ich nun den Sinn der Laute (τερν δυναμιν της φονες) nicht kenne, bin ich für den Sprecher ein Fremder (εσομαι των λαουντι βαρβαρος), wie der Sprecher für mich«. Wahrscheinlich sagt Paulus den Korinthern, die auf ihre γλοσσαι, die andere nicht verstehen, stolz sind, daß sie in der Gefahr stehen, nicht als πνεθματικοι geehrt, sondern für βαρβαροι gehalten zu werden.[16]

          (5) Das Jesaja-Zitat (Jes 28,11-12) in 14,21 meint Fremdsprachen.

          (6) Es ist unwahrscheinlich, daß Paulus das Phänomen generell als Sprechen von himmlischen Sprachen verstand: der Zusatz και των ανγελλωον in 13,1a klingt wie eine hyperbolische Formulierung (wie der Verweis auf τα μυστερια παντα και πασαν την γνωσιν in 13,2b, oder die Möglichkeit der Selbstverbrennung in 13,3b).

          (7) Das Argument, daß »im Geist« gesprochene »Geheimnisse« in einer himmlischen Sprache vermittelt werden müssen, ist nicht zwingend: Paulus kommuniziert ein Kapitel später ein himmlisches Geheimnis auf Griechisch: ιδου μθστεριον υμιν λεγω (1Kor 15,51.52).

          (8) Wenn Paulus glossolalische Äußerungen als Teil unserer »Kindheit« vor unserer Auferstehung bezeichnet, die mit dieser aufhören werde (13,11), kann er kaum sämtliche Äußerungen von Glossolalie als Sprache(n) von Engeln verstanden haben.

          (9) Dies schließt die Möglichkeit nicht aus, daß Paulus einige Arten von γλοσσαι  (vgl. 12,10 γενη γλωσσων) als Sprache von Engeln betrachtet haben konnte - wobei es auch die Korinther sein konnten, die glaubten, sie sprächen in der Sprache der Engel. Die Analogien TestHiob 48-51 und ApkZef 8 sind jedoch nicht eindeutig (vgl. oben 3.2).

          (10) Der Einwand, daß wir außerhalb von Apg 2 keine weiteren Berichte von Xenolalia aus der Zeit der frühen Kirche haben, beruht auf der falschen Prämisse, daß Lukas (oder Paulus) erwarteten, daß Xenolalia immer erkannt und von einigen Zuhörern verstanden würde (als Vorbereitung für Evangelisation).

          (11) Der Einwand, Irenäus und Celsus (Adv.Haer 3.13; Adv.Celsus 7.9) hätten Glossolalie als unartikuliertes Gestammel verstanden (Thiselton), verkennt, daß es in beiden Passagen nicht um γλωσσαις λαλειν geht, sondern um unzusammenhängendes, d.h. rätselhaftes, kryptisches oder vages prophetisches Reden - eine Kritik an unaufgeforderten Orakeln, der man in der antiken Literatur häufiger begegnet.[17]

          (12) Der Einwand, Paulus würde in 1Kor 12-14 die Glossolalie kaum so negativ bewerten, wenn es sich um ein echtes (für die Evangelisation nützliches) Sprachwunder gehandelt hat,[18] verkennt, (i) daß Paulus nicht die Glossolalie per se kritisiert (14,5.18),[19] sondern lediglich die Beherrschung der versammelten Gemeinde durch nicht-interpretierte Sprachenrede, (ii) daß es weder in Apg noch in 1Kor einen Zusammenhang zwischen Glossolalie und Evangelisation gibt.

          (13) Die Tatsache, daß verständnisvolle Beobachter und immer mehr Charismatiker selbst aufgrund linguistischer Analysen von aufgezeichnetem glossolalischem Reden betonen, daß die heutige charismatische Sprachengabe kein Sprechen wirklicher (Fremd-) Sprachen darstellt, darf nicht zum Umkehrschluß führen, daß die Sprachengabe in Korinth ebenfalls nicht im Sinn der Xenolalia zu verstehen sei.[20]

4.4     Das »Singen im Geist« (ψαλειν των πνευματι) in 14,15 ist offenkundig Glossolalie in melodischer oder metrischer Form.

          (1) Paulus führt in 14,15 keine neue Gabe ein, sondern spricht von einer spezifischen Form der Wiedergabe glossolalischen Redens: ein Sologesang in einer ungelernten Fremdsprache.

          (2) Es gibt keinerlei Hinweise, daß die ganze Gemeinde glossolalisch singt[21] (wie dies in vielen charismatischen Gemeinden heute üblich ist): nicht jeder hat die Gabe der Glossolalie.

          (3) Die Forderung einer Übersetzung der Glossolalie trifft deshalb notwendigerweise auch auf glossolalisches »Singen« zu.

          (4) Das glossolalische »Singen« von 1Kor 14,15 darf nicht mit dem gemeindlichen Singen von »Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern« (ψαλμοι, υμνοι, ωδαι πνεθματικαι) in Kol 3,16 und Eph 5,19 verwechselt werden.

4.5     Die Gabe der Übersetzung kann der Glossolale selbst (ο λαλων γλωσσαις  ... διερμενευη  ετερω γενη γλωσσων αλλω δε ερμενεια γλοσσων 14,5; ο λαλωον γλωσση προσευχεσθω ινα διερμενευη 14,13) oder ein anderer haben (ετερω γενη γλωσσων αλλω δε ερμενεια γλοσσων 12,10; vgl. 14,28).

 

5.       Sinn und Absicht der Glossolalie werden in ihrer Wirkung auf Ungläubige, in der Auferbauung der Gemeinde und im Nutzen für die private Andacht des einzelnen Gläubigen gesehen.

