Der Areopag - Paulus in Athen (Apg 17)

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Unterhalb der Akropolis in nordwestlicher Richtung liegt der Areopag. Er trägt seinen Namen nach dem Kriegsgott Ares und er war gleichzeitig auch der den Erinnyen geweihte Bezirk. Er ist ein kleiner Hügel und wird manchmal aus "Marshügel" genannt.

Der Tempel der Erinnyen wurde in christlicher Zeit für den ersten Bischof von Athen, Dionysios Areopagitos, in einer Kirche umgewandelt.

Auf dem Areopag tagte urspünglich das höchste Athener Gericht, der Areopag-Rat. Dieser "Rat der Oberen", zu dem die höchsten Beamten, die Archonten, gehörten, hatte zunächst auch politische Macht, wie sie in etwa dem römischen Senat entsprach. Aber der athenische Politiker Perikles (bald nach 500 - 429 v.Chr.) entzog ihm alle politische Macht und so wirkte der Areopag hernach als oberster Gerichtshof in Sachen, die mit Verrat, Bestechung, Unterschlagung und Betrug zu tun hatten. So amtete der Areopag zum Beispiel in der Anklage gegen Phidias: Man hatte ihm vorgeworfen, einen Teil des ihm von der Öffentlichkeit für seine Arbeiten auf der Akropolis anvertrauten Goldes unterschlagen zu haben. Zum Glück hatte Perikles im voraus bestimmt, alle Goldplatten an der Athene-Statue des Phidias müßten verhältnismäßig leicht zu entfernen sein, damit man durch Nachwiegen feststellen könne, ob das verbuchte Gewicht auch stimmt. Das war der Fall, und die Anklage gegen Phidias mußte fallengelassen werden.

Es scheint kaum glaubhaft, daß die Mitglieder dieses hohen Gerichtshofes auf einem nackten Felsen unter freiem Himmel getagt haben, aber man hat hier ober noch keine wesentlichen Spuren oder Überreste eines Gebäudes gefunden, während man aber feststellen konnte, daß am Fuß des Felsens etliche Bauten gestanden haben müssen. Der Umstand, daß der Felsen auf seiner Oberseite planiert ist, deutet darauf hin, daß auch hier einmal Häuser gestanden haben müssen. Es kann sein, daß die Türken jede Spur der Gebäude auf dem Areopag entfernt haben, damit sich kein Angreifer hier oben festsetzen konnte.

In neutestamentlicher Zeit traft sich der Rat, von der Untersuchung von Mordfällen abgesehen, in der "Königlichen Säulenhalle" auf dem athenischen Marktplatz. Wahrscheinlich wurde Paulus hier vor den Areopag gebracht (Apg 17,19).

Obwohl der Areopag in neutestamentlicher Zeit längst nicht mehr seine alte Macht hatte, genoß er immer noch großes Ansehen. Er war besonders für sittliche und religiöse Angelegenheiten zuständig. Es war daher selbstverständlich, daß ein "Verkünder fremder Götter" (Apg 17,18) seinem Urteil unterworfen wurde.

Die von Paulus bei dieser Gelegenheit gehaltene Areopagrede ist ein Vortrag über die wahre Gotteserkenntis. Er setzte dabei bei einer Altarinschrift ein, die "einem unbekannten Gott" lautete. Paulus wertete die Weihinschrift als Beweis für die Ahnung des Göttlichen bei den Heiden und versprach, diese in Wissen von Gott zu verwandeln. Außerdem wies er damit die Behauptung (Apg 17,18) ab, fremde Götter einzuführen.

Paulus hatte mit seiner Rede den rechten Ton angeschlagen, denn jedermann unter den Zuhörern kannte die Geschichte, die zu der Errichtung dieses Altars mit der Inschrift "Dem unbekannten Gott" geführt hatte.

Als Athen im sechsten Jahrhundert v.Chr von einer furchtbaren Pest heimgesucht wurde, opferten die Bürger allen bekannten Göttern, jedoch erfolglos. Daraufhin befahl das Orakel von Pythias dem Rat von Athen den Kreter Epimenides holen zu lassen. Dieser, den Plato einen "geisterfüllten Menschen" nannte, war Dichter und Erfinder und galt als Prophet. Epimenides trieb eine Herde weißer und schwarzer Schafe auf den Areopag, ließ sie grasen, wo sie wollten und wartete darauf, daß sie sich aus eigenem Antrieb irgendwo niederlassn würden. An der Stelle, wo sie sich schließlich zur Ruhe legten, errichtete er einen Altar und ließ die Athener dort "dem unbekannten Gott" opfern. Diese Geschichte kannte jedes Kind in Athen.

