Das "Barnabas-Evangelium"

Warum das sogenannte "Barnabas-Evangelium" eine Fälschung ist
und kein Dokument aus dem 1. Jh.


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Einleitung

Muslime halten die vier kanonischen Evangelien für eine Fälschung. Stattdessen halten sie das sogenannte "Barnabas-Evangelium" für authentisch. Der Islam hält es für die Botschaft, die Jesus - einer der Propheten - von Gott erhalten haben soll, um es den Menschen zu verkündigen.

Das "Barnabas-Evangelium" ...

  • ... gibt vor, vom Apostel Barnabas geschrieben worden sein.
  • ... stammt angeblich aus dem 1. Jh.
  • ... erhebt für sich den Anspruch, das einzig wahre Evangelium zu sein.
  • ... enthält Prophetien über das Kommen des Messias und über Mohammed.
  • ... ist ein Angriff gegen den Apostel Paulus und seine Lehre.
  • ... wendet sich gegen die Göttlichkeit von Jesus Christus und leugnet seine Kreuzigung.

Das Original des Buches ist auf italienisch geschrieben.

Es wurde im Jahr 1973 durch Lonsdale und Laura Ragg ins Englische übersetzt und durch die "Begum Aisha Bawany Wakf" aus Pakistan neu aufgelegt.

  • Die erste deutsche Übersetzung erschien im Jahr 1994.
  • Der Titel der deutschen Ausgabe lautet: "Das Barnabasevangelium. Wahres Evangelium Jesu, genannt Christus, eines neuen Propheten von Gott, der Welt gesandt, gemäß dem Bericht des Barnabas, seines Apostels."
  • Die deutsche Ausgabe erweckt den Eindruck, daß eine Originalquelle des frühen Christentums nach vielen Jahrhunderten endlich wieder aufgetaucht sei.

Das Buch hat im Islam viel Verbreitung gefunden.

Aus ihm stammen viele Belege gegen die Bibel.

Muslime sind der festen Meinung, daß die Christenheit dieses Evangelium zurückhält.

Muslime haben sich überzeugen lassen, daß diese Buch die letzte Wahrheit über das Leben und die Lehre von Jesus Christus enthält.


Geschichtliches

Gegen Ende des 5. Jhs. wird von Papst Gelasius I ein "Barnabas-Evangelium" erwähnt: Es soll von Christen nicht gelesen werden, da es ketzerisch ist. Das Buch ist gnostischer Herkunft.
Diese Evangelium hat aber nichts mit dem von den Moslems hochgehaltenen "Barnabas-Evangelium" zu tun.

Im 18. Jh. wurde ein Abschrift eines weiteren "Barnabas-Evangelium" gefunden. Es ist auf italienisch geschrieben.

Dieses "Barnabas-Evangelium" bezieht sich u.a. auf den Koran: Es enthält Koranzitat und auch Aussprüche von Dante Alighieri (13. Jh.)

Im Jahr 1874 wurde erwähnt, daß es auch eine spanische Übersetzung gegeben habe.

Niemals wurde jedoch ein arabisches Original erwähnt oder gesehen.


Zur Datierung des "Barnabas-Evangelium"

Vermutlich stammt das "Barnabas-Evangelium" aus dem 14. Jh. Es erwähnt nämlich das Jobeljahr, das alle 100 Jahre gefeiert wird. Dies kann aber nur zur Zeit von Papst Bonifazius VIII. gegolten haben, denn er hatte festgelegt, daß das Jobel-Jahr alle 100 Jahre zu feiern sei. Nach seinem Tod im Jahr 1343 wurde dieses Dekret rückgängigg gemacht: Das Jobel-Jahr sollte - wie in biblischen Zeiten - alle 50 Jahre gefeiert werden.


Der Autor des "Barnabas-Evangelium"

Auffällig ist, wie oft aus der Vulgata zitiert wird.

Vermutlich wurde das "Barnabas-Evangelium" von einem Autor mit spanischen Hintergrund geschrieben.

Vielleicht stammt es von einem ehemaligen spanischen Christen, der zum Islam übergetreten war.


Warum das "Barnabas-Evangelium" eine Fälschung ist.

Obwohl das "Barnabas-Evangelium" angibt, vom Apostel Barnabas geschrieben worden zu sein, kann es sich nicht um den Barnabas aus dem Neuen Testament handeln. Das machen z.B. folgende Tatsachen deutlich:

  • Das "Barnabas-Evangelium" hält die Beschneidung für heilsnotwendig. (Barnabas 2)
  • Der biblische Barnabas hat dies nie gelehrt.


