Jesus im Koran

von Ulrich Parzany [ 1 ]



Es ist ein warmer Spätsommernachmittag. Mein moslemischer Freund und ich sitzen allein in der ersten Etage eines Restaurants im damals noch jordanischen Teil der Jerusalemer Neustadt. Und dann kommt die Frage, die in jedem Gespräch kommt, das ein Moslem mit einem Christen über Jesus führt: "Wie können die Christen sagen, daß Jesus Gottes Sohn ist? Gott hat doch nicht geheiratet!"

Törichtes Argument? Man findet in Deutschland auch viel Ablehnung Jesus gegenüber. Nie aber habe ich in Gesprächen diesen Einwand gehört. Daß die "Christen" für das Vorhandensein dieses "törichten" Einwandes zum Teil verantwortlich sind, werden wir später sehen.

Eins kommt dem wachen Gesprächsteilnehmer schnell zum Bewußtsein: Das ist eine andere, mir fremde Welt des Denkens, die auch über Jesus ihre eigenen Gedanken hat. Man kommt zu Moslems nicht wie zu einem Eingeborenenstamm einer abgelegenen Südseeinsel, der den Namen Jesus noch nie gehört hat. Die Weltreligion des Islam ist 600 Jahre nachdem Jesus gekreuzigt wurde, entstanden. In der arabischen Umwelt des Propheten Mohammed lebten Christen. Darum gibt es im Koran, dem heiligen Buch des Islam, ein sehr ausgeprägtes Bild von Jesus.

Ein Moslem verehrt Jesus. Wenn der Christ ihm den Namen "Jesus" sagt, dann fragt der Moslem nicht, wer das ist. Das weiß er genau. Er weiß es besser als die Christen, davon ist er überzeugt. Denn der Koran lehrt ihn, wer Jesus wirklich war - ohne die Verfälschungen, die die Christen dem Jesusbild zugefügt haben.



1. Jesus, der Prophet

Jesus ist nach dem Koran ein Prophet (arabisch: nabi) und ein Gesandter Gottes (rasul). Die 2. Sure legt den Moslems ein Bekenntnis in den Mund, das folgendermaßen lautet:

"Sagt: Wir glauben an Gott und (an das), was (als Offenbarung) zu uns und was zu Abraham, Ismael, Isaak, Jakob und den Stämmen (Israels) herabgesandt worden ist und was Mose und Jesus und die Propheten von ihrem Herrn erhalten haben, ohne daß wir bei einem von ihnen (den anderen gegenüber) einen Unterschied machen" (Sure 2, 136).

Jesus steht in der langen Reihe der Gesandten, die Gott der Menschheit in ihren verschiedenen Teilen gesandt hat. Von Adam bis Zacharias, dem Vater von Johannes dem Täufer, und über Jesus bis Mohammed geht die Reihe. Die meisten dieser Gesandten sind Männer, die uns aus dem Alten und Neuen Testament bekannt sind.

Was sind die typischen Kennzeichen eines Gesandten Gottes nach dem Koran?



1.1 Die Botschaft

Das Wesentliche am Propheten ist seine Botschaft. Alle Propheten haben im Grunde dieselbe Botschaft. Sie verkündigen, daß es nur einen Gott gibt, und kämpfen gegen die Götzen. Sie verkündigen den kommenden Tag des Weltgerichtes Gottes, und sie lehren die Verrichtung des Gebetes und das Almosengeben.

In der dritten und neunzehnten Sure wird ausführlich über die Geburt Jesu berichtet. Dort werden auch wesentliche Bestandteile seines Prophetenamtes aufgezählt. Das Kind Jesus spricht in der Wiege: "Ich bin der Diener Gottes. Er hat mir die Schrift gegeben und mich zu seinem Propheten gemacht. Und er hat . . . mir das Gebet . . . (zu verrichten) und die Almosensteuer . . . (zu geben) anbefohlen, solange ich lebe" (Sure 19, 30f.).

Für einen Christen ist erstaunlich zu lesen, daß Gott Jesus selbst ein Buch offenbart habe. Heißt es doch im Neuen Testament, daß in der Person Jesu Christi der lebendige Gott sich offenbart. Die Bibel ist demgegenüber etwas Sekundäres; sie ist das Zeugnis davon, daß Gott in Jesus Mensch geworden ist.

Aber zu einem richtigen Propheten im islamischen Sinne gehört, daß ihm von Gott ein Buch geoffenbart wird. Nach koranischer Auffassung bekam Jesus das Buch des Evangeliums so wie Mose die Thora, das Gesetz, und wie schließlich und endgültig Mohammed den Koran erhielt.



1.2 Prophet für Israel

Gott sendet seine Propheten zu allen Stämmen. Der letzte Prophet - Mohammed - wurde zu den Arabern gesandt. Er aber hat zugleich auch universale Bedeutung, weil er die endgültige Offenbarung Gottes bringt.

Auch Jesus hat nach dem Koran einen beschränkten Auftrag für ein Volk, nämlich für Israel.

