Sendenden Gemeinden dienen

 

Der auferstandene Herr Jesus hat seinen Jüngern den Auftrag gegeben: "Geht hin in alle Welt und macht zu Jüngern alle Völker ... !" (Mt. 28,19). Doch wem gilt dieser große Auftrag, einzelnen, besonders begabten Personen oder der ganzen Gemeinde? Und welche Aufgabe fällt dabei einem Missionswerk zu?

 

Die weltweite Gemeinde Jesu

Gottes Wort lehrt deutlich, dass der Missionsauftrag allen Christen gilt: "Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen und werdet meine Zeugen sein..." (Apg. 1,8). Alle Jünger wurden mit dem Heiligen Geist ausgerüstet und befähigt, von Jesus zu reden. So gilt der Missionsauftrag jedem und der ganzen weltweiten Gemeinde. Dazu gehören örtliche Gemeinden, Gemeindeverbände, Missionswerke, para-gemeindliche Organisationen und einzelne Christen in gleicher Weise. Sie alle sind Teil der weltweiten Gemeinde Jesu und sollen am Auftrag der Weltmission teilhaben.

 

Die lokale Gemeinde Jesu

Gemeinde Jesu wird im NT als Leib Christi charakterisiert, d.h. als ein Organismus, der sich durch gegenseitiges Dienen und Abhängigkeit, Fürsorge, Ergänzung von Gaben, vertrauensvolle Beziehungen und Verbindlichkeit auszeichnet (1.Kor. 12,25, Eph. 4,16, 1.Petr. 4,10). Dies kann nur in einer konkreten Versammlung von Gläubigen an einem Ort gelebt werden, ob sie sich Gemeinde, Gemeinschaft oder Hauskreis nennen mag. Ihnen fällt eine besondere Verantwortung in dem weltmissionarischen Auftrag [ 1 ] und der priesterliche Funktion in der Welt zu (Eph. 3,10, 1.Petr. 2,9, 2.Mose 19,6). So erfreulich der eindrucksvolle Einsatz einzelner Missionsfreunde ist, müssen wir uns neu daran erinnern, welch große Bedeutung Gott dem Leben der Gläubigen in der Gemeinschaft beimißt. Wir müssen neu lernen, im "Wir" statt im "Ich" zu leben. So gewinnt das biblische Verständnis von Gemeinde und Mission noch mehr an Bedeutung.

 

Missionsverständnis

Mission ist Gottes Initiative: ER offenbart sich und verherrlicht seinen Namen. In besonderer Weise wirkt ER durch seine Gemeinde, den Tempel Gottes (Eph. 2,21f), das Zeichen seiner Herrschaft. Sie ist Gottes Instrument in der Weltmission,

 

Mission zielt auf Gemeindebau

Mission zielt auf den Bau der Gemeinde Jesu als Gemeinschaft der Gläubigen (Eph. 3,21, 4,15; 5,23ff). Dazu gehört auch die biblische Unterweisung, das ganze Leben unter seine Herrschaft zu stellen. Dies kommt bereits in Mt. 28,20 zum Ausdruck "Und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe." Darum darf der Missionsauftrag nicht auf die Verkündigung des Evangeliums oder die Bekehrung einzelner Menschen reduziert werden, sondern muss deren Wachstum im Glauben, die Ordnung des ganzen Lebens nach seinem Wort, den Bau der Gemeinde (Kol. 1,22f) und die Teilhabe an Gottes Sendung zum mittelbaren Ziel haben. Die Gemeinde ist nicht um ihrer selbst willen in der Welt: Sie soll ein Segen für ihre Stadt sein, an ihr soll die erlösende und versöhnende Kraft Gottes sichtbar werden.

 

Vergessener Auftrag - verpaßter Segen

Diese fundamentale Bedeutung der Gemeinde in der Weitmission wurde in der Missionsgeschichte nicht immer erkannt. Ober viele Jahrhunderte hatten Gemeinden und Kirchen kein Interesse an Weltmission, so dass Missionare weitgehend Einzelkämpfer waren und sich Missionswerke meist als unabhängige Vereine organisierten [ 2 ]. So wurde Mission als Spezialauftrag von Missionaren und Missionswerken verstanden und die Mitwirkung von Gemeinden nicht hinreichend gefördert [ 4 ]. Viele Gemeinden sind dadurch verarmt und wissen nichts von der Freude und dem Segen des Missionsdienstes, Mission ist Gottes Anliegen für die ganze Gemeinde. Es macht das Wesen der Gemeinde aus und kann nicht an Missionare und Werke delegiert werden.

