MARTIN LUTHER - SEINE GESCHICHTE
Kurzer Lebenslauf (im Mensageiro Luterano, November 1983, veröffentlicht)
Martin Luther wurde am
10. November 1483 in Eisleben, Thüringen, Deutschland geboren. Seine Eltern,
Hans und Margarethe, waren arm - Hans war Holzfäller und Köhler - jedoch nicht
ungebildet, so daß sie Martin eine gute Erziehung geben konnten. In der
Absicht, das wirtschaftliche Leben zu verbessern, ließen sie sich 1484 mit
Wohnsitz in Mansfeld nieder, wo Martin seine Studien begann. Nach
Schulabschluß an jenem Ort, dann im Alter von 14 Jahren, ging er aus dem
Elternhaus und nahm das Studium an der Hochschule zu Magdeburg auf. Nach einem
Jahr dort mußte er wegen einer schweren Erkrankung ins Elternhaus
zurückkehren, und deswegen ging er im darauffolgenden Jahr nach Eisenach
studieren. Drei Jahre besuchte er dort die Schule. In 1501 nahm er das Studium
an der Universität Erfurt auf, der wegen der Zahl ihrer Kirchen und Klöster
als "Deutsches Rom" bekannten Stadt. Dort erwarb er 1502 den Grad eines
Bakkalaureus und 1505 den eines Magister Artium. Im gleichen Jahr begann er
das Studium der Rechtswissenschaften . Jedoch dieses wurde unterbrochen, da am
2. Juli 1505 während der Rückkehr vom väterlichen Haus sein Leben durch ein
schweres Gewitter ernsthaft bedroht wurde, so daß er darin fast umgekommen
wäre. Da gelobte er "Sankt Anna", falls er am Leben bliebe, ein Mönch zu
werden. Am 17. Juli 1505 schlossen sich hinter ihm die Türen des Klosterordens
des Heiligen Augustin.
Priester
Im Februar 1507 empfing
er die Priesterweihe. Er lebte allerdings in völliger Verzweiflung und suchte
Tag und Nacht in grauenhaften Seelenqualen nach einer Antwort auf die Frage:
"Wie bekomme ich einen gnädigen Gott?" Sehr bald erkannte er, nimmer werde er
mittels guter Werke die Gewißheit seines Heils erlangen, da es unmöglich sei
zu wissen, ob sie genügen, um so mehr als es sich bei ihm um ein äußerst
empfindsames Gewissen handelte.
Professor
Auf Empfehlung des
Ordensvikars Johannes von Staupitz, der in Luther eine ungewöhnliche
Gelehrsamkeit und Intelligenz erkannte, wurde Luther zum Professor an der
Universität zu Wittenberg ernannt, die 1502 durch Friedrich den Weisen
gegründet worden war. Dieser war Herzog von Sachsen und Präsident der
sieben bürgerlichen Wähler, die mit sieben Kirchenobersten gemeinsam den
Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation wählten. Dort besetzte
er den Lehrstuhl für Theologie. Es setzte auch seine Studien fort und lernte
vor allem Griechisch und Hebräisch. Zum 9. März 1509 erlangte er den Grad
eines Baccalaureus Biblicus.
Reise nach Rom 1511, im Alter von 28
Jahren, wurde er in diplomatischer Mission nach Rom gesandt, um eine
Streitigkeit zwischen sieben Klöstern seines Ordens und dem Generalvikar
derselben zu lösen. Die Korruption, Unmoral, das Gespött, die Respektlosigkeit
der Geistlichkeit und der kirchlichen Oberhäupter den heiligen Dingen
gegenüber prägten ihm eine tiefe Enttäuschung ein. Obwohl zutiefst betrübt,
führten die niederschmetternden erlittenen Enttäuschungen nicht dazu, an
seiner Kirche zu zweifeln.