5.1     Nach 1Kor 14,22 ist die Glossolalie »ein Zeichen (σημειον) nicht für die Gläubigen, sondern für die Ungläubigen«. Der Zeichencharakter der Glossolalie ist nicht einfach zu fassen: Weshalb gibt Gott die Geistesgabe der ερμηνει γλωσσων (12,10) - bei Xenolalia ex hypothesi unnötig -, wenn die γλωσσαι nicht für die Gemeindeversammlung gedacht sind, sondern Heiden zum Staunen und so zum Glauben bringen sollen? Weshalb erwartet Paulus in diesem Zusammenhang gerade, daß Außenstehende das Sprachenreden nicht verstehen, sondern meinen, die betreffenden Christen seien »von Sinnen« (μαιεσθε 14,23)?[22] Paulus scheint in 14,23-25 »zurückzuholen«, was er in 14,22 gesagt hat.

          (1) In der LXX kann σημειον ein »Zeichen« von Gottes Segen für sein Bundesvolk oder von Gottes Gericht über Ungerechte bedeuten. In Jes 28,11 - von Paulus in 1Kor 14,21 zitiert - ist von Israel die Rede, das nicht auf Gott gehört hat, als er klar und deutlich sprach; deshalb wird Gott durch die fremde Sprache eines fremden Volkes reden, das in Israel einmarschieren wird.

          (2) Paulus verwendet dieses Zitat, um den Korinthern zu sagen, sie sollten nicht in γλωσσαι reden (ohne Übersetzung): ein solches Reden Gottes wäre ungeeignet und jedenfalls keine Hilfe für die Evangelisation (14,23 ουκ ερουσιν οτι μαινεσθε), sondern ein Zeichen des Gerichts - Gott redet nur noch in einer fremden und unverständlichen Sprache. Anders verhält es sich mit der προφητεια: sie ist Gottes offenbarende und kommunizierende Präsenz und als solche ein Zeichen seines Segens für sein Volk. Der überführte Ungläubige kann dies sehen und sagt: Οντως ο θεος εν υμιν εστιν (14,25).[23]

          (3) Das heißt, Glossolalie kann - falsch gebraucht - zu einem Zeichen für Ungläubige gemacht werden, ist dann jedoch lediglich ein negatives Zeichen. Dies ist aber nicht die eigentliche Absicht der Glossolalie, deshalb soll sie in der Gemeindeversammlung nur in Zusammenhang mit Übersetzung praktiziert werden (so daß sie dem positiven Zeichencharakter der Prophetie entspricht).

5.2     Paulus akzeptiert die Sprachengabe in der Gemeindeversammlung, da »im Geist von Geheimnissen« (πνευματι δε λαλει μυστερια 14,2) die Rede ist.

          (1) Paulus läßt übersetzte Glossolalie in der Gemeindeversammlung zu, damit »die Gemeinde dadurch erbaut werde« (ινα η εκκλησια οικοδομην λαβη 14,5c). Sie hat einen doxologischen (λαλει θεω) und einen offenbarenden (λαλει μυστερια) Charakter (14,2; vgl. 14,28: εαυτω δε λαλειτω και τω θεω). Der Praxis der Sprachengabe soll deshalb nicht gewehrt werden (το λαλειν μη κωλυετε γλωσσαις 14,39).

          (2) Wenn man sich zwischen Glossolalie und verständlicher Rede (λογους  τω νοι) entscheiden müßte, will Paulus nur letztere haben (14,19); es handelt sich jedoch nicht um eine zwingende Alternative. Übersetzung ist verständliche Rede, deshalb rechnet Paulus mit übersetzter Sprachenrede in der gottesdienstlichen Versammlung: »Wie soll es denn nun sein? Ich will beten mit dem Geist und will auch beten mit dem Verstand; ich will Psalmen singen mit dem Geist und will auch Psalmen singen mit dem Verstand« (14,15).

          (3) Paulus empfiehlt deshalb die Praxis der Sprachengabe im Gottesdienst, wenn es in Maßen geschieht - »zwei oder höchstens drei, und einer nach dem andern; und einer lege es aus« (κτατ δυο η το πλειστον τρεις και ανα μερος και εις διερμενευετω 14,27).

          (4) Die Reserviertheit, mit der Paulus die Glossolalie behandelt, legt nahe, daß ihr Hauptzweck ein anderer ist:[24]

5.3     Glossolalie dient zur Erbauung des einzelnen Christen, der diese Gabe besitzt: »Wer in Zungen redet, der erbaut sich selbst« (ω λαλων γλωσση εαυτον οικοδομει 14,4a).[25] Wenn in der Gemeindeversammlung keiner ist, der glossolalisches Reden übersetzt, sollen Christen, die die Sprachengabe besitzen, sie nicht öffentlich, sondern privat praktizieren: er soll »für sich selber und für Gott« reden (εαυτω δε λαλειτω και τω θεω 14,28).

          (1) Ein Widerspruch zwischen dieser Funktion und dem »Zeichen-Charakter« der Glossolalie von 14,22 besteht nur dann, wenn man für diese nur eine einzige Funktion annimmt.

          (2) Als doxologisches Reden oder Beten ist die privat praktizierte Glossolalie nicht egozentrisch,[26] sondern konzentriert sich auf Gott.

          (3) Weil die Sprachengabe nur eine von vielen Gaben ist, sind die Christen, die diese Gabe nicht besitzen, nicht notwendigerweise benachteiligt.

          (4) Wenn ein Gemeindeglied sowohl die Sprachengabe als auch die Gabe der Übersetzung besitzt (14,5.13), ist dies keine »Anomalie«:[27] er wird nicht nur zur Erbauung der Gemeinde mehr beitragen, sondern auch sich selbst mehr erbauen, da er weiß, was er redet.

          (5) Die Verbannung unübersetzter Glossolalie aus der gottesdienstlichen Versammlung bedeutet nicht, daß Paulus (ausschließlich) für eine private erbauliche Praxis der Sprachengabe plädiert. Die Aussage in 14,28 (die kaum auf eine Ausübung von privater, stiller Glossolalie gleichzeitig mit dem Wortbeitrag eines anderen zu beziehen ist) zeigt jedoch, daß Paulus die private Praxis der Sprachengabe zur eigenen Erbauung als legitim betrachtet.