Zwei Koranstellen dazu:

"Und (damals) als Jesus, der Sohn der Maria, sagte: Ihr Kinder Israel! Ich bin von Gott zu euch gesandt ..." (Sure 61, 6).

Wie in der Bibel kündigt ein Engel der Maria die Geburt Jesu an und sagt ihr, was Gott mit Jesus tun wird:

"Und er wird ihn die Schrift, die Weisheit, die Thora und das Evangelium lehren. Und als Gesandter (Gottes) an die Kinder Israel (wies Jesus sich aus mit den Worten:) ..." (Sure 3, 48f.).

Jesus trägt im Koran den Titel "Messias". Nach biblischem Verständnis ist der Messias der verheißene Gesandte und Erlöser Gottes für Israel und die Welt. Das aus dem Hebräischen kommende Wort heißt "der Gesalbte" und wird von dem Griechen mit "Christos" (= Christus) ganz wörtlich übersetzt. Auch "Christus" heißt "Gesalbter".

Der Koran gebraucht aber diesen Titel nicht in der biblisch gefüllten Weise. Moslems leiten das entsprechende arabische Wort "Masih" von dem Wort "saha" ab. Dann ist Jesus betitelt als der "Führer der Reisenden". Also die ganze heilsgeschichtliche Bedeutung, die dem Titel Messias in der Bibel eigen ist, wird vom Koran nicht übernommen.



2. Jesus - mehr als ein Prophet?

Ausdrücklich heißt es, daß Jesus nur ein Gesandter Gottes sei. Dem Koranleser, der diese Aussage im Gedächtnis hat, fällt aber beim Studium der Texte, die von Jesus handeln, einiges Besonderes auf: Es werden von Jesus Dinge gesagt, die bei keinem Propheten - nicht einmal bei Mohammed - eine Parallele haben.



2.1 Die Geburt aus der Jungfrau Maria

Von der Geburt Jesu wird in der dritten und der neunzehnten Sure berichtet. Sure 19, 2-15 erzählt, wie Zacharias um einen Nachkommen betet. Seine Frau ist unfruchtbar. Ein Engel verheißt ihm den Yahya (= Johannes) und gibt ihm als Zeichen für die Erfüllung des Versprechens, daß er drei Tage lang nicht reden können wird. Der Anklang an Lukas 1 ist deutlich.

In Sure 19, 16?34 heißt es dann folgendermaßen:

"Und gedenke in der Schrift der Maria ...! (Damals) als sie sich von ihren Angehörigen an einen östlichen Ort zurückzog, da nahm sie sich einen Vorhang (um sich) vor ihnen (zu verbergen). Und wir sandten unseren Geist zu ihr. Der stellte sich ihr dar als ein wohlgestalteter Mensch ... Sie sagte: 'Ich suche beim Erbarmer Zuflucht vor dir. (Weiche von mir) wenn du gottesfürchtig bist!' Er sagte: '(Du brauchst keine Angst vor mir zu haben.) Ich bin doch der Gesandte deines Herrn. (Ich bin von ihm zu dir geschickt) um dir einen lauteren Jungen zu schenken.' Sie sagte: ,Wie sollte ich einen Jungen bekommen, wo mich kein Mann berührt hat und ich keine Hure bin?' Er sagte: 'So (ist es, wie dir verkündet wurde). Dein Herr sagt: Es fällt mir leicht (dies zu bewerkstelligen). Und (wir schenken ihn dir) damit wir ihn zu einem Zeichen für die Menschen machen und weil wir (den Menschen) Barmherzigkeit erweisen wollen. Es ist eine beschlossene Sache.' Da war sie nun schwanger mit ihm (d. h. dem Jesusknaben). Und sie zog sich mit ihm an einen fernen Ort zurück. Und die Wehen veranlaßten sie, zum Stamm der Palme zu gehen. Sie sagte: 'Wäre ich doch vorher gestorben und ganz in Vergessenheit geraten!' Da rief er ihr von unten her zu: 'Sei nicht traurig! Dein Herr hat unter dir ein Rinnsal (voll Wasser) gemacht. Und schüttle den Stamm der Palme (indem du ihn) an dich (ziehst)! Dann läßt sie saftige, frische Datteln auf dich herunterfallen. Und iß und trink und sei frohen Mutes! Und wenn du (irgend) einen von den Menschen siehst, dann sag: Ich habe dem Barmherzigen ein Fasten gelobt. Darum werde ich heute mit keinem menschlichen Wesen sprechen.' Dann kam sie mit ihm zu ihren Leuten, indem sie ihn (auf dem Arm) trug. Sie sagten: ,Maria! Da hast du etwas Unerhörtes begangen. Schwester Aarons! Dein Vater war doch kein schlechter Kerl und deine Mutter keine Hure.' Da wies sie auf ihn. Sie sagten: 'Wie sollen wir mit einem sprechen, der als kleiner Junge (noch) in der Wiege liegt?' Er (d. h. der Jesusknabe) sagte: 'Ich bin der Diener Gottes. Er hat mir die Schrift gegeben und mich zu einem Propheten gemacht. Und er hat gemacht, daß mir, wo immer ich bin, (die Gabe des) Segen(s) verliehen ist und mir das Gebet (zu verrichten) und die Almosensteuer (zu geben) anbefohlen, solange ich lebe, und (daß ich) gegen meine Mutter pietätvoll (sein soll). Und er hat mich nicht gewalttätig und unselig gemacht. Heil sei über mir am Tag, da ich geboren wurde, am Tag, da ich sterbe, und am Tag, da ich (wieder) zum Leben auferweckt werde!"