Doktor der Theologie
Im Oktober 1512 erhielt
er aus den Händen des Dekans der Theologischen Fakultät den Grad eines Doktors
der Theologie. Danach übernahm er den Lehrstuhl für Lectura in Biblia und
unterrichtete auf der Grundlage der Ursprachen, des Hebräischen für das Alte
Testament und des Griechischen für das Neue Testament unter Einbeziehung von
Errungenschaften des Humanismus in die Wissenschaft der Textauslegung. Noch in
1512 wurde er zum Subprior des Klosters zu Wittenberg gewählt. Im Mai 1515
ernannte ihn das Allgemeine Domkapitel zum Vikar des elf Klöster unter seiner
Leitung und Autorität umfassenden Bezirks.
Vorlesungen
Seine Vorlesungen wurden
stark besucht, so daß zu ihnen Studenten aus allen Gebiten und sogar
Nachbarländern hinzuströmten. Auch die Anzahl der Assistenten nahm zu. Der
Rektor der Universität erklärte sogar wie in einer Voraussicht: " Dieser
Ordensbruder wird alle Doktoren besiegen; er wird eine neue Lehre einführen
und die ganze Kirche reformieren; denn er gründet sich auf Christi Wort, und
niemand in der Welt kann dieses Wort bekämpfen noch zerstören..." (Melchior,
Adam. Vita Lutheri, S. 104). Betrat er die Kanzel, so konnte die Kapelle die
Assistenten bald nicht mehr aufnehmen. Der Senat lud ihn dann ein, die
Pfarrkirche der Stadt zu benutzen.
Gerechtfertigt durch den Glauben
In seinen geistlichen
Konflikten war es der biblische Text, der ihm das Licht der Wahrheit und
seinem Gewissen Frieden brachte, der berühmte Abschnitt aus dem Römerbrief
(1,17), in dem der Apostel den Propheten Habakkuk zitiert: " Der Gerechte wird
seines Glaubens leben." Da sah er, daß der heilige Paulus das Opfer Christi
zum Mittelpunkt der Glaubenswahrheit machte. Seine Sünden, Qualen, Leiden
waren auf Christi Schultern am Kreuz gefallen; Christus hatte vollbracht, was
dem Sünder mit seinen Bußübungen und persönlichen Verdiensten zu vollbringen
unmöglich wäre.
Die 95 Thesen
In 1517 wünschte
Luther, eine öffentliche Debatte über den von Papst Leo V. und dem
Erzbischof Albrecht von Mainz durch den Dominikanerorden veranstalteten
Ablaßverkauf herbeizuführen. Als er am 31. Oktober 1517 an der Tür der
Schloßkirche zu Wittenberg das Pergament mit den 95 Thesen in lateinischer
Sprache anschlug, über die unter den Akademikern diskutiert werden sollte,
wie es zu jener Zeit üblich war, hatte er nicht die Absicht, eine Bewegung
in der Geschichte der Kirche auszulösen. Er war der Pfarrer, der mit
Betroffenheit sah, wie die Seelen durch einen großen Skandal irregeführt
wurden, der schamlos im Namen der heiligen Kirche marktschreierissch
angepriesen wurde: der Verkauf der Vergebung Gottes, als wäre sie eine Ware,
durch Ablaßbriefe, dessen Einnahmen für die Vollendung der Bauarbeiten an
der Sankt-Peter-Basilika und für den Kreuzzug gegen die Türken bestimmt
waren. Der Hauptverkünder dieser Ablaßbriefe war der Dominikaner Tetzel.
Lesen Sie einige der von Luther vorgestellten Thesen: "Wenn unser Herr
Christus spricht: Tut Buße... usw., so will er, daß das innere Leben des
Christen eine stete und unaufhörliche Buße sei" (1. These). "Sie predigen
menschliche Torheiten, wenn sie vorgeben, im Augenblick, da die Münze im
Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt" (27. These). "Jeder
Christ, der wahrhaft seine Sünden bereut und sich darüber beschwert fühlt,
daß er gesündigt hat, der hat vollkommene Vergebung von Strafe und Schuld,
eine Vergebung, die ihm ohne Ablaßbrief gehört" (36. These). Zu hoffen,
mittels Ablaßbriefe erlöst zu werden, ist nichtig und gelogen, selbst wenn
der Ablaßhandel-Beauftragte oder der Papst persönlich ihre Seele als
Sicherheit anböten" (52. These). Die Aussagen über die Ablaßbriefe wurden
durch einige andere ergänzt, die enthielten, was Grundlage der lutherischen
Lehre werden sollte: "Vor den Augen Gottes gibt es in der Kreatur nichts als
nur Begierden". "Niemand wird gerettet, wenn nicht durch Gottes Gnade durch
den Glauben". Die Wirkung jener Thesen war dermaßen unerwartet, daß sie
nicht unter den Gelehrten verblieben. Ins Deutsche übersetzt verbreiteten
sie sich binnen weniger Wochen über ganz Deutschland und andere Teile
Europas, so daß sie dem ganzen Volk bekannt wurden.