  • Das "Barnabas-Evangelium" polemisiert gegen das Evangelium, das Paulus predigt.
  • Der biblische Barnabas war ein loyaler Mitarbeiter des Paulus, der zusammen mit ihm dasselbe Evangelium verkündigt. Theologische Spannungen zwischen diesen beiden Aposteln kennt das Neue Testament nicht.

  • Das "Barnabas-Evangelium" leugnet, daß Jesus der Messias ist. Gleichzeitig nennt es ihn aber den Christus. Dabei ist doch Christus die griechische Bezeichnung für den Messias. Diesen Widerspruch hätte sich der griechisch sprechende Barnabas des Neuen Testaments nicht geleistet.

Das sogenannte "Barnabas-Evangelium" ist eine Fälschung aus dem Mittelalter. Hier die Zusammenfassung der wichtigsten Argumente gegen seine Echtheit:

  • Es gibt keine Textüberlieferung des "Barnabas-Evangeliums" vor dem 16. Jahrhundert.
  • Es ist, im Gegensatz zu den kanonischen Texten, kein Zitat eines christlichen Kirchenvaters oder Kirchenlehrers nachgewiesen.
  • Es wird vor dem 16. Jahrhundert auch von keinem islamischen Autor erwähnt.
  • Es gibt im "Barnabas-Evangelium" historische und geographische Fehler.
  • Es gibt im "Barnabas-Evangelium" Widersprüche zu frühen nicht-christlichen Quellen.

Hier nochmal einige Hauptkritikpunkte gegen die Echtheit des "Barnabas-Evangeliums", die Dr. Schirrmacher (Das Barnabasevangelium) erwähnt:

    Das "Barnabas-Evangelium" selbst weist darauf hin, daß das ursprüngliche Evangelium verfälscht worden sei. Wäre Barnabas tatsächlich ein Zeitgenosse Jesu gewesen, wäre das Neue Testament noch gar nicht abgeschlossen gewesen. Damit hätte das "Barnabas-Evangelium" sein eigenes Schicksal vorausgesagt.

    Zudem macht der Autor des "Barnabas-Evangeliums" durch geographische und historische Mißgriffe deutlich, daß er weder Palästina jemals besucht noch im ersten nachchristlichen Jahrhundert gelebt haben kann:

Geographische und historische Mißgriffe:

  • Im "Barnabas-Evangelium" ist Nazareth ein Ort an der Küste des Sees Genezareth. Nazareth liegt jedoch auf einem Hügel. (Barnabas 20)


  • Jesus steigt nach dem Bericht des "Barnabas-Evangeliums" vom See Genezareth nach Kapernaum hinauf. Kapernaum liegt jedoch direkt am See Genezareth.


  • Das "Barnabas-Evangelium" berichtet, daß Jesus in ein Schiff gestiegen und nach Jerusalem gefahren sei. Jerusalem liegt jedoch im Landesinneren und ist nicht per Schiff erreichbar.


  • Ninive liegt nach der Beschreibung des "Barnabas-Evangeliums" in der Nähe der Mittelmeerküste. Es ist jedoch am Tigris im Landesinnern gelegen. (Barnabas 63)


  • Die Zeitangaben zur Geburt Jesu im "Barnabas-Evangelium" stimmen im Verhältnis zu den Amtszeiten des Herodes, Pilatus, Ananias und Kaiphas nicht mit der historischen Überlieferung überein. (Barnabas 3)


  • Das "Barnabas-Evangelium" berichtet von 600.000 römischen Soldaten in Palästina. So viele Soldaten gab es im ersten nachchristlichen Jahrhundert jedoch möglicherweise nur im gesamten Römischen Reich, keinesfalls jedoch in Palästina.


  • Das "Barnabas-Evangelium" berichtet von 17.000 Pharisäern zur Zeit des Propheten Elia, also im 8. Jh. vor Christus. Die Partei der Pharisäer entstand jedoch erst im zweiten vorchristlichen Jahrhundert. (Barnabas 145)


  • Das "Barnabas-Evangelium" beschreibt einen europäischen Sommer: "alles trägt Frucht". In Palästina regnet es jedoch im Winter, und im Sommer ist das Land trocken.


  • Das "Barnabas-Evangelium" behauptet, dass die Römer zur Zeit von Jesus die Provinz Judäa für immer veließen. Die Römer (Byzantiner) wurden aber erst im 7. Jh. durch den Islam aus der Levante vertrieben. (Barnabas 152)


Literatur und Quellen

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Ins Netz gesetzt am 21.03.2005; letzte Änderung: 16.08.2016

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