Mission - was ist das? (Matthäus 28,18-20)

Gottes Herz reicht über unseren Gartenzaun und Stadtrand hinaus


Wesen und Inhalt der Mission werden in besonderer Weise in den letzten Worten des Matthäus-Evangeliums deutlich, die landläufig als "der Missionsbefehl" bezeichnet werden. Darin spricht der auferstandene Jesus Christus: "Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum geht hin und macht zu Jüngern alle Völker: Tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." (Mt. 28,18-20)



Mission in der Autorität des Herrn

Jesu einleitende Worte "Mir ist gegeben alle Gewalt" machen es bereits deutlich: Mission ist nicht das treue Ausführen eines Auftrags, so gut oder schlecht es eben geht, sondern basiert auf der Macht des auferstandenen Herrn. ER ist der Sieger über den Tod, der Prinz des Lebens, der König aller Könige und Herr aller Herren. Ihm gehört alle Macht im Himmel und auf Erden. Alle Mittel und Möglichkeiten stehen ihm zur Verfügung. Nichts ist ihm zu schwer, nichts zu kompliziert, nichts zu aufwändig, nichts zu teuer. Von ihm kommen alle Ressourcen: Kraft, Ideen und Leitung. Wenn er spricht, geschieht es. Er ist am Werk, und Mission ist Seine Mission. Dies ist der kraftvolle Ausgangspunkt der Mission.



Mission heißt Sendung

Das Wort "Mission" kommt vom lateinischen "missio" und bedeutet "Sendung". Im Neuen Testament, ursprünglich in Griechisch geschrieben, stehen dafür die Begriffe "apostolae", "apostello" (senden) und "apostolos" (Apostel). Somit bedeuten die Worte "Missionar" und "Apostel" das gleiche, nämlich "Gesandter". Im Alten Testament steht dafür das hebräische Wort "Schaliach", das einen bevollmächtigten Rechtsvertreter bezeichnet. Es weist auf die enge persönliche Beziehung zwischen Sendendem und Gesandtem hin, das tiefe Vertrauen und die Ausstattung mit Würde und Vollmacht (1. Sam. 25,40f. / 2. Sam. 10,2-6). Im theologischen Wörterbuch heißt es dazu: "Ohne Rücksicht auf die Persönlichkeit des Boten oder des Auftraggebers, ohne Rücksicht auf den Auftrag selbst" meint der Ausdruck Schaliach "eine Person, die vollmächtig für einen anderen handelt." (Schmithals S. 92). Der/die Missionar/in gleicht damit einem Diplomaten, der stellvertretend für seine Regierung eine Botschaft zu überbringen hat. Seine persönliche Meinung tritt ganz hinter die Botschaft und das Anliegen der sendenden Regierung zurück. In gleicher Weise steht ein/e Missionar/in stellvertretend für seinen/ihren Herrn, den lebendigen Gott, und hat dessen Botschaft zu überbringen, unabhängig von eigenen Unzulänglichkeiten und Schwächen.



Mission ist Teilhabe an der Sendung Jesu

Unser Herr Jesus Christus, Gott von Ewigkeit, ließ sich vom Vater senden; er kam im Gehorsam auf die Erde, lebte unter uns und ging ans Kreuz, um uns Menschen zu retten - und er ist heute der auferstandene Herr und allmächtige König.

Gott selbst ist am Werk in der Welt. Durch die ganze Geschichte handelt er, wirkt das Entscheidende: Er bringt sein Heil, er offenbart sich selbst. Das ist das Wesen des Missionsauftrags. Der bekannte Missionstheologe G. F. Vicedom hat dafür den alten Begriff "missio die" (Mission Gottes) in die deutsche ev. Missionswissenschaft eingeführt.

Das Erstaunliche ist, dass der allmächtige Gott uns schwache, begrenzte Menschen als Mitarbeiter in sein kraftvolles Wirken mit einbezieht. Oft sind wir nur staunende Zeugen, zuweilen auch eher unbedeutende Helfer, die ihm zur Verfügung stehen. ER könnte es alleine tun, aber ER will uns als Juniorpartner an seinem großartigen, weltweiten Handeln beteiligen. Das ist sein Wille, seine Entscheidung! Welche Würde, welche Ehre, welche Bedeutung gibt dies unserem Leben!