Roms Reaktion
In 1518 ging Rom daran,
den Fall des Mönchs aus Wittenberg zu erledigen. Luther wurde aufgefordert,
sich innerhalb sechzig Tage in einem Prozeß in Rom zu verantworten. Aber durch
Eingreifen Friedrichs des Weisen, Prinz von Sachsen, gestattete der Papst, daß
die Angelegenheit durch Kardinal Cajetan in Augsburg behandelt würde. Dieser
forderte von Luther schlicht, zu widerrufen, was dieser freilich nicht tat. Zu
dieser Zeit genoß Luther die Unterstützung des Domkapitels des
Augustinerordens und des Lehrkörpers der Wittenberger Universität. Nach drei
Zusammenkünften mit Luther würde Cajetan erklären: "Er hat leuchtende Augen
und ein verwirrendes Denkvermögen".
Der Papst fürchtete,
einen geschlossenen Widerstand unter den deutschen Fürsten zu erregen. Damit
dies nicht geschähe, bediente er sich der Diplomatie. Er verlieh dem
Beschützer Luthers, Friedrich dem Weisen, den "Tugendorden der Goldenen Rose",
um ihn von Luther zu entfernen, und entsandte den Rat Karl von Miltitz. Dieser
erreichte mit Milde, daß Luther einen Brief an den Papst schrieb, in dem er
seine Treue und Unterwerfung erklärte. Aber Luther beteuerte auch seine Lehre
von der Rechtfertigung allein durch den Glauben, ohne Verdienste der Werke. Er
legte seine Stellung dar und verteidigte sie in einer Verhandlung mit Dr.
Johann Eck in Leipzig. Was den Lauf der Ereignisse beschleunigte, war seine
Erklärung, gar nicht alle Lehren des Johannes Hus (im Jahr 1415 als Ketzer in
Konstanz verbrannt) seien falsch, und auch die Konzilien können in ihren
Entscheidungen irren. Dies setzte ihn abseits der Papstkirche, die sich ja auf
der Unfehlbarkeit des Papstes und der Konzilien gründete.
Erste Schriften
Im Jahr 1520 verfaßte er
drei grundlegende Schriften, die den Gegensatz des päpstlichen Heilssystems
zur biblischen Lehre aufzeigten: "An Ihre Kaiserliche Majestät und den
Christlichen Adel: Über die Erneuerung des Christlichen Lebens", "Von der
Babylonischen Gefangenschaft der Kirche" und "Von der Christlichen Freiheit".
Einige seiner dort aufgezeichneten Schlüsselgedanken sind: "Der Christenmensch
ist ein freier Herr aller Dinge und niemandem untertan - durch den Glauben.
Der Christenmensch ist ein Knecht aller Dinge und jedermann untertan - durch
die Liebe". "Nicht die guten Werke machen einen guten Christen, sondern ein
guter Christ tut gute Werke".
Kirchenbann
Die Antwort des Papstes
war die Bannbulle Exsurge Domine. Er hatte noch 60 Tage Frist, um zu
widerrufen, was er geschrieben und gelehrt hatte. Am 3. Januar 1521 lief die
in der Bulle gesetzte Frist ab und der endgültige Bann wurde durch die Bulle
Decet Romanum Pontificem ausgesprochen.