5.4     Nicht jeder besitzt die Gabe der Glossolalie: die von Paulus in 1Kor 12,30 gestellte Frage (μη παντες γλωσσαις λαλουσιν) verlangt eine negative Antwort. Das Argument, das Nein von Paulus beziehe sich nur auf die Praxis der Glossolalie im öffentlichen Gottesdienst, das private glossolalische Reden sei praktisch die Norm gewesen,[28] ist nicht überzeugend:

          (1) Die Aussage in 14,5a (»Ich wollte, daß ihr alle in Zungen reden könntet«) spricht nicht von einer tatsächlichen Möglichkeit, sondern ist als rhetorische und konzessive Formulierung eines nicht zu verwirklichenden Ideals (analog 1Kor 7,7) zu verstehen.[29]

          (2) Das Argument setzt eine im Blick auf die Praxis der Gaben des Geistes unzulässige Trennung zwischen öffentlicher Gemeindeversammlung und persönlicher Frömmigkeitspraxis voraus: wie die Apostel nicht nur in der Gemeindeversammlung Apostel sind, so gibt es auch keine »Gemeindeglossolalen«. Weder die Aussage in 1Kor 12,28 (»Und Gott hat in der Gemeinde eingesetzt erstens Apostel, zweitens Propheten, drittens Lehrer, dann Wundertäter, dann Gaben, gesund zu machen, zu helfen, zu leiten und mancherlei Sprachenrede«) noch der Kontext liefern Kriterien, die den Korinthern geholfen hätten, zwischen »Versammlungsgaben« und »allgemeiner Sprachengabe« zu unterscheiden. Warum weist Paulus die Korinther in 1Kor 14 nicht einfach an, in der Versammlung ihre »allgemeine (gewöhnliche) Sprachengabe« nicht mehr zu praktizieren, sondern nur die glossolalisch reden zu lassen, die die entsprechende »Versammlungsgabe« besitzen? Für Paulus gibt es zwar verschiedene Arten von Sprachengaben (γενη γλωσσων 12,10), aber die Unterscheidung der »Art« ist nicht der Unterschied zwischen privater und öffentlicher Rede.

 

6.       Der Hintergrund für den Disput des Apostels mit den korinthischen Christen in 1Kor 12-14 ist möglicherweise wie folgt zu skizzieren:[30]

6.1     Die Korinther lernten die Praxis der Glossolalie von Paulus kennen.

6.2     Als während der Abwesenheit von Paulus elitäre Tendenzen auftraten, wurde die Glossolalie offensichtlich als Kennzeichen geistlicher Reife betrachtet.

6.3     Paulus kritisiert,
(1) daß die Korinther die Glossolalie über andere Gaben des Geistes erheben,
(2) daß sie mit der Gabe der Glossolalie statusrelevante Abstufungen innerhalb der Gemeinde vornehmen, was der Einheit der Gemeinde widerspricht,
(3) daß sie in den gottesdienstlichen Zusammenkünften Glossolalie nicht übersetzen und dabei die Auferbauung der Gemeinde vernachlässigen, die das Ziel aller Gaben des Geistes ist, und
(4) daß sie auf Außenstehende keine Rücksicht nehmen.

 

7.       Das Phänomen der Glossolalie läßt sich in den christlichen Kirchen bis um 350 n.Chr. nachweisen und ist für den östlichen Mittelmeerraum, Westeuropa und Nordafrika belegt, war also kein begrenztes, anomales Phänomen der apostolischen Zeit.[31]

7.1     Belege sind der lange Markusschluß (Mk 16,17); Irenäus (Adv.Haer 5.6.1; vgl. Eusebius, Hist.Eccl. 5.7.6); Tertullian (Contra Marcionem 5.8); Novatian (De Trinitate 29); Pachomius (Paralipomena 27); Ambrosius (Über den Heiligen Geist 2.150-152).

7.2     Die Auskunft von Johannes Chrysostomos (Homilae XLIV in epistolam primam ad Corinthios [PG 61], No. 29), daß die Sprachengabe aufgehört habe, kann möglicherweise nicht verallgemeinert werden (vgl. die Evidenz bei Ambrosius).

7.3     Das Schweigen der apostolischen Väter über die Glossolalie ist als argumentum e silentio nicht sehr beweiskräftig.[32]

 

8.       Die moderne Glossolalie, die in der klassischen Pfingstbewegung und in der charismatischen Bewegung bezeugt ist, wird seit den Studien von E. Lombard auch im Kontext nichtchristlicher Phänomene analysiert.[33] Die besten Darstellung moderner christlicher Glossolalie bieten Williams und Malony & Lovekin.[34]

8.1     Die Klassifikation von V. Poythress scheint sich als hilfreich zu erweisen:[35]
(1) Als »freie Vokalisierung« bezeichnet man die Produktion zusammenhängender Sequenzen von Sprachlauten, die von den Sprechern nicht als Sprache identifiziert werden, lexikalisch undurchsichtig sind, nicht wiederholt werden können und die für den durchschnittlichen Zuhörer wie eine Fremdsprache klingen (z.B. Säuglingssprache).
(2) Als »Zungenrede« bezeichnet man »freie Vokalisierung« für religiöse Zwecke durch einen Redner, der sich in seiner Muttersprache kompetent ausdrücken kann.

          Das moderne christliche »Sprachenreden« (oder »Zungenreden«) wird von Beobachtern wie folgt beschrieben und analysiert:[36]

8.2     Gegen frühere Behauptungen ist festzuhalten, daß es keine Belege gibt, daß »Zungenreden« mit geringem Intelligenzquotienten, mangelnder Bildung, niedriger gesellschaftlicher Stellung oder pathologischer Psychologie verbunden ist.[37]

8.3     Das »Sprachenreden« ist psychologisch gesehen nicht das Produkt von »Ekstase«, d.h. ist nicht begleitet von Kontroll- oder Wahrnehmungsverlust:[38] physiologische Tests haben ergeben, daß Leitfähigkeit der Haut, EEG-Muster, Blutdruck und Herzrhythmus während glossolalischen Redens praktisch identisch waren wie die von Kontrollgruppen bzw. derselben Gruppe, wenn man in der Muttersprache betete.[39]

8.4     Untersuchungen moderner Glossolalie, die in unterschiedlichen Kulturen und sprachlichen Umgebungen durchgeführt wurden, zeigten folgende Ähnlichkeiten der phonetischen Strukturen:[40] (1) Die Klangeinheiten beginnen immer mit einem Konsonanten;
(2) es kommen keine Konsonantencluster am Anfang eines Wortes vor;
(3) die Klangeinheit endet fast immer mit einem Vokal;
(4) die durch Pausen getrennten Klangeinheiten sind gewöhnlich gleich lang;
(5) die Hauptbetonung liegt auf der ersten »Silbe«.