 

DMG will sendenden Gemeinden helfen

Als Deutsche Missionsgemeinschaft (DMG) möchten wir Gemeinden bei der Erfüllung ihres Missionsauftrags, helfen. Wir wollen Missionsinteresse wecken, wo es noch nicht vorhanden ist, Missionskompetenz fördern und Gemeinden bei der Aussendung und Betreuung ihrer Missionare helfen. Viele Gemeinden mögen sich dabei zunächst überfordert fühlen. Anfangs mag es auch an Interesse und Erfahrung fehlen - diese müssen langsam wachsen. Als DMG möchten wir mit sendenden Gemeinden in Partnerschaft und Arbeitsteilung zusammenarbeiten und sie in wachsendem Maße in Entscheidungen einbeziehen.

 

Gemeinden wollen heute beteiligt sein

Zu diesen theologischen Gründen kommen noch pragmatische hinzu: Viele Gemeinden sind heute nicht mehr damit zufrieden, für ihren Missionar "nur" zu beten und zu spenden. Sie wollen persönlich beteiligt sein, sich mit ihren Gaben einbringen, sich mit dem Missionsprojekt persönlich identifizieren. Es soll "ihr Auftrag" sein - und die technischen Möglichkeiten (Telefon, Email, preiswerte Fernreisen etc.) machen die Begleitung ihrer Missionare heute auch möglich wie nie zuvor.

 

Verantwortung der Gemeinde in der Vorbereitung

Die Verantwortung von Gemeinden beginnt bereits in der frühen Bewerbungsphase, geeignete Personen zum Missionsdienst zu ermutigen und zu beraten. Hier möchten wir Gemeinden bei der Auswahl und Beratung von Missionskandidaten [ 4 ] beraten. Sollte sich eine junge Person bei uns bewerben, so werden wir das Gespräch mit der Gemeindeleitung suchen, um deren Einschätzung der Persönlichkeit und bisherigen Mitarbeit in der Gemeinde zu erfahren. So kann Vertrauen zueinander wachsen, Schritte in der Vorbereitung koordiniert werden und die Gemeinde kann einen angehenden Missionar von Anfang an seelsorgerlich begleiten.

 

Gemeinde in der Betreuung ihrer Missionare

Während des Missionseinsatzes kann die Heimatgemeinden wichtige Aufgaben übernehmen und mit ihren Gaben und Erfahrungen dienen (siehe Faltblatt: "100 kreative Ideen, Weltmission zu fördern"), z.B. bei Beschaffung & Versand von Ersatzteilen und Medikamenten, beruflicher Fortbildung, Computerproblemnen, Besuchen bei Angehörigen, seelsorgerlichen Begleitung, medizinischen Fragen, finanziellen Angelegenheiten, Ermutigung, Information über Entwicklungen in Deutschland, mit Auto & Wohnung im Heimataufenthalt sowie deren Einrichtung, Hilfe beim Einleben, usw.

Durch die persönlichen Beziehungen wird zudem eine Entfremdung von der Heimat reduziert und bei einer Rückkehr nach Deutschland (aus medizinischen, politischen Gründen, im Alter und im Heimataufenthalt) ist eine geistliche Heimat vorhanden. So kann eine Gemeinde wesentliches beitragen und die Freude und den Segen an Gottes weltweitem Wirken erfahren. Das Engagement einer Gemeinde erfordert jedoch eine gute Absprache mit dem Missionswerk. Und im Allgemeinen ist es nicht zweckmäßig, Entscheidungen über Projekte und Arbeitsweise im Heimatland zu treffen - der Erfolg der Glaubensmissionen seit dem letzten Jahrhundert hängt eng damit zusammen, dass die strategischen Entscheidungen im Einsatzland getroffen wurden.

 

Erwartungen an sendende Gemeinden

Je nach Erfahrung und Möglichkeiten kann das Engagement einer sendenden Gemeinden unterschiedlich sein. Darum setzen wir als DMG keinen bestimmten Umfang voraus Wir wollen vielmehr dort beginnen, wo eine Gemeinde gerade steht, und sie ermutigen, sich in wachsendem Maße im Leben ihres Missionars zu engagieren. Die jeweiligen Erwartungen von sendender Gemeinde und Missionswerk können z.B. in einem individuell gestalteten Kooperationsvertrag formuliert werden, der beim Aussendungsgottesdienst feierlich unterzeichnet wird.

 

Weitere unterstützende Gemeinden

Zu einer sendenden Gemeinde, die die geistliche Verantwortung für einen Missionar übernimmt, kommen oft noch weitere (unterstützende) Gemeinden hinzu, die am Dienst eines Missionars beteiligt sein möchten. Beim Apostel Paulus war dies ähnlich: Er stammte aus Tarsus, arbeitete zunächst in den Gemeinden in Damaskus und Jerusalem mit, wurde dann aber von der Gemeinde in Antiochia adoptiert und ausgesandt, und später vor allem von der Gemeinde in Philippi sowie weiteren Gemeinden unterstützt. So sollen auch mehrere Gemeinden am Dienst eines Missionars beteiligt sein!