Diät zu Worms
Im Jahr 1521 traf die
erste Diät bzw. Versammlung des Kaiserreichs unter dem Vorsitz des jungen
Kaisers Karl V. zusammen, der 1520 zum Nachfolger Maximilians gewählt worden
war, um das Reich zu regieren, "in dem die Sonne nicht unterging". Dazu
aufgefordert erschien Luther vor der Versammlung am 17. und 18. April 1521.
Auf die Frage, ob er widerrufe, was er geschrieben hatte, antwortete er: "Ich
kann und will nicht widerrufen, es sei denn, ich werde durch das Bibelwort
oder andere klare Argumente des Irrtums überführt. Hier bin ich; ich kann
nicht anders! Gott helfe mir. Amen".
Übersetzung des Neuen Testamentes
Vom Kaiser geächtet,
wurde er während seiner Rückreise von Herzog Friedrich durch eine von
vermummten Reitern vorgetäuschte Entführung in Sicherheit gebracht und in der
Wartburg nahe Eisenach verborgen gehalten. Sein Hauptwerk in diesem
Zeitabschnitt war die Übersetzung des Neuen Testaments aus dem Griechischen in
fließendes Deutsch, das vom Volk sehr gut aufgenommen wurde. Die ersten
fünftausend Kopien waren innerhalb drei Monate vergriffen. In ungefähr zehn
Jahren gab es 58 Auflagen. In 1522 übernahm er unter Lebensgefahr erneut die
Professur in Wittenberg. Mit Philipp Melanchthon (Praeceptor Germaniae -
Erzieher Deutschlands - genannt), seinem guten Freund und Mitarbeiter,
unterwies er Hunderte deutscher, böhmischer, polnischer, finnischer,
skandinavischer Studenten.
Bauernkrieg
Das Jahr 1525 wurde vom
Bauernkrieg, einem bewaffneten Aufstand, gezeichnet, in welchem die
verbündeten Bauern von den Großgrundbesitzern mehr Freiheit forderten. In
ihren gesellschaftspolitischen Zielen idealisierten sie Martin Luther als
Anführer. Sie verwechselten politische Forderungen mit religiösen
Bestrebungen. Obwohl er ihre Bedürfnisse verstand, sah Luther sich genötigt,
von der Bewegung abzurücken, da sein Auftrag nicht politisch war. Das Blutbad
mit seinem Entscheidungskampf in Frankenhausen hat der Reformationsbewegung
Schaden zugefügt. Aber trotz aller Mißbräuche, die in ihrem Namen verübt
werden, breitete diese sich aus. Luther suchte, die Kirchen und Schulen zu
festigen, die sich auf deutschem Gebiet und benachbarten Ländern der
Reformation angeschlossen hatten. In diesem gleichen Jahr (1525) heiratete er
eine ehemalige Nonne, Katharina von Bora. Aus deren Ehe wurde 6 Kinder
geboren.
Gottesdienst und Liturgie
Von 1527 bis 1529 war er
bemüht, die Evangelische Kirche aufzubauen. Als Komponist und Dichter verfaßte
er siebenunddreißig Lieder. Ihm steht der Ruhm zu, das Kirchenlied volksnah
gemacht zu haben. Er wurde auch als die "Wittenberger Nachtigall" bekannt. Er
übersetzte die Messeordnung ins Deutsche (Deutsche Messe 1526), ab der die
Gottesdienste in der Sprache des Volks und nicht mehr auf Latein gehalten
wurden, das kaum jemand verstand.
Die zwei Katechismen
Im Jahr 1529 schrieb er
zwei Handbücher, die bis heute in den lutherischen Kirchen in Gebrauch sind:
"Kleiner Katechismus" und "Großer Katechismus" Die beiden Bände bieten in
sechs Teilen eine Zusammenfassung der christlichen Lehre. Der erste wurde
besonders für die Kinder, der zweite für die Eltern geschrieben. Die Werke
begründend schrieb der Reformator: "Die beklagenswerte und elende Not, der ich
neulich begegnete, als ich auch Visitator war, hat mich gezwungen und
angetrieben, diesen Katechismus oder christliche Lehre in dieser kurzen,
einfachen und schlichten Form vorzubereiten. Mein Gott, wieviel Elend habe ich
gesehen! Der gewöhnliche Mann, besonders auf den Dörfern, weiß schlicht nichts
von der christlichen Lehre". Bei anderer Gelegenheit stellt er fest: "Ich bin
auch Doktor und Prediger, und muß doch in Wahrheit täglich fortfahren, zu
lesen und zu studieren: dennoch erreiche ich es nicht, wie ich es gern hätte,
und muß ein Kind und Schüler des Katechismus bleiben".