8.5     Die phonetischen Ähnlichkeiten werden von W. Samarin ohne Rekurs auf physiologische Abnormalitäten erklärt: (1) Einige Merkmale kommen häufig in Sprachen vor; (2) einige Merkmale finden sich häufig in der Subkultur der Pfingstkirchen; (3) andere Merkmale kommen häufig in anomalen Sprachformen vor, die entstehen, wenn man linguistische Äußerungen von sich gibt, die für den Redner selbst keinen Sinn ergeben.[41]

8.6     Modernes »Sprachenreden« ist keine Xenolalia, d.h. kein Sprechen einer ungelernten Fremdsprache.[42] (1) Als das »Zungenreden« am Anfang der Pfingstbewegung ausbrach, nahm man zwar an, daß es sich um wirkliche Fremdsprachen handelte, aber bereits 1929 gab es größte Zweifel an der Richtigkeit dieser Annahme.
(2) Die wenigen Beispiele von Xenolalia, die berichtet werden, sind so schlecht belegt, daß man sie vernachlässigen kann.[43]
(3) Es gibt kein einziges Beispiel von glossolalischem Reden, das mit einem Tonbandgerät aufgezeichnet und anschließend von Linguisten sachkundig analysiert wurde, das als Xenolalia erkannt worden wäre.[44]
(4) Das heißt nicht, daß es keine offenkundig zuverlässigen Zeugnisse von Glossolalie gibt, wo Zuhörer ihr Muttersprache wiedererkannten und Berichte vorliegen, die das Phänomen glaubhaft erscheinen lassen.[45] Aber der Großteil dieser Berichte erfüllt nicht die strengen Kriterien, die angewandt werden müssen, ehe man einen Fall von Xenolalia als wissenschaftlich bewiesen anerkennt (eine gute Tonbandaufnahme einer längeren »Sprachenrede«; Linguisten oder Sprachkundige, die die Sprache als bekannte Fremdsprache identifizieren; vollständige Dokumentation der Lebensgeschichte des Glossolalen, um auszuschließen, daß er mit der Sprache in Berührung gekommen war).[46]

8.7     Linguistische Analysen von aufgezeichneter Glossolalie zeigen, daß modernes »Sprachenreden« keine linguistische Struktur besitzt (ein kompetenter Linguist braucht höchstens zwanzig Minuten, um feststellen zu können, ob phonetische Laute eine linguistische Struktur aufweisen oder nicht). Folgende Phänomenen moderner Glossolalie wurden festgestellt:
(1) Die phonetischen Strukturen - z.B. die Häufigkeit der Wiederholung von Konsonanten, die Verwendung des englischen »th« oder des deutschen oder französischen »ü« - entsprechen den Strukturen der Muttersprache des Sprachenredners.
(2) Innerhalb der Gruppe, die sich um einen bestimmten Leiter schart, gibt es offenkundig kaum Variationen von Klangmustern.
(3) Andere Untersuchungen haben allerdings ergeben, daß jeder »Sprachenredner« ein identifizierbares Klangmuster hat und manche Glossolalen zwei oder drei unterscheidbare Klangmuster verwenden,[47] die sich manchmal von den phonetischen Strukturen der eigenen Muttersprache unterscheiden.[48]

8.9     Folgende Schlußfolgerungen werden aus den linguistischen Analysen heutiger Glossolalie - die weder Xenolalia ist noch überhaupt sprachliche Strukturen aufweist - gezogen:

         
(1) Alles heutige glossolalische Reden, weil psychologischen (oder im schlechtesten Fall dämonischen) Ursprungs, ist unbiblisch und sollte unterbunden werden.[49] Der Schluß von (möglichen) psychologischen Ursachen auf das Verdikt »unbiblisch« ist jedoch nicht gerechtfertigt.

         
(2) Glossolalisches Reden ist ein Phänomen, das auf unterschiedliche Weise erklärt werden kann und trotz der Verschiedenheit von Apg 2 und 1Kor 12-14 und der fehlenden linguistischen Struktur als geistliche Gabe anerkannt werden darf: das heutige »Sprachenreden« hat mehr Gutes als Schlechtes bewirkt; es hat vielen Gläubigen in ihrer persönlichen Beziehung zum Herrn und in der Anbetung geholfen; es hat vielen ein größeres Bewußtsein des innewohnenden, auf Jesus Christus hinweisenden Geistes Gottes gegeben - aus diesen Gründen sollte auch ohne ausdrückliche biblische Beglaubigung als gute Gabe Gottes angesehen werden.[50] (i) Modernes »Sprachengebet« kann als »gelerntes Verhalten« oder anfänglich psychologisch initiierte phonetische Äußerung zu einer geistlichen Gabe werden, wenn es auf Gott ausgerichtet ist (wie das Reden in der Muttersprache eine geistliche Gabe werden kann).[51] (ii) Funktional kann »Sprachenreden« - durch das Metrum, Betonung, Intonation - Bedeutung kommunizieren und Bitte, Trauer, Dank oder Lobpreis mitteilen.[52] (iii) Beim modernen »Sprachengebet« findet zwischen dem Hl. Geist und dem Christen eine Interaktion auf der unterbewußten Ebene statt: die Kommunikation wird nicht-lexikalisch durch den ansonsten natürlichen Mechanismus der »freien Vokalisierung« kodiert. (iv) Für M. Turner hätte Paulus kaum xenolalisches »Sprachenreden« von nicht-xenolalischem »Sprachenreden«, das eine ähnliche Funktion ausübt, unterscheiden können, d.h. er hat möglicherweise phänomenologisch zwei Phänomene von glossolalischem Reden zusammengruppiert, die wir heute unterscheiden, oder er rechnet im Zusammenhang der rätselhaften Wendung
γενη γλωσσον (12,10) mit verschiedenartiger Glossolalie, die die heutige Variante einschließt.[53] Wenn Paulus jedoch im gottesdienstlichen Kontext immer eine Übersetzung fordert und auch für die private glossolalische Praxis zu einer Übersetzung rät, er Glossolalie also ausschließlich als Xenolalia kennt, wäre die Schlußfolgerung doch gerechtfertigt, daß urchristliche Glossolalie und heutige Glossolalie verschiedene Phänomene sind - was aber nicht heißt, daß letzteres keinen positiven Wert haben kann.