Solcher Art ist Jesus, der Sohn der Maria!



2.2 Die Wunder Jesu

Wir stehen immer noch im Zusammenhang der Frage: Ist Jesus mehr als ein Prophet? Hören wir dazu Sure 2, 253: "Das sind die (Gottes)gesandten (der früheren Generationen und Volksgemeinschaften). Wir haben die einen von ihnen vor den anderen (durch besondere Gnadenerweise) ausgezeichnet. Mit einem von ihnen (oder: Mit einigen von ihnen) hat Gott (unmittelbar) gesprochen. Einigen von ihnen hat er einen höheren Rang verliehen (als den anderen). Und Jesus, dem Sohn der Maria, haben wir die klaren Beweise ... gegeben und ihn mit dem heiligen Geist gestärkt."

Die Stelle will nicht sagen, Jesus sei mehr als ein Prophet, aber er hat unter den Propheten einen besonderen Rang. Es wird in der Mehrzahl geredet: "Einigen von ihnen hat er einen höheren Rang verliehen." Aber dann ist nur von Jesus die Rede. Bei grundsätzlicher Ranggleichheit der Gesandten ist Jesus doch der Bevorzugte. Das drückt sich besonders in seinen Wundern aus. Die Wunder sind nämlich gemeint, wo der Text von "klaren Beweisen" spricht.

Welche Wunder tat Jesus nach dem Koran?

In Sure 5, 110 redet Gott Jesus an! "... und (damals) als du mit meiner Erlaubnis aus Lehm etwas schufst, was so aussah wie Vögel, und in sie hineinbliesest, so daß sie mit meiner Erlaubnis (schließlich wirkliche) Vögel waren, und (als du) mit meiner Erlaubnis Blinde und Aussätzige heiltest, und als du mit meiner Erlaubnis Tote (aus dem Grab wieder) herauskommen ließest."

Mohammed wird auf seinen Karawanenreisen als Kaufmann mit seinem Onkel und im Handelsgeschäft der reichen Dame Chadidscha, die dann seine erste Frau wurde, mit Christen zusammengetroffen sein. Dabei hat er Kenntnis von den biblischen Geschichten erhalten. Offensichtlich hat er mit christlichen Gruppen Kontakt gehabt, bei denen die sogenannten Apokryphenevangelien beliebt waren. Anders kann man schwer erklären, wieso der Koran das Tonvogelwunder erzählt, das wir im Neuen Testament nicht finden. Die apokryphen Kindheitserzählungen des Thomas berichten Wundergeschichten aus der Jugend Jesu zwischen dessen fünftem und zwölftem Lebensjahr. Dort finden wir auch die Geschichte, wie der fünfjährige Jesus am Sabbat aus Lehm Sperlinge macht. Dann klatscht er in die Hände, und die Sperlinge fliegen lebendig davon.



3. Der Tod Jesu

Für den biblischen Glauben steht der Tod Jesu ganz im Mittelpunkt. Wir werden also besondere Aufmerksamkeit darauf verwenden, um zu sehen, was der Koran über Jesu Tod sagt. Hier sind wir am Grundproblem jedes Gespräches zwischen Moslems und Christen.



3.1 Was sagt der Koran?

In Sure 4, in der die Kreuzigung Jesu bestritten wird, werden die Juden beschuldigt, sie hätten den Bund Gottes gebrochen, Gottes Gebote nicht gehalten und die Propheten getötet. Anklagend heißt es dann weiter: "... und weil sie ungläubig waren und gegen Maria eine gewaltige Verleumdung vorbrachten, und (weil sie) sagten: Wir haben Christus Jesus, den Sohn der Maria und Gesandten Gottes, getötet.' - Aber sie haben ihn (in Wirklichkeit) nicht getötet und (auch) nicht gekreuzigt. Vielmehr erschien ihnen (ein anderer) ähnlich (so daß sie ihn mit Jesus verwechselten und töteten). Und diejenigen, die über ihn uneins sind, sind im Zweifel über ihn. Sie haben kein Wissen über ihn, gehen vielmehr Vermutungen nach. Sie haben ihn nicht mit Gewißheit getötet. Nein, Gott hat ihn zu sich (in den Himmel) erhoben. Gott ist mächtig und weise." (Sure 4, 156-158)



3.2 Islamische Gründe

Der Koran leugnet nicht, daß die Juden Jesus kreuzigen wollten, er verneint auch nicht, daß Jesus bereit war, den Kreuzestod zu sterben. Aber es wird geleugnet, daß die Kreuzigung Jesu durchgeführt wurde und zudem noch als ein Werk Gottes verstanden werden soll.