Allein die Schrift
Im gleichen Jahr fand im
Monat Oktober eine Begegnung zwischen Ulrich Zwingli und Luther für ein
Lehrgespräch statt, das als Marburger Gespräch bezeichnet wurde. Es handelte
sich um eine Abendmahlsstreitigkeit. Der Prediger Zwingli, der in der Schweiz
lebte, hatte auch den Abfall der römischen Kirche von der biblischen Wahrheit
erkannt und predigte das Wort und zeugte gegen den Ablaß. Aber er unterschied
sich von der Lehre Luthers. Der grundlegende Unterschied faßt sich in der
Frage zusammen: Sollen die Glaubensartikel allein auf Gottes Wort oder auch
auf der menschlichen Vernunft gründen? Sie kamen zu keiner Übereinstimmung,
weil Luthers Antwort keinen Zweifel gestattete: Die Schrift und nichts außer
ihr ist Quelle von Glaubensartikeln. So drückte später die Konkordienformel es
aus: "Wir glauben, lehre und bekennen, daß allein die prophetischen und
apostolischen Schriften Alten und Neuen Testaments die einzige Regel und
Richtschnur sind, nach der alle Lehren und alle Lehrer gleichermaßen beurteilt
und gerichtet werden sollen."
Augsburgisches Bekenntnis
Herzog Johann Friedrich
half ihm, seine Strategie bezüglich der Augsburg Diät (l53O) zu entwerfen, die
vom Kaiser einberufen war, um die Trennung zu überwinden. Er begleitete die
Abfassung einer offiziellen Verteidigungsschrift durch Philipp Melanchthon,
die Augsburger Bekenntnis genannt wurde. Die Schrift, das erste und
bedeutendste der evangelischen Bekenntnisse, wurde am 25. Juni 1530 im Namen
von der Reformation anhängenden Fürsten und Städten öffentlich der
kaiserlichen Versammlung vorgelesen. Die Schrift besteht aus zwei Teilen:
einem lehrhaften Teil und einem Teil zur Verteidigung. Sie führten im
Bekenntnis den Nachweis, daß sie bezüglich der Lehre dem treu blieben, was die
Kirche seit eh und je auf der Grundlage der Heiligen Schriften nach dem
Apostolischen und dem Nizänischen Glaubensbekenntnis lehrte. Hinsichtlich des
Gottesdienstes behielten sie den alten mit dem Evangelium übereinstimmenden
Ritus bei und sagten sich lediglich von jenen Bräuchen, Riten und Zeremonien
los, welche die Ehre Jesu Christi als des einziges Mittlers zwischen Gott und
den Menschen verdunkelten. Sie forderten infolgedessen das Recht, mit dem
Papst und den Bischöfen innerhalb der Reichskirche in Frieden zu leben. Nach
Anhören des Bekenntnisses bestimmte der Kaiser, daß die Theologen aus Rom die
katholische Widerlegung (Confutatio) des Augsburgischen Bekenntnisses
ausarbeiteten. Am 3. August wurde diese vorgelesen. Der Vortrag religiöser
Bekenntnisse war noch nicht beendet, als Luther und Melanchthon auf die
Confutatio mit der Apologie (Verteidigung) des Augsburgischen Bekenntnisses
antworteten, einer Schrift von hohem theologischem Wert, die die Diät aber
nicht zur Kenntnis nehmen wollte. Die Diät gewährte ihnen eine Frist bis zum
15. April 1531, in den Schoß der römischen Kirche zurückzukehren, und forderte
strenge Erfüllung des Wormser Edikts. Obwohl Luther davon abgeraten hatte, war
im Februar 1531 ein mächtiges politisches Bündnis der lutherischen Fürsten mit
der Bezeichnung "Schmalkaldischer Bund" gegründet worden. Jedoch angesichts
der Türkengefahr vor den Toren des Kaiserreichs in Wien hing der Kaiser von
der militärischen Unterstützung durch die evangelischen Fürsten ab. Deshalb
gestattete er im Jahr 1532 durch den Nürnberger Frieden, zu dem Luther viel
beitrug, den Anhängern des Augsburgischen Bekenntnisses, in ihren Lehren zu
verharren, und gewährte ihnen noch andere Sonderrechte. Diese Toleranz würde
bis zu einem Kirchenkonzil geübt.