         
(3) Auch wenn das moderne Zungenreden keine wirklichen Fremdsprachen wiedergibt, könnte es trotzdem kognitive Information kommunizieren (wie ein Computerprogramm eine »Sprache« ist, die Information mitteilt, auch wenn man sie nicht als Sprache »sprechen« kann).[54]

Beispiel: Der Satz »Preiset den Herrn, denn seine Gnade währet ewiglich.«  Unter Eliminierung der Vokale erhält man die Konsonantenfolge: PRST DN HRRN DNN SN GND WRT WGLCH. Wenn man die Zwischenräume wegläßt und die Sequenz unter wiederholter Aufnahme jedes dritten Buchstabens neu schreibt, ergibt sich die Sequenz: PSNRNNDTLRHDGRCTNNGDSHRWNW. Wenn man jetzt zwischen jeden Konsonanten den Vokal »a« einfügt und die Sequenz in zufällige Wortgruppen einteilt, ergibt sich: PASANA RANA NADATALA RAHA DAGARACA TANANA GADA SAHARA WANA AWA. (Dies läßt sich - zufälligerweise - von transkribierten Beispielen moderner Zungenrede nicht unterscheiden!)

          Wenn man den Code kennt, kann man den Satz verstehen. Die Gabe der Auslegung der Sprachengabe würde eben darin bestehen, vom heiligen Geist den Code damit die Übersetzung in die jeweilige Muttersprache offenbart zu bekommen.

         
(4) Ein Problem ist die »Auslegung« moderner Glossolalie: Tests mit aufgezeichneter glossolalischer Rede (mit Kontrollabschnitten mit arabischen Texten und der rückwärts gesprochenen australischen Nationalhymne), die Charismatikern vorgelegt wurden, die die Gabe der »Auslegung« praktizierten, haben ganz unterschiedliche »Interpretationen« hervorgebracht, die sich zum Teil gegenseitig ausgeschlossen haben und keinerlei Verbindung mit den Kontrollabschnitten erkennen ließen. Die »Auslegungen« erweisen sich »als ebenso stereotyp, vage und inhaltslos wie spontan, geläufig und dreist«.[55] (i) M. Turner möchte geeignete Kriterien entwickelt haben, anhand derer man die Gültigkeit von »Interpretationen« heutiger Glossolalie testen kann. (ii) D. Carson schließt aus der Problematik der üblichen »Auslegungen«, die sich bei Überprüfungen als genauso willkürlich wie platt und prosaisch erweisen, daß in einigen Fällen offenkundig auch die betreffende »Sprachengabe« in Frage gestellt werden muß und Gläubige zumindest nachdenklich werden sollten.

 

9.       Das in 1Kor 13,8 erwähnte Verstummen der Glossolalie (γλωσσαι παυσονται) kann sich im Kontext von 13,8-13 nur auf die Parusie beziehen (und nicht auf das Ende der apostolischen Zeit oder den Abschluß des Kanons, oder ein bestimmtes Stadium der Reife der christlichen Kirchen).[56]

9.1     Die einflußreichen Argumente von B. B. Warfield, daß mit der Schriftwerdung der neutestamentlichen Offenbarung alle Wunder - einschließlich der Glossolalie - aufgehört haben,[57] sind zum Teil einseitig, zum Teil schlicht unhaltbar.

         
(1) Das Argument, Wunder seien an Zeiten spezieller Offenbarung - Exodus, Elia/Elisa, Exil, Jesus/Apostel - und vor allem an den Prozeß der kanonischen Schriftwerdung gebunden, ist falsch. (i) Das Phänomen der Prophetie, das der Kategorie »Wunder« zuzuordnen ist, war nicht auf diese Perioden beschränkt. (ii) Wunder gab es auch außerhalb dieser besonderen Zeiten, vgl. die Evidenz in 1.Mose, Richter, 1. und 2. Samuel. (iii) Die Schriftwerdung der Weissagungen der vor-exilischen Propheten war nicht von »beglaubigenden Wundern« begleitet. (iv) Jer 32,20 (»der du Zeichen und Wunder getan hast im Land Ägypten bis auf diesen Tag, sowohl an Israel als auch an [anderen] Menschen, und dir einen Namen gemacht hast, wie es an diesem Tag ist«) spricht von einem Kontinuum von Zeichen und Wundern seit den Tagen des Exodus bis in die Gegenwart des Propheten.

         
(2) Das Argument, daß Wunder die Boten Gottes beglaubigen, ist richtig, beschreibt aber weder die primäre noch die exklusive Bedeutung der Wunder. (i) Die Wunder der Heilungen und Dämonenaustreibungen, die Jesus gewirkt hat, bezeugen die Ankunft des messianischen Heils (Mt 11,2-6 par). (ii) Weder die Prophezeiungen noch die »Sprachengabe« der urchristlichen Gemeinde sind auf die Vorbereitung des neutestamentlichen Kanons bezogen, noch sollen sie die Richtigkeit der apostolischen Botschaft »beweisen«; sie haben vielfältige Funktionen in einzelnen Gemeinden und für einzelne Christen.