Die Christen verstehen den Kreuzestod Jesu als ein Werk Gottes für die Menschen. Für den Moslem ist es schon unmöglich zu glauben, daß Gott diesen Tod hätte zulassen können.

Die Ehre Gottes steht auf dem Spiel. Sehr bemerkenswert ist ein begründeter Satz, der in Sure 4, 158 der Verneinung der Kreuzigung folgt: "Gott ist mächtig und weise." Deshalb können Juden den Mord des Gesandten nicht vollbracht haben.

Den Charakter des Gesandten Gottes wollen wir uns mit einem Vergleich verdeutlichen. Der Botschafter der USA in Moskau ist Repräsentant des amerikanischen Präsidenten. Alles, was diesem Botschafter von der Regierung Rußlands gesagt und angetan wird, wird eigentlich dem amerikanischen Präsidenten gesagt und angetan. Sollte der Botschafter beleidigt werden, so ist der Präsident beleidigt worden. Ein Staatschef - wenn er die ausreichende Macht hat - wird jede Verletzung der Person seines Botschafters so ahnden, als sei es die Verletzung seiner eigenen Person.

Die Tötung eines Gesandten Gottes wäre ein direkter Angriff auf Gott. Der Koran berichtet öfter, wie Gott Volksstämme hart bestraft hat, weil sie einen Propheten verachtet und nicht gehört haben. Gott hat ebenso viel Ehrgefühl wie ein irdischer Staatschef. Und er ist stärker als ein menschlicher Präsident. Er kann also den Angriff auf seine Gesandten nicht einfach geschehen lassen. Wenn Gott es zuläßt, daß sein Gesandter getötet wird, dann ist Gott nicht Gott.

Innerlich verwandt ist folgender Gedanke: Wenn der Gesandte nicht die ganze Macht des allmächtigen Gottes zur Ausrichtung seines Auftrages auf seiner Seite hat und sich mit Hilfe dieser Macht durchsetzen kann, ist er nicht ein wahrer Gesandter. Der Messias also, der sich nicht selber retten kann, kann niemanden retten.

Diese Anschauung begegnet uns schon in der Kreuzigungsgeschichte im Neuen Testament: Die religiösen Führer rufen dem Gekreuzigten zu: "Er hat anderen geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er Christus und König von Israel, so steige er nun vom Kreuz, daß wir sehen und glauben." (Mk 15, 31f)



3.3 Einfach so vergeben?

Wenn wir den Koran lesen und mit einem Moslem sprechen, werden wir gefragt: Warum ist dieser schreckliche Tod nötig? Kann Gott nicht ohne das die Sünden vergeben? Ist es nicht ein Vorrecht Gottes, daß er handelt und schafft, ohne daß er dazu irgendwelche Mittel bedürfte? Denken wir an das Begnadigungsrecht eines Königs. Der Richter hat den Urteilsspruch gesprochen, den das Gesetz gefordert hat. Der Richter hat nicht das Recht zu sagen: Der Angeklagte ist zwar schuldig, aber ich erlasse ihm die Strafe. Er muß mit Gerechtigkeit verurteilen. Aber der König kann begnadigen. Er kann sich souverän über die Forderung des Gesetzes hinwegsetzen und vergeben.

Sollte Gott nicht solche königliche Freiheit haben?

Die Bibel macht zwei Aussagen von Gott, die sich fast auszuschließen scheinen, die wenigstens für unsere menschlichen Begriffe miteinander in Konflikt geraten müssen. Es wird eindrücklich und erschreckend von der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes gesprochen. Gott macht mit der Sünde keinen Frieden. Und weil jede Sünde Auflehnung gegen Gott ist, kann er den Sünder nicht schonen. Gottes Heiligkeit fordert das Gericht über den Sünder.

Andererseits berichtet die Bibel von der großen Liebe des Schöpfers zu seinen Geschöpfen. Er will sie erhalten. So sind Heiligkeit und Liebe wie zwei Pole im Herzen Gottes, die miteinander ringen.

Sehen wir nun das Kreuz an!

Hier ist die ganze Heiligkeit Gottes offenbar: So ernst nimmt Gott die Sünde, daß sein Sohn den Tod des Verbrechers sterben muß.

Zu gleicher Zeit wird am Kreuz Jesu aber auch Gottes unfaßbare Barmherzigkeit gegenüber dem Sünder offenbar: "So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen einzigen Sohn gab . . ." (Joh 3, 16). Gott gibt seinen gehorsamen Sohn in die Hände der Menschen, damit sie mit ihm umgehen können wie mit einem Verbrecher. Das ist Gottes Liebe!

So wird das Kreuz Jesu die Stelle, die Liebe und Heiligkeit des lebendigen Gottes zusammen darstellt.

