Wie ein Tuernverein, der nicht mehr turnt

So könnte der Traum vom geistlichen Aufbruch in der Kirche Wirklichkeit werden

von Peter Strauch


Es war während einer Vortragswoche in Wuppertal. Ein junger Mann kam zum Glauben an Jesus. Ich sagte ihm, wie wichtig es sei, nun auch in der Gemeinschaft mit anderen Christen zu leben. Daraufhin nahm er Kontakt zu einer Kirchengemeinde in seinem Stadtteil auf. Monate später traf ich ihn wieder "Wie ist es Dir ergangen?" fragte ich ihn. Die Antwort: "Nach wie vor glaube ich an Jesus, aber meine Gemeinde war nur dabei keine Hilfe. Wir reden dort über alles, nur nicht über ein konkretes Leben mit Gott. Beten und Glauben kommen nicht vor. Meine Kirche ist wie ein Turnverein, der nicht mehr turnt."



Warum überlassen wir Gottes Wirklichkeit den Esoterikern?

Ein Einzelfall ist das nicht. Was Paulus noch auf die Großstadtstraßen seiner Zeit trieb, ist für einige von uns kein Thema mehr, So manche Kirche ist dazu übergegangen, nur noch das zu sagen, was auch alle Welt sagen kann. Vielleicht wäre das ja noch zu verstehen, wollten unsere Zeitgenossen nicht mehr vom Evangelium hören, aber das Gegenteil ist der Fall. Die zunehmende Zahl von ProChrist-Veranstaltungen, von missionarischen Aktionen und Vorträgen und nicht zuletzt mancher gutbesuchte Gottesdienst eines evangelikal geprägten Gemeindepastors machen das deutlich. Dort, wo die Gute Nachricht von Christus verständlich und authentisch gepredigt wird, hören die Menschen hin. Warum sagen wir den Leuten nicht, wie sie, in den Himmel kommen'?



Die Kirche muß sagen, was sonst niemand sagen kann

Warum predigen wir so oft nur noch diesseitsbezogen und überlassen die darüber hinausragende Wirklichkeit Gottes den Esoterikern? Gott hat dem Menschen die Ewigkeit ins Herz gelegt (Sprüche 3,11 ). Er ist für den Himmel geschaffen und wird sich mit einer rein innerweltlichen Realität niemals zufrieden geben können.

Damit rede ich nicht den Weltflüchtigen das Wort. Ich weiß, daß Christen keinen Grund haben, diese Weit abzuschreiben und sich selbst zu überlassen. Ungerechtigkeiten und soziale Mißstände dürfen uns nicht kalt lassen. Aber allein auf das Diesseits bezogene Predigten sind so kraftlos wie eh und je. Die Kirchengeschichte lehrt, daß gerade dort, wo Menschen von Jesus ergriffen wurden, neue Bewegungen hervorbrachen und gesellschaftliche Probleme nicht mehr als gottgegeben hingenommen wurden. Fast alle großen diakonischen und sozialen Werke sind aus solchen geistlichen Aufbrüchen hervorgegangen. Wenn die Welt anders werden soll, muß sich die Kirche wieder auf ihre Kernkompetenz konzentrieren. Sie hat das zu leben und zu sagen, was außer ihr niemand leben und sagen kann! Wer dem Ruf zum Glauben an Jesus Christus keinen Raum mehr gibt, überläßt die Menschen mit ihrer Sehnsucht den religiösen Sonderlehren und Sekten.



Mein Verdacht

Ich werde den Verdacht nicht los, daß die sinkende Mitgliederzahlen, schlechtbesuchte Gottesdienste und das mangelnde Interesse an Kirche weniger mit dein Zustand der Welt, als vielmehr mit dem Bodenpersonal Gottes zu tun haben. Manchmal träume ich von einem großen geistlichen Aufbruch in unserem Land.

Frauen und Männer aus Kirchen und Freikirchen beginnen wieder, über das Evangelium zu stau neu und hören auf, es ihren Zeitgenossen zu verschweigen. Sie geben ihm höchste Priorität und vertrauen darauf, daß Gott - wie in den Anfangszeiten der christlichen Gemeinde - die Ohren und Herzen der Menschen dafür öffnet. Wenn wir davon überzeugt sind, daß das Evangelium von Jesus Christus eine Kraft Gottes ist, die jeden rettet, der daran glaubt, und wenn wir dementsprechend leben und reden, kann dieser Traum wahr werden.

© Peter Strauch

Quelle: IDEA-Spektrum Nr. 45, 8. November 2000, S. 3



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