         
(3) Das Argument, daß Zeichen und Wunder in neutestamentlicher Zeit nur von den Aposteln gewirkt wurden und von einigen wenigen anderen, denen sie zu diesem Zweck die Hände aufgelegt hatten, ist falsch. (i) Es gibt keine einzige Belegstelle, die besagt, daß die Apostel jemandem die Hände aufgelegt hätten, um die Kraft zu vermitteln, Wunder zu wirken. Apg 8,14-17 hat eine völlig andere Bedeutung. (ii) Nicht nur die Apostel oder besonders »Delegierte« haben »Wunder« gewirkt: man denke nur an Ananias (Apg 9,17-18), Kornelius (10,44-46), Agabus (11,28; 21,10-12), Propheten in Antiochien (13,1) und viele andere Propheten, Wundertäter, Christen mit Gaben, gesund zu machen oder mit der Sprachengabe (1Kor 12,28).

9.2     Die Theologie und konkrete Aussagen des Neuen Testaments lassen erwarten, daß Christen Wunder erwarten dürfen. (i) Keine Stelle sagt, daß Wunder aufhören würden. (ii) Die Wunder Jesu sind Zeichen der Ankunft der Königsherrschaft Gottes: seine Jünger sollten während des Wirkens Jesu Wunder wirken (Mt 10,7-8 par), sie haben nach Pfingsten Wunder gewirkt (Apg 3,1-9; 2,43; 5,12), die Jerusalemer Gemeinde erwartet Wunder (4,30), Stephanus (6,8) und Barnabas und Paulus (14,3; 15,12; 19,11-12) wirken Wunder. (iii) Jakobus erwartet, daß Kranke nach Gebet gesund werden (Jak 5,15).

9.3     Die Aussage in 1Kor 13,9-10, daß beim Kommen von το τελειον prophetisches und glossolalisches Reden aufhören werden, kann sich nicht auf den Abschluß des neutestamentlichen Kanons beziehen.[58]

          (1) Es läßt sich nicht belegen, daß Paulus einen Kanon neuer normativer Schriften nach dem Tod der Apostel erwartet hat; er rechnete mit der Möglichkeit, die Wiederkunft Jesu selbst noch zu erleben (1.Thess 4,15-16; 1Kor 15,51).

          (2) Paulus konnte nicht erwarten, daß die Korinther bei der Formulierung το τελειον an einen Kanon heiliger Schriften denken.

          (3) Der Abschluß eines vollständigen Kanons heiliger Schriften hätte für die Korinther kaum bedeutet, daß jetzt bloßes »Stückwerk-Wissen« (und mit ihm Prophetie und Sprachengabe) verschwindet und »vollkommenes Wissen« kommt: sie hatten bereits das Alte Testament, (wahrscheinlich) die Evangelientradition und (ziemlich sicher) mehr paulinische Lehre als in den neutestamentlichen Kanon einging.

          (4) Was mit το τελειον kommt, wird von Paulus in 13,12 in der Sprache der Theophanie beschrieben, die sich nur auf die Parusie beziehen kann.

          (5) Wenn Paulus mit το τελειον den Kanon meint, hat er in 13,12 gewaltig übertrieben.

          (6) Die urchristliche Prophetie war keine Interim-Offenbarung, die vom abgeschlossenen Kanon abgelöst wird; sie war nicht nur autoritative Offenbarung von Theologie, sondern hat einen viel umfangreicheren Inhalt und eine breitere Funktion.

9.4     Die Auslegung, το τελειον bedeute »Reife« und beziehe sich auf das »Erwachsenwerden« der Kirche in Liebe und Gotteserkenntnis - was das Aufhören von Prophetie und Sprachengabe bedinge - ist ebenfalls unhaltbar (obwohl lexikalisch diese Bedeutung von τελειον möglich ist und die Aussage in 13,11 diese Bedeutung zu unterstützen scheint).

          (1) Die engste Parallele ist Eph 4,13, wo der Reifeprozeß der Gemeinde mit der Wendung ανηρ τελειοσ beschrieben wird - und der Bezug eschatologisch ist!

          (2) Diese Auslegung trivialisiert die Sprache von 13,10 und 13,12 (»Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören ... Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin«).

          (3) Paulus hat eine derart hohe Meinung von Propheten und Prophetie (1Kor 14,1.39), daß es unwahrscheinlich ist, daß er sie aus der reifsten Gemeinde verbannen würde.

          (4) Nach 1Kor 1,7 (»ihr habt keinen Mangel an irgendeiner Gabe und wartet nur auf die Offenbarung unseres Herrn Jesus Christus«) betrachtet Paulus offenbarende und andere Charismata als Gaben, die die Gemeinde in ihrem Warten auf die Wiederkunft Jesu stärkt.

          (5) Paulus sagt in 13,11 nicht, daß die apostolische Kirche sich zu einer noch reiferen (irdischen) Kirche entwickelt, in der die Erkenntnis nicht mehr εκ μεπους sein würde, sondern daß die gesamte (irdische) Existenz der Kirche aus der (himmlischen) Perspektive der Wiederkunft Jesu durch stückwerkhafte Erkenntnis (einschließlich die der Prophetie und der Sprachenrede) charakterisiert ist.

9.5     Die Wendung παυσονται in 13,8 kann nicht in dem Sinn interpretiert werden, daß die Sprachengabe (anders als die Prophetie) »von selbst« aufhört. Diese Auslegung verkennt die Bedeutung des griechischen Mediums: im hellenistischen Griechisch kann ein Verb im Medium verwendet werden, obwohl die aktive Bedeutung beibehalten wird. Im NT wird das Verb παυω meistens im Medium (παυνομαι) mit finiter Bedeutung (»aufhören«) gebraucht, was nicht bedeutet, daß das Subjekt »von selbst aufhört« (vgl. Lk 8,24!). Die Formulierung ειτε δε προφητεια καταγηρθησονται, ειτε γλωσσαι παυσονται, ειτε γνωσις καταγηερθησεται variiert aus stylistischen Gründen, einen Bedeutungsunterschied, der die Glossolalie von der Prophetie absetzt, gibt es nicht.[59]

9.6     Der Bezug von 1Kor 13,8-12 ist eindeutig eschatologisch:[60] Bei der Wiederkunft Jesu - und erst dann - werden prophetisches und glossalisches Reden aufhören, weil sie nicht mehr notwendig sind, da wir »von Angesicht zu Angesicht« das sehen, was wir jetzt glauben.