Der anglikanische Bischof von Iran, Hassan Dehqani-Tafti, der augenblicklich im Exil lebt [ 2 ], beschreibt in dem Büchlein "Bild meiner Welt" seine Entwicklung vom Moslem zum Christen. Er befaßt sich auch mit den Aussagen des christlichen Glaubens, die für den Moslem anstößig oder schwer zu verstehen sind. Nun ist es sehr interessant, was er über das Leiden und Sterben Jesu sagt. Er schreibt: "Wenn Liebe auf Rebellion trifft, kann das Ergebnis nichts anderes als Leiden sein. Und nur durch das Leiden der Liebe kommt wahre Heilung."

Wir sahen oben, daß der Koran es um der Majestät und Größe Gottes Willen nicht zulassen kann, daß der Gesandte Gottes getötet wird. Nach dem, was wir bisher über die Bedeutung des Kreuzestodes Jesu nach dem Neuen Testament gesagt haben, ist deutlich geworden, daß die Bibel andere Aussagen über die Größe Gottes macht. Seine Majestät zeigt sich in der Heiligkeit des Richters, aber auch und vor allem in seiner unbegreiflichen Liebe und Barmherzigkeit den Menschen gegenüber.

Da kann man nur staunen und anbeten: So gewaltig ist Gottes Liebe, daß er sich selbst erniedrigt und Mensch wird, ja nicht genug damit: Er läßt sich wie ein Verbrecher ans Kreuz schlagen und stirbt, um seine Geschöpfe zu erlösen. Wer kann das begreifen? Das ist die Größe Gottes, die unser Fassungsvermögen überschreitet.



3.4 Wie schwer wiegt die Sünde?

Der Koran hat ein anderes Bild von der menschlichen Sünde als die Bibel. Koran: Gott offenbart durch Propheten sein Gesetz. Sünde ist die Verletzung der Gesetze Gottes. Der Mensch ist von Natur neutral, weder böse noch gut. Das Urteil Gottes richtet sich nach dem Übergewicht entweder der Übertretungen des Gesetzes oder der Erfüllung des Gesetzes. Die einzelnen Akten werden gegeneinander aufgewogen.

Die Bibel kennt natürlich auch die Sünde als einzelne Handlung. Aber jede Lüge oder jeder hochmütige Gedanke bekommen ihr großes Gewicht, weil sie Auflehnung gegen Gott sind. Gott hat den Menschen geschaffen, um in einer Gemeinschaft mit ihm zu leben. Aber der Mensch macht Rebellion. Er will selbst sein wie Gott. Er will sein eigener Herr sein. Noch mehr: Jede Sünde ist eine Verschmähung der Liebe Gottes. Wir stoßen die ausgestreckte Hand des Vaters zurück.

So ist Sünde nicht nur Übertretung eines Gesetzes, die durch ein entsprechendes Strafmaß aufgehoben werden könnte, sondern da ist ein Vertrauensverhältnis zwischen Personen zerstört. Da geht es mit jeder Sünde ums Ganze.

Wenn man irgendwie Ordnungsregeln im Verkehr übertritt und wird von der Polizei gestellt, muß man eben eine Strafe bezahlen. Falls man keinen Schaden angerichtet hat, ist der Fall damit erledigt. Durch die Zahlung ist dem Recht Genüge getan.

Wie anders aber ist das, wenn zum Beispiel ein Freund den anderen betrügt. Etwaige Sachschäden kann man dabei auch wiedergutmachen. Aber das Vertrauensverhältnis ist zerstört und sehr schwer wieder aufzubauen. Hieran mag der Unterschied deutlich werden zwischen der Übertretung eines Gesetzes und der Zerstörung einer personalen Beziehung.

Übertretung des Gesetzes nach dem Koran tut Gott nichts an. Gott steht weit über dem geoffenbarten Gesetz. Die Sünde trifft ihn nicht persönlich.

Im biblischen Sinne aber ist es so: Unsere Sünde trifft Gott ins Herz, sie ist die Verschmähung der Liebe Gottes. Weil die Sünde aber solch ein Gewicht hat, kann sie nicht leicht vom Tisch gewischt werden, noch weniger kann der Sünder sie von sich aus wiedergutmachen. Der gewaltige Aufwand an Liebe Gottes, der sich im Leiden und Sterben Jesu zeigt, ist nötig, um die gestörte Gemeinschaft zwischen Schöpfer und Geschöpfen wiederherzustellen .



4. Jesus, der Sohn Gottes?

Warum wehren sich die Moslems so leidenschaftlich dagegen, daß für Jesus der Titel Sohn Gottes gebraucht wird? Um diese Frage geht es jetzt.



4.1. Im Kampf um die Gottheit Gottes

Sure 9, 30: "Die Juden sagen: 'Uzair (d. h. Esra) ist der Sohn Gottes.' Und die Christen sagen: 'Christus ist der Sohn Gottes.' So etwas wagen sie offen auszusprechen. Sie tun es (mit dieser ihrer Aussage) denen gleich, die früher ungläubig waren. Diese gottverfluchten (Leute)!"