Die Areopagrede des Apostels stand ganz in der Tradition des hellenistische Judentums und der paulinischen Missionspredigt. Mit rhetorischem Feingefühl gewann Paulus die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer und stellt ihnen Jesus Christus als den von Gott gesandten Retter vor. Paulus verband seine galante Rede mit dem christlichen Aufruf zur Umkehr zu Gott und proklamierte vor Menschen mit einer polytheistischen Weltanschauung Jesus Christus als den alleinigen Weg zu Gott.

Der Areopag ist aus den Dramen des Aischylos "Die Eumeniden" und des Euripides "Elektra" als Schauplatz ebenso bekannt wie als Ort, an dem der Apostel Paulus auf seiner 2. Missionsreise ca. um das Jahr 49/50 n.Chr. seine Predigt hielt, die uns in der Apostelgeschichte 17,22-34 überliefert ist.

Apostelgeschichte
17,16 Als aber Paulus in Athen auf sie wartete, ergrimmte sein Geist in ihm, als er die Stadt voller Götzenbilder sah.
17,17 Und er redete zu den Juden und den Gottesfürchtigen in der Synagoge und täglich auf dem Markt zu denen, die sich einfanden.
17,18 Einige Philosophen aber, Epikureer und Stoiker, stritten mit ihm. Und einige von ihnen sprachen: Was will dieser Schwätzer sagen? Andere aber: Es sieht so aus, als wolle er fremde Götter verkündigen. Er hatte ihnen nämlich das Evangelium von Jesus und von der Auferstehung verkündigt.
17,19 Sie nahmen ihn aber mit und führten ihn auf den Areopag und sprachen: Können wir erfahren, was das für eine neue Lehre ist, die du lehrst?
17,20 Denn du bringst etwas Neues vor unsere Ohren; nun wollen wir gerne wissen, was das ist.
17,21 Alle Athener nämlich, auch die Fremden, die bei ihnen wohnten, hatten nichts anderes im Sinn, als etwas Neues zu sagen oder zu hören.
17,22 Paulus aber stand mitten auf dem Areopag und sprach: Ihr Männer von Athen, ich sehe, daß ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt.
17,23 Ich bin umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf dem stand geschrieben: Dem unbekannten Gott. Nun verkündige ich euch, was ihr unwissend verehrt.
17,24 Gott, der die Welt gemacht hat und alles, was darin ist, er, der Herr des Himmels und der Erde, wohnt nicht in Tempeln, die mit Händen gemacht sind.
17,25 Auch läßt er sich nicht von Menschenhänden dienen, wie einer, der etwas nötig hätte, da er doch selber jedermann Leben und Odem und alles gibt.
17,26 Und er hat aus einem Menschen das ganze Menschengeschlecht gemacht, damit sie auf dem ganzen Erdboden wohnen, und er hat festgesetzt, wie lange sie bestehen und in welchen Grenzen sie wohnen sollen,
17,27 damit sie Gott suchen sollen, ob sie ihn wohl fühlen und finden könnten; und fürwahr, er ist nicht ferne von einem jeden unter uns.
17,28 Denn in ihm leben, weben und sind wir; wie auch einige Dichter bei euch gesagt haben: Wir sind seines Geschlechts.
17,29 Da wir nun göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht.
17,30 Zwar hat Gott über die Zeit der Unwissenheit hinweggesehen; nun aber gebietet er den Menschen, daß alle an allen Enden Buße tun.
17,31 Denn er hat einen Tag festgesetzt, an dem er den Erdkreis richten will mit Gerechtigkeit durch einen Mann, den er dazu bestimmt hat, und hat jedermann den Glauben angeboten, indem er ihn von den Toten auferweckt hat.
17,32 Als sie von der Auferstehung der Toten hörten, begannen die einen zu spotten; die andern aber sprachen: Wir wollen dich darüber ein andermal weiter hören.
17,33 So ging Paulus von ihnen.
17,34 Einige Männer schlossen sich ihm an und wurden gläubig; unter ihnen war auch Dionysius, einer aus dem Rat, und eine Frau mit Namen Damaris und andere mit ihnen.

Weitere Infos

Bilder:

Berichte:

    Bericht über den Areopag einschließlich dem griechischen Bibeltext der Areopagrede des Paulus (mit Literaturangaben; ein bibelkritischer Artikel) © Gottwein (20.1.2007)


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Ins Netz gesetzt am 15.05.2003; letzte Änderung: 29.05.2013
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