 

© 1998 Dr. Eckhard J. Schnabel Alle Rechte vorbehalten.

 

 

 

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[1].         Christopher Forbes, Prophecy and Inspired Speech in Early Christanity and Its Hellenistic Environment, WUNT 2/75, Tübingen 1995, 47-53.

[2].         Forbes, Prophecy, 72-74.

[3].         Oskar Föller, Charisma und Unterscheidung, Wuppertal 1994, 6. M. Lattke, Art. e[kstasi~, EWNT I, 1026 bemerkt, daß die scheinbare Nichtübersetzung besonders im deutschen Sprachraum zu »überladenen Assoziationen« führt.

[4].         Vgl. H. Burkhardt, Die Inspiration Heiliger Schriften bei Philo von Alexandrien, Giessen/Basel 1988, 216-218, der herausarbeitet, daß für das philonische Inspirationsverständnis Weisheit »weder überflüssig noch hindernd, sondern unabdingbare Voraussetzung der Gotteserkenntnis« ist (217).

[5].         Wayne Grudem, The Gift of Prophecy. In the New Testament and Today, Westchester 1988, 124f.

[6].         David E. Aune, Prophecy in Early Christanity and the Ancient Mediterranean World, Grand Rapids 1983, 19-21.32-34.

[7].         Forbes, Prophecy, 55.

[8].         So viele Ausleger im Anschluß an J. Behm, ThWNT I, 719-726.

[9].         Forbes, Prophecy, 103-187 (Kap. 5-7).

[10].       Forbes, Prophecy, 108-113; vgl. Turner, Spirit, 236f.

[11].       Burkhardt, Inspiration, 221.

[12].       Forbes, Prophecy, 53-72; Don A. Carson, Showing the Spirit, Grand Rapids 1987, 77-83; Max Turner, The Holy Spirit and Spiritual Gifts Then and Now, Carlisle 1996, 227-229.

[13].       Carson, Spirit, 83-86, im Anschluß an Vern S. Poythress, »The Nature of Corinthian Glossolalia: Possible Options«, Westminster Theological Journal 40 (1977) 130-135.

[14].       Forbes, Prophecy, 57 Anm. 30.

[15].       Forbes, Prophecy, 57-64; zur Diskussion der Vorschlags von A. C. Thiselton, »The ›Interpretation‹ of Tongues: A New Suggestion in the Light of Greek Usage in Philo and Josephus«, JThS 30 (1979) 15-36, eJrmhneuvein bezeichne das »Artikulieren«, d.h. das In-Worte-Fassen von Gefühlen und unausgedrückten Gedanken, vgl. kritisch Forbes, Prophecy, 65-70; vgl. auch Carson, Spirit, 79-83; Turner, Spirit, 228f.

[16].       Turner, Spirit, 228.

[17].       Aune, Prophecy, 51; Forbes, Prophecy, 165-168.

[18].       Thiselton, Interpetation, 29.

[19].       Fee, Presence, 889f.

[20].       Gegen Cyril Williams, Tongues of the Spirit: A Study of Pentecostal Glossolalia and Related Phenomena, Cardiff 1981, 25-45.

[21].       Carson, Spirit, 104.

[22].       Turner, Spirit, 230, pace Thomas R. Edgar, Miraculous Gifts: Are They for Today? New Jersey 1983, 199.202, der meint, Paulus habe die Glossolalie, als Xenolalia, als überzeugende Zeichen-Gabe und primäre Hilfe für die Evangelisation verstanden.

[23].       Grudem, Gift, 173-176; Turner, Spirit, 230f.

[24].       Turner, Spirit, 232.

[25].       Dies ist der fast einhellige Konsens von Pfingstlern, Charismatikern und Neutestamentlern; für letztere vgl. C. Robeck, »Tongues«, Dictionary of Paul and His Letters, Hrsg. G. F. Hawthorne et al., Downers Grove, IL/Leicester 1993, 939-943: 941; Fee, Presence, 219.250f; Forbes, Prophecy, 92f; Turner, Spirit, 232-234 (der die Kritik von Edgar, Gifts, 173ff, zurückweist, vgl. die folgenden Punkte).

[26].       Gegen O. Michel, ThWNT V, 144: »Es ist also falsch, wenn nach 1 K 14,4 der Zungenredner ›sich selbst erbaut‹«.

[27].       Gegen Edgar, Gifts, 176.

[28].       Robert P. Menzies, Empowered for Witness. The Spirit in Luke-Acts, JPTh.SS 6, Sheffield 1994, 248: »Paul affirmes that every Christian may - and indeed should be edified through the private manifestation of tongues« (Hervorhebung durch Menzies).

[29].       Turner, Spirit, 235 Anm. 55.

[30].       Forbes, Prophecy, 170-175, im Anschluß an Vorschläge von R. A. Horsley, J. A. Davis und anderen.

[31].       Vgl. S. D. Currie, »›Speaking in Tongues‹: Early Evidence Outside the New Testament Bearing on glw'ssai~ lalei'n«, Interpretation 1965 (1965) 274-294; H. H. Hunter, »Tongues-Speech: A Patristic Analysis«, JETS 23 (1980) 125-137; Forbes, Prophecy, 75-84.

[32].       Gegen G. W. Dollar, »Church History and the Tongues Movement«, Bibliotheca Sacra 120 (1963) 316-321; C. L. Rogers, »The Gifts of Tongues in the Post-Apostolic Church«, Bibliotheca Sacra 122 (1965) 134-143.