Wir sahen, wie hoch Jesus im Koran geschätzt wird. Nicht gegen ihn selbst richtet sich der Angriff des Koran in der uns jetzt vorliegenden Frage, sondern gegen die Christen, die das wahre Bild Jesu heidnisch verfälscht haben. Denn der Vergleich mit den Ungläubigen, die vorher gelebt haben, soll besagen, daß die Christen wieder in die Vielgötterei zurückgefallen sind.

Man muß die Leidenschaft des Islam in seinem Bekenntnis, daß es nur einen Gott gibt, sehen. Mohammeds Wirken fängt damit an, daß er das Gericht Gottes über die Vielgötterei der Einwohner von Mekka in ihrem Heiligtum verkündete. Es geht ihm um die Einzigkeit und Majestät Gottes.

Der Moslem empfindet die Rede von einem Sohn Gottes als Gotteslästerung. Warum, ist leicht zu verstehen.
Sure 6, 101: "(Er ist) der Schöpfer von Himmel und Erde. Wie soll er zu Kindern kommen, wo er doch keine Gefährtin hatte (die sie ihm hätte zur Welt bringen können) . . ."

Es geht um die Gottheit Gottes. Wenn man von Gott sagt, er habe einen Sohn, setzt man voraus, daß er ihn, wie es bei Menschen ist, mit einer Frau gezeugt hat. Damit macht man Gott zum Götzen. Wirkungsvoll wird einer solchen Auffassung gegenüber auf die Majestät des Schöpfers hingewiesen!

Man wird an 1. Mose 1, 3 erinnert oder an das Psalmwort: "So er spricht, geschieht's, so er gebietet, so steht's da" (Ps 33, 9).

Aber nicht nur an einer natürlichen Vaterschaft Gottes wird Anstoß genommen, sondern auch an der Tatsache, daß irgendein Wesen Gott zu nahe gerückt werden könnte. Von keinem Wesen darf man mehr sagen, als daß es Sklave, Diener ('ebd) Gottes ist.

Sure 4, 172 ist die Hauptaussage zu unserem Problem, an die wir später wieder anknüpfen werden: "Christus wird es nicht verschmähen, ein (bloßer) Diener Gottes zu sein."



4.2. Christliche Irrlehre

Man kann die koranischen Aussagen über Jesus nicht verstehen, ohne einen Blick in die Lehrauseinandersetzungen des 5. Jahrhunderts zu werfen.

Die Christen damals versuchten sich klarzumachen, was das heißt: Jesus ist von Gott gekommen, der Sohn Gottes, und war doch offensichtlich ein richtiger Mensch von Fleisch und Blut.
In der Auseinandersetzung um die Frage bildeten sich zwei Parteien, die sich auf das heftigste bekämpften, weil nicht nur theologische, sondern auch persönliche, politische und nationale Fragen hineinspielten.

Die eine Gruppe lehrte, daß die göttliche und menschliche Natur in der Person Jesu "unvermischt und ungetrennt" da seien. Diese Auffassung nennt man Dyophysitismus (= Zweinaturenlehre). Sie wurde auf dem Konzil von Chalcedon im Jahre 451 zum offiziellen Glaubensbekenntnis der Kirche.

Die andere Auffassung wird Monophysitismus (= Lehre von der einen Natur Christi) genannt. Ihre Vertreter meinten, daß die göttliche Natur in der Person Jesu sozusagen die herrschende gewesen sei und die menschliche Natur in sich verschlungen habe. Sie redeten praktisch nur von der Gottheit Christi.

Die zweite Anschauung wurde zwar auf dem Konzil von Chalcedon verworfen und entspricht dem neutestamentlichen Zeugnis sicherlich weit weniger als die Zweinaturenlehre. Aber sie stand doch bei weiten Volkskreisen im Orient in gutem Ansehen, die auch nach der Konzilsentscheidung daran festhielten.

Es kam sogar wegen dieser Frage zur Abspaltung einiger monophysitischer Sonderkirchen. Diese einseitige Betonung der Gottheit Christi war allgemein üblich unter der Bevölkerung im Orient.
Schon lange vor dem Konzil von Chalcedon war der Streit aufgeflammt, als Nestorius, der Patriarch von Konstantinopel, sich gegen einen Ehrennamen der Maria wandte, der von vielen gebraucht wurde: Theotokos (Gottesgebärerin).

In 300 Jahren hatte sich die Verehrung der Maria schon so weit entwickelt, daß man von ihr als der Gottesmutter sprach. Man verehrte sie, wie man im vorderen Orient früher Göttinnen verehrte. Gab schon die Theologie Anlaß zu erheblichen Mißverständnissen, so trieb der Volksglaube erst recht üppige Formen der Marienverehrung.