Übersetzung des Alten Testaments
So gab es trotz der
Bemühungen keine Möglichkeit, die Einheit in der Kirche und im Reich
wiederherzustellen. Im Jahr 1534 beendete Luther eine Aufgabe, an der er
mehr als 10 Jahre gearbeitet hatte: die Übersetzung des Alten Testamentes
ins Deutsche. Im gleichen Jahr konnte er dann die ganze Bibel herausgeben.
Im Jahr 1536 verfaßte Luther auf Bitten des Herzogs Johann von Sachsen
Artikel, die auf einem vom Papst einberufenen "Allgemeinen Freien Konzil"
vorgetragen werden sollten. Es kam jedoch nicht dazu, die Schmalkaldischen
Artikel vorzutragen. Die evangelischen Anführer erkannten, daß das Konzil
nicht frei sein würde, und weigerten sich am Konzil von Trient (l545-1563)
teilzunehmen, was die Gegenreform während des Pontifikats Pauls III.
auslöste.
Augsburger Frieden
Der Augsburger Frieden
im Jahr 1555 berücksichtigte in gewisser Weise die Forderungen der
Evangelischen. Er nahm den Platz der Toleranz folgendermaßen ein: Die Fürsten
und Bürger des Kaiserreichs würden die Religionszugehörigkeit eines jeden
respektieren und das Volk könnte wählen, ob es das Religionsbekenntnis des
jeweiligen Herrschaftsbereichs annimmt oder in ein Gebiet auswanderte, das das
erwünschte Bekenntnis hatte.
Martin Luther starb am
18. Februar 1546 im Alter von 62 Jahren in seiner Heimatstadt Eisleben,
nachdem er eine Streitigkeit zwischen den Grafen von Mansfeld beigelegt
hatte. Unter dem Geleit eines großen Leichenzugs und dem Geläute aller
Glocken wurde Luther unter den Steinplatten der Schloßkirche zu Wittenberg
bestattet, in der er stets das Evangelium gepredigt hatte.
Gegenreformation
Die Gegenreformation
eroberte unter der Führung des Jesuitenordens mehrere Gebiete zurück, die sich
der Reformation angeschlossen hatten. Ungeachtet dessen schlugen der
Gottesdienst und die Frömmigkeit, für die Luther eingetreten war, Wurzeln in
Deutschland, in den baltischen und skandinavischen Ländern und in Finnland.
Über andere Reformatoren wurden sie in Frankreich, England, Schottland und den
Niederlanden aufgenommen. Die Reformation löste - insbesondere in Ausbildung,
Wissenschaft, Wirtschaft und Politik - in all diesen Ländern eine
außerordentliche kulturelle Entwicklung aus. Durch die Auswanderung
zerstreuten sich die "Lutheraner" in alle Kontinente. Sie zählen heute ca. 70
Millionen. Mönch, Priester, Professor, Doktor der Theologie, für den ersten
Prediger seiner Zeit gehalten, kraftvoller Schriftsteller und großen
sprachschöpferischen Reichtums, der die deutsche Sprache festigte, Dichter und
Musiker, erschütterte Luther die Welt seiner Zeit und über ihn hat sich das
Urteil der Jahrhunderte geäußert.