Mission aus der Kraft des Heiligen Geistes

Den Missionsauftrag können wir nicht aus eigener Kraft erfüllen - und wir brauchen es auch nicht aus eigener Kraft, denn der Herr der Mission rüstet seine Botschafter dazu aus, wie Jesus es bei seiner Himmelfahrt zugesagt hat: "Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, und werdet meine Zeugen sein" (Apg. 1,8). Dazu hat der Herr den Heiligen Geist ausgegossen über alle seine Jünger, um Kraft, Freude und Vollmacht zu geben zum Weitersagen mit Wort und Tat. Er gibt die rechten Worte, Mut zum Reden, Weisheit zum Schweigen, Geduld im Leiden, Kraft zum Lieben. Der Heilige Geist ist uns nicht in erster Linie zur frommen Selbsterbauung gegeben, sondern als Dienstgabe, damit andere gesegnet werden und den lebendigen Gott erkennen.



Mission heißt "Jünger Jesu machen"

Doch was ist der inhaltliche Kern des Missionsauftrags? In der deutschen Übersetzung umfasst der Missionsauftrag nach Mt. 28 die 4 Tätigkeitswörter: "geht hin", "macht zu Jüngern", "tauft" und "lehrt". Im griechischen Grundtext steht aber nur ein Befehlswort (Imperativ), das den Kern des Missionsauftrags kennzeichnet, begleitet von 3 Partizipien, die diesen Grundbefehl näher erläutern. Dem deutschen Text nach könnte man vermuten, dass "geht hin" der Grundbefehl sei. Dies ist jedoch nicht der Fall, sondern es ist der Auftrag: "Macht zu Jüngern!" Genau genommen müsste man daher übersetzen: "Macht zu Jüngern, indem ihr hingeht und tauft und lehrt." - "Macht zu Jüngern" kennzeichnet den inhaltlichen Kern des Missionsauftrags, und die Partizipien erklären, wie dies geschieht.

Ziel der Mission ist somit nicht das Verkündigen der frohen Botschaft (so wichtig und unersetzlich dies auch ist!), nicht das Erreichen der mit dem Evangelium Unerreichten, nicht Menschen zur Entscheidung für Jesus Christus zu rufen oder "Gemeinden dort zu pflanzen, wo es noch keine gibt" (Gustav Warneck), sondern: Menschen sollen zu Nachfolgern Jesu werden! Das Hören der guten Nachricht und Gehorchen gehören immer zusammen: Jesus will nicht nur Retter sein, sondern auch Herr im Leben. Darum darf das Evangelium nicht nur auf die Bekehrung des Menschen verkürzt werden im Sinn von: "Hauptsache bekehrt". Der Herr will Ordnung schaffen und zum reinen Leben anleiten, wie geheiligte Personen im Frieden mit Gott und ihren Nachbarn leben.

Der allmächtige Gott hat jeden Menschen "zu seinem Bilde" geschaffen (1. Mo. 1,27) und damit in die persönliche Beziehung mit ihm gerufen. Jeder soll Gottes Segen erfahren und sein Repräsentant auf der Erde sein, ein Segensträger für seine Ortschaft, seine Arbeitskollegen und Angehörigen. Gottes Ehre und Herrlichkeit soll sich in seinem/ihrem Leben widerspiegeln, als Licht in der Dunkelheit der Welt (Mt. 5,14), das anderen den Weg weist. Das Leben von Christen soll ein "Schaufenster Gottes" in unserer notvollen Welt sein, in dem Gottes wunderbares Wesen und seine erlösende, neu-schaffende Kraft sichtbar wird.



Mission ist viel mehr als Evangelisation

Darum ist Mission viel mehr als Evangelisation (= Verkündigung der guten Nachricht); sie umfasst das ganzheitliche Zeugnis des Lebens: das Reden, Handeln und Sein eines Christen in der Welt. Alle Lebensbereiche sollen Gottes Wesen widerspiegeln: Beruf, Privatleben, persönliche Beziehungen, der Umgang mit Geld, Zeit, der eigenen Phantasie - das ganze Leben soll Gott verherrlichen. Darum kann sich Mission nicht nur auf die Verkündigung des Evangeliums und die Bekehrung von Menschen beschränken - das ist gerade das Problem vieler Christen in Europa. Mit der Bekehrung finden Menschen die Errettung von Sünde und Tod; sie erhalten das ewige Leben. Aber Gottes Absicht für ihr Leben ist noch nicht vollendet, denn ihr Leben soll von Gottes Gnade und Liebe erzählen. Darum lautet der Auftrag: "Machet zu Jüngern alle Menschen!" Wir sind Beauftragte Jesu; mit weniger gibt sich der Herr nicht zufrieden.