Diese Verherrlichung der Maria scheint einem menschlichen, religiösen Bedürfnis nach einer Muttergöttin zu entspringen. Die heidnische Religion vor der Zeitwende kannte Muttergottheiten (zum Beispiel die Kybele, die in Ephesus einen gewaltigen Tempel hatte). Ihnen wurden göttliche Söhne und Liebhaber zugesellt. Sollte es wundern, wenn solche Bedürfnisse und solche Traditionen die christliche Botschaft nach ihrem Geschmack umgestalten?

Eine derartige Form des monophysitischen Christentums war es, der Mohammed sich gegenübersah. Dieses Christentum ist es, gegen das er mit Leidenschaft ankämpft. Die Christen, die die Maria so unbiblisch verherrlichten, gaben dem Koran den Anlaß, gegen diese "Göttin" zu protestieren, die mit Gott einen Sohn hervorgebracht haben sollte.

Man muß den Protest es Korans gegen das orientalische Christentum des 7. Jahrhunderts auffassen als eine Korrektur im Sinne der Bibel an einem "christlichen" Glauben, der sich meilenweit vom Neuen Testament entfernt hat.



4.3. Der gehorsame Sohn

Der Koran sagt: "Christus wird es nicht verschmähen, ein (bloßer) Diener Gottes zu sein" (Sure 4, 172).
Damit will der Koran ablehnen, daß Jesus der Sohn Gottes ist.

Das Neue Testament allerdings nennt Jesus gerade deshalb Sohn Gottes, weil er der Knecht Gottes ist.
So Paulus: Jesus Christus, der, als er in Gottes Gestalt war, es nicht für einen Raub hielt, wie Gott zu sein, sondern sich selbst entäußerte, indem er Knechtsgestalt annahm und den Menschen ähnlich wurde und der Erscheinung nach wie ein Mensch erfunden, erniedrigte er sich selbst und wurde gehorsam bis zum Tode, ja, bis zum Tode am Kreuz" (Philipper 2, 5-8).

Der Sklave tut die niedrigsten Dienste, und er muß restlos gehorchen. Das ist das eigentliche Wunder: Jesus ist bis zur bittersten Konsequenz gehorsam. Er geht den schweren Weg bis zum Kreuz, um die menschliche Schuld wegzutragen.

Jesus sagt: "Meine Speise ist, daß ich den Willen dessen tue, der mich gesandt hat, und sein Werk vollende" (Johannes 4, 34). Jesus lebt davon, daß er Gottes Willen tut. Ohne diesen Gehorsam ist er nicht zu denken. Gehorsam ist sein tiefstes Wesen. Alles was er tut, geschieht im Gehorsam gegenüber dem Auftrag Gottes. Auch die Wunder.

Das Neue Testament nennt Jesus nicht den Sohn Gottes, weil er auf natürliche Weise von Gott und irgendeiner Göttin hervorgebracht worden ist, sondern weil er der Gehorsame ist.



5. Jesus oder Koran

Nach dem Koran stehen Jesus und Mohammed auf gleicher Ebene, obwohl dem Propheten Mohammed die letzte, endgültige Offenbarung des Willens Gottes zuteil wurde.

Mohammed ist nur dadurch von den anderen Menschen abgehoben, daß Gott ihm den heiligen Koran diktiert, und die Person des Propheten ist nur insofern wichtig, als er den Willen Gottes seinen Zeitgenossen weiterverkündigt. Er ist Sprachrohr Gottes, das ist seine Würde, aber auch seine Begrenzung: Er ist nicht mehr als Sprachrohr. Der Prophet tritt hinter seiner Botschaft zurück. Die Botschaft ist wichtig, nicht der Bote.

Die Offenbarung des Koran ist die Offenbarung eines Gesetzes, das heißt: des Willens Gottes. Gott selbst bleibt unbekannt, er läßt nur bekanntmachen, was er von den Menschen erwartet.

Die Bibel sagt nun etwas anderes: Gott hat nicht nur seinen Willen geoffenbart (das sicherlich auch, etwa durch die Propheten des Alten Testaments), sondern er ist in der Person des Menschen Jesus von Nazareth selbst unter die Menschen getreten.

Das Neue Testament sagt: "Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort der Versöhnung" (2 Kor 5, 19).

Hier wird zweierlei gesagt: Gott trat in Jesus Christus unter die Menschen. Jesus sagt: "Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen" (Joh 14, 9). Gott macht sich persönlich bekannt.

Aber nicht nur das: Er tut etwas für die Menschen. Er versöhnt die vor ihm schuldig gewordene Welt, indem Jesus am Kreuz stirbt. Er gibt nicht nur Befehle, wie die Menschen besser zu leben hätten, sondern er bietet ihnen zuerst eine neue Lebensgemeinschaft an: Sie sollen im Frieden mit Gott wie die Kinder mit dem Vater leben.

Wir wollen uns das an einem Beispiel deutlich machen, das wie alle Beispiele begrenzt passend ist. Junge Menschen, die kein Zuhause haben, weil sie aus zerrütteten Verhältnissen kommen, geraten oft in schlechte Gesellschaft und kommen auf die schiefe Bahn.