 

Einzelne Missionsfreunde

Ganz wertvolle Unterstützung geschieht auch durch einzelne Missionsfreunde, wie z.B. Gajus (3.Joh. 5-8), die sich in vorbildlicher Weise und mit großen Opfern für ihren Missionar einsetzen. Sie kennen ihn gut und fühlen sich persönlich verbunden. Diese Einzelinitiativen verfügen oft nicht über die gleiche Verbindlichkeit und Kontinuität wie ein Missionsunterstützungskreis einer Gemeinde (bzw. ein Hauskreis, der von der Gemeinde offiziell damit beauftragt ist). In sofern legen wir Wert auf eine sendende Gemeinde (Gemeinschaft oder Hauskreis), der gegenüber der Missionar ehrlich unverbindlich ist, Rechenschaft gibt und seelsorgerliche Unterstützung erfährt.

 

Missionare stärken sendende Gemeinden

Entsandte Missionare dienen dem geistlichen Leben ihrer Unterstützung und tragen somit wesentlich zur Stärkung der sendenden Gemeinden bei. Es geschieht durch Gebet, persönliche Briefe, Rundbriefe, Telefonate und viele andere kreative Ideen, ganz besonders auch während des Heimataufenthaltes. Ich empfehle unseren Missionaren, den Zehnten ihrer Zeit und Kraft in die Ermutigung und geistliche Stärkung ihrer Gebetspartner und sendenden Gemeinde zu investieren. Dies ist Teil ihres Dienstauftrags ebenso wie die Arbeit im Einsatzland. Damit schließt sich der Kreis: Weltmission geht (mittelbar) von einer sendenden Gemeinde aus., baut Gemeinde Jesu im Einsatzland und die sendende Gemeinde wird dadurch gestärkt. Dadurch kommt unserem großen Gott die Ehre zu (Eph. 3,21).

 

Zusammenarbeit ist mühsam

Die Zusammenarbeit zwischen sendenden Gemeinden und Missionswerk ist oft mühevoller und komplizierter als allein zu handeln. Dennoch liegt darauf ein ganz besonderer Segen (Joh. 17,17-23). Darum können wir die sendenden Gemeinden nicht aus ihrer von Gott gegebenen Verantwortung entlassen, nur weil es für uns als Missionswerk einfacher wäre. Andererseits brauchen sendende Gemeinden die Erfahrung, Logistik und Partner im Einsatzland, über die meist nur ein Missionswerk verfügt.

 

Gemeinsames Ringen um den besten Weg

Darum dürfen wir als Missionswerk uns nicht aus der Verantwortung ziehen und Gemeinden in den notwendigen Entscheidungen alleine lassen. Wir wollen vielmehr aktive Diener, engagierte Partner und konstruktive Helfer der Gemeinden sein. Wir wollen fördern und unterstützen - dies kann auch ein leidenschaftliches Ringen und Werben bedeuten und Meinungsverschiedenheiten einschließen, Da werden wir gemeinsam mit Gemeindeältesten und Missionskreisen nach geeigneten Lösungen suchen. Missionswerk und Missionar müssen der sendenden Gemeinde Rede und Antwort stehen, warum Dinge so gelaufen sind Sie haben auf die Sorgen und Fragen der Gemeinde sorgfältig zu hören und im gemeinsamen Gespräch mit Gemeinden, dem betreffenden Missionar (sowie Gottes Reden in dessen Leben) und der Feldleitung nach einvernehmlichen Lösungen zu suchen.

 

Es lohnt sich!

Weltmission ist Gottes Auftrag für seine Gemeinde. An Gottes weltweitem Wirken beteiligt zu sein, das macht unser Leben reich. Sich Gott zur Verfügung zu stellen lohnt sich!

Fußnoten

[ 1 ] D. Herrn, Gemeinde und Mission, R. Brockhaus. 1989; P. Johnstone, Viel größer als man denkt, Hänssler 1999, S. 293-304 "Wer sendet den Missionar aus?"

[ 2 ] 2 A. Walls, Missionary Societies and the Fortunate Sub-version of the Church. In: "Perspectives of World Christian Movement". Editors: R. Winter & S. Hawthorne, William Carey Library, 1999, S. 231-240

[ 3 ] P. Johnstone, Viel größer als man denkt, 1999, Kap. 19: "Wie kann eine Missionsgesellschaft eine gemeindeorientierte Organisation werden?", S. 330-341.

[ 4 ] Die Begriffe, "Missionar(e)", "Missionskandidat(en)" etc. sind hier als Gruppenbezeichnungen gemeint und sollen Männer und Frauen in gleicher Weise bezeichnen.



Copyright © 2001 by Dr. Detlef Blöcher



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Letzte Änderung: 30.01.2017
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