Äußerungen
Der Historiker Schaff
sagt: "Dies ist der größte Mann, den Deutschland hervorbrachte, und eine der
bedeutsamsten Gestalten der Geschichte". Goethe gibt sein Zeugnis
folgendermaßen: "Schwerlich begreifen wir, was wir Luther und der Reformation
im allgemeinen zu verdanken haben. Wir sind von den Ketten geistlicher Enge
freigeworden (... ) verstehen das Christentum in seiner Reinheit". Heinrich
Heine, der erhabene Dichter, ruft aus: "Luther gebührt Ehre, dem wir die
Rückeroberung unserer heiligsten Rechte zu verdanken haben und wovon wir heute
leben. Durch Luther erwarben wir die Religionsfreiheit. Es schuf für den
Gedanken das Wort. Es schuf die deutsche Sprache durch die Übersetzung der
Bibel". Dollinger, liberaler katholischer Historiker, sagt: "Luther gab den
Deutschen, was kein anderer jemals seinem Volk gegeben hatte: die Sprache, die
Bibel, die Hymnologie ..." Er ist als "Vater der Alphabetisierung" anerkannt.
An die Eltern wandte er sich durch überschwengliche Veröffentlichungen und
machte ihnen so die Schule und Ausbildung der Kinder als unaufgebbare
Notwendigkeit lieb und wert, damit die Heimat und die Kirche bessere Tage
sehen. Ein moderner Schriftsteller erklärte: "Deutschland hat Luther sein
prächtiges Erziehungswesen in seinen Ursprüngen und Vorstellungen zu
verdanken. Weil er der erste gewesen ist, der eine universale, umfassende
Ausbildung verlangte, eine Erziehung des ganzen Volks, ohne Unterscheidung von
Klassen." Er hinterließ in seiner literarischen Fruchtbarkeit der Nachwelt
-zig Bände lehrhaften, apologetischen, exegetischen, homiletischen, pastoralen
und pädagogischen Inhalts. Funck-Brentano, berühmter zeitgenössischer
Historiker, drückt sich aus wie folgt: "Welches auch immer das Urteil sei, das
um die Religionslehre Martin Luthers formuliert wird, in ihm muß eine der
mächtigsten Persönlichkeiten anerkannt werden , die die Welt je gekannt hat.
Seine Energie, sein Wert, sein mächtiges Handeln - die großenteils von der
Intensität seiner Überzeugungen herrührten - stehen über jedem Lob. Es wurde
errechnet, ein Mensch müsse zehn Jahre seines Lebens verwenden, um lediglich
die Briefe, Gebete und unzähligen Schriften des Reformators abzuschreiben. Und
Luther hat nicht nur seine Werke geschrieben, sondern sie auch gedacht, ihnen
Studium und Reflexionen gewidmet, sie korrigiert, und zwar das alles unter
vielfachen Aufgaben, fast immer erschöpfend und von der verschiedensten Art,
seine Predigten, seine soziale und politische Tätigkeit, die Fürsorge und die
Zeit, die er der Familie widmete.", (Martin Luther, S. 22, Ed. Veccki).
Dutzende Zeugnisse dieser Art über seine Person könnten hinzugefügt werden.
Jedoch die erwähnten Zitate erläutern beispielhaft den Spruch über seine
Person und das Werk, das bis in unsere Zeit hineinreicht und seine Größe
bezeugt.
Symbole sind
Abbildungen, die Wahrheiten und Überzeugungen ausdrücken. Ein Kreuz, ein Herz,
eine Messiasrose, ein Blauer Hintergrund und ein Goldener Ring bilden LUTHERS
WAPPEN.
Das Herz hält sich an
Christus fest, dem Mittelpunkt des christlichen Glaubens und Lebens. Der
Glaube spiegelt sich in Glück, Trost, Frieden und Hoffnung und wartet auf die
Vollendung der verheißenen Seligkeit.
Die LUTHERROSE wurde zum sichtbaren Sinnbild der REFORMATION und des LUTHERTUMS.
| zum Textbeginn |
Copyright (C) 1983 by Mensageiro Luterano
Alle Rechte vorbehalten. Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung.
Dieses Papier ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch bestimmt.
URL: http://www.efg-hohenstaufenstr.de/downloads/texte/luthers_leben.html
Ins Netz gesetzt am 28.12.2016; letzte Änderung: 29.12.2016
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