Solchen Menschen gegenüber gibt es zwei Haltungen. Die erste ist die der kalten Gerechtigkeit. Die Polizei schlägt zu, wenn sie etwas Böses tun. Sie werden nach dem Gesetz bestraft. Sie bekommen das Gesetz vorgehalten, damit sie sich entsprechend verhalten.

Die Haltung der Liebe, die allerdings die Gerechtigkeit nicht ausschließt, tut mehr. Sie sinnt auf Möglichkeiten, wie diesen Menschen wieder zurechtgeholfen werden kann. Wir stellen uns einmal vor, daß sich ein Ehepaar bereitfindet, einen solchen jungen Mann als sein Kind aufzunehmen, ihm ein Zuhause zu schenken, ihm mit Liebe zu begegnen. Sie wollen sich nicht mit Hilfe der Gesetze vor ihm schützen und ihn sich vom Leibe halten, sondern bieten ihm auf viele Weisen Hilfe an, zu einem geordneten Leben zu kommen.
Die Bibel sieht uns Menschen als solche, die auf die schiefe Bahn gekommen sind. Wir haben Gott den Gehorsam aufgekündigt, wir treten seine Gebote mit Füßen in Unzucht, Verlogenheit, Egoismus, Haß und Hartherzigkeit.

Wie wenig können einem in solchen Situationen Gesetze helfen! Sie treiben höchstens ganz in die Verzweiflung, weil sie einem völlig klarmachen, wie verkommen man ist. Die frohe Botschaft des Neuen Testaments ist nun: Gott nimmt uns verkommene, weggelaufene, ungehorsame Leute in seine Hausgemeinschaft auf!

Am Kreuz Jesu sehen wir, wie der barmherzige Vater die Arme ausbreitet und die verlorenen Söhne in Liebe umarmen will (vgl. Lk 15). Gott ruft uns nicht nur Befehle zu, sondern er kommt selbst zu uns, um uns zurückzuholen ins Vaterhaus. Das heißt: Gott war in Christus.

Das wollen die Christen mit dem Bekenntnis zu dem dreieinigen Gott aussagen: Es ist wirklich der lebendige Gott selbst, der sich in Jesus Christus über die Menschen erbarmt. Oder anders herum: In Jesus sehen wir, wie Gott selbst uns erlöst.

Deshalb geschieht Gottes Offenbarung nicht in einem Buch, sondern in der Person Jesu Christi. Die Bibel hat eine davon abgeleitete Bedeutung.

Das sollte klar geworden sein: Nach islamischem Verständnis vollzieht sich die Offenbarung des Gesetzes Gottes durch die Offenbarung eines Buches, des Koran, dessen irdische Gestalt nur die Wiedergabe seines himmlischen Urbildes ist.

Nach dem Neuen Testament offenbart Gott nicht nur seinen Willen, sondern er offenbart sich selbst in der Person Jesu, des Gekreuzigten und Auferstandenen.

Wenn es also zwischen Islam und biblischem Glauben eine Entscheidungsfrage gibt, dann heißt sie nicht: Mohammed oder Jesus Christus? Sondern: Koran oder Jesus Christus? Den Platz, den der Koran im Islam hat, nimmt in der christlichen Botschaft Jesus Christus ein.



Zum Schluß

Mir selbst ist beim Studium des Koran deutlicher geworden, wer Jesus ist. In der Gegenüberstellung von koranischen und biblischen Aussagen werden die Inhalte der Begriffe und Aussagen schärfer erfaßt. Wenn wir mit moslemischen Freunden sprechen, sollten wir wissen, was sie vom Koran über Jesus wissen und denken. Allerdings soll niemand glauben, ein paar theologische Korrekturen könnten einen Moslem überzeugen, daß er Jesus nachfolgen sollte.

Die theologische Diskussion zwischen Moslems und Christen bleibt leicht im Streit stecken. Der Moslem muß die Liebe des Gekreuzigten und die Kraft seiner Auferstehung bei den Christen verdeutlicht sehen. Er hat auch ein Recht darauf, diese ausgestreckte Hand in Gestalt von Menschen, die ihn lieben, entgegengestreckt zu bekommen. Ein Teil dieser Liebe ist es, daß wir uns mit der Gedankenwelt des Koran vertraut machen, um den Moslem besser verstehen und ihm besser das Evangelium verdeutlichen zu können.

© 1981 Ulrich Parzany. Alle Rechte vorbehalten.



[ 1 ] Ulrich Parzany (* 1941) ist deutscher evangelischer Theologe, Pfarrer und Evangelist. Er war von 1984 bis 2005 Generalsekretär des CVJM-Gesamtverbandes in Deutschland und von 1987 bis 2005 Mitglied im Hauptvorstand der Deutschen Evangelischen Allianz.

[ 2 ] im Jahr 1983



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Ins Netz gesetzt am 18.04.2002; letzte Änderung: aktualisiert am 26.04.2016

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