[33].       E. Lombard, De la Glossolalie chez les premiers Chrétiens, Lausanne: Briedel 1910; L. C. May, »A Survey of Glossolalia and Related Phenomena in Non-Christian Religions«, American Anthropologist 58 (1956) 75-96.

[34].       Cyril G. Williams, Tongues of the Spirit: A Study of Pentecostal Glossolalia and Related Phenomena, Cardiff 1981; H. N. Malony & A. A. Lovekin, Glossolalia: Behavioural Science Perspectives on Speaking in Tongues, Oxford: Oxford University Press 1985.

[35].       Vern S. Poythress, »Linguistic and Sociological Analyses of Modern Tongues-Speaking: Their Contributions and Limitations«, WThJ 42 (1980) 367-388; vgl. Turner, Spirit, 304.

[36].       Vgl. die zusammenfassende Darstellung von Turner, Spirit, 305-313.

[37].       Vgl. E. M. Pattison, »Behavioural Science Research on the Nature of Glossolalia«, Journal of the American Scientific Association 20 (1968) 76; John P. Kildahl, »Psychological Observations«, The Charismatic Movement, Hrsg. M. P. Hamilton, Grand Rapids: Eerdmans 1975, 124-142; Williams, Tongues, 126-135; Malony & Lovekin, Glossolalia, Kap. 3-5; H. Newton Malony, »Debunking Some of the Myths About Glossolalia«, Journal of the American Scientific Affiliation 34 (1982) 144-148. Gegen G. B. Cutten, Speaking with Tongues, Historically and Psychologically Considered, Hew Haven 1927, dessen Studien an psychotischen Patienten in Nervenkliniken durchgeführt wurden.

[38].       Gegen Felicitas D. Goodman, Speaking in Tongues: A Cross-Cultural Study of Glossolalia, Chicago 1972, 60.74-79.90-92, die aufgrund kultur- und sprachenüberschreitender Konstanz glossolaler Rede schließt, daß Glossolalie ein körperlicher Reflex auf einen mentalen Zustand sei, also mit bestimmten Stadien der Trance verbunden ist.

[39].       G. Palmer, Trance and Dissociation: A Cross-Cultural Study in Psychophysiology, unveröffentliche Magisterarbeit, University of Minnesota 1966; N. P. Spanos & E. C. Hewitt, »Glossolalia: Test of the Trance and Psychopathology Hypotheses«, Journal of Abnormal Psychology 88 (1979) 427-434.

[40].       Vgl. besonders Goodman, Tongues, 120ff.

[41].       William J. Samarin, Tongues of Men and Angels: The Religious Language of Pentecostalism, London 1972; ders., Variation and Variables in Religious Glossolalia, London 1972. Zur Diskussion zwischen Goodman und Samarin vgl. Malony & Lovekin, Glossolalia, 105-109.

[42].       Vgl. Samarin, Tongues, Kap. 4-6; Williams, Tongues, Kap. 8; Maloney & Lovekin, Glossolalia, Kap. 2; J. R. Jaquette, »Toward a Typology of Formal Communicative Behaviors: Glossolalia«, Anthropological Linguistics 9 (1967) 1-8.

[43].       Samarin, Tongues, 114-115; Malony & Lovekin, Glossolalia, 28f; Carson, Spirit, 84; Turner, Spirit, 307.

[44].       Turner, Spirit, 308; seines Erachtens kommen die am besten dokumentierten Beispiele von Xenolalia aus außerchristlichen Kreisen, zum Beispiel aus spiritistischen Kreisen, vgl. Malony & Lovekin, Glossolalia, 28-29.

[45].       Vgl. R. Laurentin, Catholic Pentecostalism, London 1977, 67-70; Williams, Tongues, 180-183; Poythress, Analyses, 374 Anm. 17; Maloney & Lovekin, Glossolalia, 26-29.

[46].       So Turner, Spirit, 308, der kein Anti-Charismatiker ist.

[47].       Virginia H. Hine, »Pentecostal Glossolalia: Toward a Functional Interpretation«, Journal for the Scientific Study of Religion 8 (1969) 211-226.

[48].       Malony & Lovekin, Glossolalia, 34-38.

[49].       A. A. Hoekema, What About Speaking in Tongues? Grand Rapids 1966, 132; John MacArthur, The Charismatics: A Doctrinal Perspective, Grand Rapids: 1978, 156ff.

[50].       James Packer, Keep in Step with the Spirit, Leicester 1985, 207ff (= Auf den Spuren des Heiligen Geistes, Gießen 1989, 215-219).

[51].       Vgl. Heribert Mühlen, »Das Sprachengebet heute«, Geistesgaben heute, Hrsg. H. Mühlen, Mainz 1982, 113-146; zu Mühlen vgl. Föller, Charisma, 149f.

[52].       Turner, Spirit, 310, der hinzufügt: »Just how much more information is being precognitively coded in the ›tongues speech‹, however, is beyond direct scrutiny«. Manche Charismatiker meinen, daß die Glossolalie keinen semantischen Inhalt, sondern nur eine bestimmte Stimmung kodiert, vgl. F. A. Sullivan, Charisms and Charismatic Renewal: A Biblical and Theological Study, Dublin 1982, 133-134.

[53].       Turner, Spirit, 314.

[54].       Poythress, Glossolalia, 130-135: Carson, Spirit, 83-86.

[55].       Packer, Spuren, 220; vgl. Kildahl, Psychology, 63; Carson, Spirit, 87-88; Turner, Spirit, 313 Anm. 44.

[56].       Forbes, Prophecy, 85-91.

[57].       B. B. Warfield, Counterfeit Miracles, New York 1918. Die folgende Diskussion folgt Turner, Spirit, 286-293.

[58].       Für das folgende vgl. Turner, Spirit, 294-296.

[59].       Carson, Spirit, 66f.

[60].       Konsens der Kommentatoren; vgl. auch Grudem, Gift, 228-250; Carson, Spirit, 66-76; Fee, Presence, 204-214; Forbes, Prophecy, 85-91; Turner, Spirit, 296.



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