Mission heißt "lehrt sie halten alles"

Wie werden Menschen zu Jüngern Jesu? Die folgenden Tätigkeitswörter in Mt. 28,19f. erläutern dies: Menschen sollen "hingehen" zu denen, die das Evangelium noch nicht gehört haben, denn Gott will, dass alle Menschen Rettung finden (1. Tim. 2,4). Sie sollen zum Glauben an Jesus Christus kommen und "in seinem Namen getauft" werden. Junge Gläubige sollen Gottes Wort gründlich kennenlernen; alle Lebensbereiche sollen von Gottes Geist geprägt werden. Nicht nur etwas und in wenigen Lebensbereichen, sondern "alles, was Jesus seine Jünger gelehrt hat", sollen sie lernen.



Mission braucht das gelebte Vorbild

Dabei geht um mehr als Sachinformation; das Entscheidende muss im Leben eines Menschen sichtbar und vorgelebt werden. Gott hat nicht ein "goldenes Buch" mit seinen Anweisungen vom Himmel gesandt, sondern seinen Sohn als Person. An ihm wurde Gottes einzigartiges Wesen, seine Liebe und Fürsorge sichtbar (1. Jo. 1,1-3) - und dieser Auftrag kostete Jesus einen sehr hohen Preis, das Leben. So bedarf es heute auch des gelebten Vorbildes des Botschafters, damit Menschen zu Jüngern Jesu werden. Christliche Radiobotschaften, Fernsehen, Literatur, Bibelübersetzung, moderne Verkündigung und Lehre durchs Internet sind wertvoll - und doch muss das Evangelium Hand und Fuß, Herz und Gesicht im Leben des Botschafters bekommen. Nur so werden Menschen zu Jüngern Jesu. Darum ist und bleibt die Entsendung von Missionaren unverzichtbar.



Mission bis ans Ende der Welt

Gottes Zusage und Ausrüstung ist gegeben, und sie ist ausreichend "bis ans Ende der Welt" - geographisch und zeitlich. Selbst die fernsten Inseln gehören dazu und der tiefste Urwald, die höchsten Bergdörfer und die größten Megastädte. Überall gilt seine Zusage: "Ich bin bei euch..." (Mt. 28,20) und "Ihr werdet die Kraft des heiligen Geistes empfangen, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und Judäa und Samaria und bis ans Ende der Welt (Apg. 1,8). Der Auftrag beginnt in der Heimatstadt (Jerusalem), weitet sich aus auf das eigene Land (Judäa), springt auf das Nachbarland über (Samaria) und reicht bis ans Ende der Welt.

Diese 4 geographischen Begriffe sind jeweils durch das Wörtchen "und" miteinander verbunden. Das verdeutlicht, dass die Aufzählung nicht eine zeitliche Reihenfolge meint, sondern ein "Sowohl-als-auch". Bis heute sind die Jünger Jesu nicht mit Jerusalem zum Ende gekommen. Hätten sie sich darauf konzentriert, sie wären noch heute nicht in andere Städte und Länder gekommen - und wir in Europa hätten noch immer nicht von der Errettung in Jesus gehört. In gleicher Weise wird auch unsere Heimatstadt nie vollständig erreicht sein und unsere Heimatgemeinde nie vollkommen werden. Da wird es überall immer noch genug zu tun geben.

Zudem gibt es genügend Gemeindeglieder, die aus verschiedenen Gründen nicht an einen Auslandseinsatz denken können. Von 100 Gemeindegliedern bleiben 98 zu Hause und haben dort eine wichtige missionarische Aufgabe. Sie sind zur Mitarbeit in der Heimat gerufen, um in der eigenen Stadt Jesus zu verkündigen - und gleichzeitig an der Weltmission bis an die Enden der Erde engagiert zu sein, indem sie sich an der Sendung von Missionaren aktiv beteiligen.

Gottes Herz reicht über unseren Gartenzaun und über unseren Stadtrand hinaus. Sein Herz gilt allen Völkern, der ganzen Welt - und wir alle sollen daran beteiligt sein.

Copyright © 2002 by Dr. Detlef Blöcher (DMG)

Deutsche Missionsgemeinschaft, Buchenauerhof, D-74889 Sinsheim
Tel. (0 72 65) - 95 90    FAX: (0 72 65) - 95 91 09

Email: DMG@DMGint.de * * * * Internet: http://www.DMGint.de

Diesen Artikel können Sie als kostenlose Broschüre bei der DMG bestellen.

Dieses Dokument ist ausschließlich für den persönlichen Gebrauch bestimmt.
Eine Verwendung für kommerzielle Zwecke ist nicht gestattet.
Ins Netz gesetzt am 16.5.2002




| zum Textbeginn |

| Home |


Letzte Änderung: am 04.11.2014
Webmaster